33.Entscheidung

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Neith befand sich in einem Paradies wie es in der Bibel geschrieben war. Poseidon hatte ihr gestattet den Berg, also den eigentlichen Olymp zu erkunden und sie hatte sich direkt in der Landschaft verloren. Hier oben kommt kaum eine Menschenseele hinauf, deshalb vibrierte die Luft schon schier vor all der göttlichen Energie. Die Bergspitze war durch Wolken vor menschlichen Blicken geschützt, im Gegenzug  dazu war hier oben keine Spur von schlechtem Wetter. Die Sonne schien in ihrer vollen Pracht auf Neith herab. Sie blickte sich um und wo sie hinsah, überall wuchs etwas, meist auch Pflanzen welche ihr noch unbekannt waren. Schmetterlinge, Vögel, kleine Drachen, Eidechsen, Schnecken, es war alles dabei, ebenso war ganz in der Nähe ein kleines Wäldchen in welchem vermutlich noch einige Tiergattungen dazu kamen. Neith fühlte sich wie im siebten Himmel. Es war eine wahre Augenweide, noch nie hatte sie sich so sicher gefühlt wie hier oben, doch trotzdem fehlte ihr etwas.

Sie ließ ihre Hand über das samtene Gras streichen, doch sie schüttelte schnell den Kopf. Die Umgebung fühlte sich einfach nicht real genug an. Es war als würde sie in ein Märchenbuch blicken, dabei gefiel es ihr in ihrer Welt viel besser. Ein leises Rascheln der Wiese ließ sie aufschrecken. Sie fuhr herum wobei ihr ihre wilden Locken in das Gesicht schlugen. Schnell schritt sie sie hinfort und schaute überrascht zu ihrem Besucher. Graue Haare wogen in der leichten Sommerbrise und ein weißes Gewand schmiegte sich wie aus Seide gefertigt um den muskulösen Körper. Das harte, ernst dreinschauende Gesicht musterte sie und die grauen Augen der Göttervaters stachen wie gewohnt auf sie ein, "Zeus, was verschafft mir die Ehre?". Sie hielt dem niederschmetternden Blick seiner seitens stand und schaute den Gott aus neugierigen Augen an. Ein Kribbeln durch fuhr sie als sie sich an die erste Begegnung mit Snape erinnerte, wie auch er solch einen scheinbar undurchdringlichen Blick aufgelegt hatte und wie sie dem finsteren Professor stand gehalten hatte. Snape. Oh ja, wäre er nun hier, würde diese Götterwelt um einiges begreifbarer auf Neith wirken. Doch dass hier war nicht sein Reich. Das würde es auch nie sein, nur allein sie hatte das Privileg auf diese Märchenwiese. Dieser Gedanke jedoch, stimmte sie traurig. Wie einsam es doch als Gott sein musste.

 "Neith, wir sollten einige Sachen klären. Wenn du einen Moment Zeit für mich opfern würdest?", die Okeanos nickte schnell mit dem Kopf. "Natürlich, man darf den Göttervater wohl kaum abweisen.", sie lächelte kurz und deutete auf den Platz neben sich. Zeus schaute zuerst sie, dann den Boden irritiert an und hatte sichtlich wenig Lust sich in den Dreck zu setzen. "Nun, ich würde vorschlagen wir sprechen darüber im Thronsaal, wenn es genehm ist.", meinte er, doch schien es keine wirkliche Frage gewesen zu sein, denn er drehte sich sofort um und verschwand in Richtung des Gebäudes. Die Ginger seufzte und schaute mein letztes Mal auf die Landschaft vor ihr. Sie mochte zwar die Vielfaltall der Lebewesen die dort hausten, vor allem die Drachen faszinierten sie, doch das alles, die Sonne, das grüne Gras, einfach alles an dieser Natur wirkte zu künstlich für sie. Viel lieber wäre sie nun in Hogwarts, durch die Kerker streifend, die Fische im Gemeinschaftsraum beobachtend, selbst die Gewächshäuser gaben ein besseres Heim ab als dieses Bild hier. Die Okeanos schnaubte. Ihr gefiel es hier nicht. Ganz und gar nicht. 

Eilig tappste sie dem Gott hinterher und fand sich in dem bereits all zu bekannten Saal wieder. Zeus stand mit dem Rücken zu ihr, die Schultern angespannt. Er hob seine rechte Hand in die Höhe und machte eine langsame, wischende Bewegung, als würde er Dreck von einer Scheibe streichen und mit einem Mal fing der Raum an sich zu bewegen. Es drehte sich alles um Neith, sie nahm alles nur noch verschwommen wahr, ihr Atem wurde schwerer und sie torkelte ein wenig bevor der Saal ruckartig stehen blieb. Doch er hatte sich geändert. Anstatt des strahlenden Marmorbodens standen sie nun in weichem Sand und ebenso waren die Throne verschwunden. Holzbarrikaden, Holzgestelle mit bereits zum Verfall neigenden Rüstungen,  Trainingsgeräte jeglicher Art standen überall auf dem Gelände verteilt. "Dies ist unsere Trainingshalle. Alles hier ist vor göttlichen Kräften geschützt und bereit zum Training. Mein Wunsch war nun deine wahre Kraft zu entfalten um einschätzen zu können ob du uns von Nutzen bist oder nicht.", die Stimme des Mannes dröhnte durch die Luft und hallte von allen Seiten wieder so dass Neith sich schon fast aus Reflex die Ohren zugehalten hätte. Die Rothaarige blickte erstaunt zu dem Gott welcher sich immer noch nicht die Mühe machte sich um zudrehen, dann fiel ihr Blick auf die eine Seite der Halle. Bis an die Decke war diese mit Waffen aller Arten bestückt, Bögen, Schwerter, Dolche, Äxte, Pfeile und sogar Blasrohre. Unter anderem fiel ihr eine kleine Kammer in der Ecke rechts neben ihr auf. Es stand nichts darauf was auch nur die kleinste Information geben könnte, doch unter dem Türschlitz leuchtete es immer mal wieder grell heraus und ein leises zischen drang heraus. Neith vermutete dass der Göttervater dort seine altbekannten Blitze aufbewahrte, möglich wäre es jedenfalls, doch die Idee schob sie erst einmal beiseite.

Die Okeanos schritt auf das Waffenarsenal zu und entdeckte sogar einige Pistolen, doch die ließ sie getrost liegen. Sie staunte nicht schlecht. Das Lager war wirklich nach höchstem Standart eingerichtet und scheinbar auch auf aktuellstem Stand. Sie ließ den Blick wandern und fast sofort fiel ihr ein etwas größerer Dolch auf. Er hing ziemlich direkt vor ihr und hatte einen schwarzen, ledernen Griff. Am Knauf pragte ein Kopf eines Wolfes aus glänzendem Eisen. Er bleckte die Zähne und Neith konnte das Knurren schon fast hören. In den Augenhöhlen waren zwei kleine, gelbe Edelsteine eingelassen und die Klinge schien als könnte sie so manchen Körper schwer verletzen. Eine dunkle Macht schien das Messer zu umgeben und die Okeanos wusste dass diese Waffe auf jeden Fall der Zaubererwelt entstammte. Das Metall wurde mit schwarzer Magie belegt, das spürte jeder der sich auch nur annähernd mit Magie aus kannte.

Behutsam nahm sie ihn von der Halterung und umgriff das Leder. Er lag wie ausgewogen in der Hand, führte sie ihn, schien es als würde die Luft unter dem Metall zerfließen. "Gute Wahl, eine Hexe wie du sie bist hätte sich auch kaum etwas anderes aussuchen können. Dieser Dolch würde vor einigen Jahrhunderten von einem Zauberer namens Agrippa hergestellt, kluger Mann, doch leider nahm sein Leben schnell ein Ende.", Zeus war nun hinter ihr aufgetaucht und schaute ihr über die Schulter. Neith war fasziniert von der Waffe und wog sie in der Hand. "Darf ich ihn behalten?", es war eine sehr kindische und respektlose Frage, doch Zeus schien das erste Mal nicht beleidigt darüber. "Natürlich. Ich habe das Gefühl Lupos und du harmonieren so gut wie kaum jemand es mit ihm könnte.", er strich sich nachdenklich durch den Bart und wirkte dabei wie ein harmloser Großvater der überlegte was seinen Enkeln zu Weihnachten gefallen könnte. Neith biss sich auf die Lippe, "Wenn ich den fragen darf, ich spüre er wurde mit schwarzer Magie belegt, was ist seine Besonderheit?". Der Gott drehte sich elegant um und schritt mit wehendem Gewand in Richtung der Hallenmitte, "Sollte der Besitzer jemanden gewollt mit ihm verletzen, so spürt Lupos das und gibt seine Kraft preis. Ein Schnitt in der Größe eines Staubkorns genügt und der Getroffene zerfließt zu Wasser. Die Seele wird in das Meer gespült und endet als Schaum auf den Wellen. Doch genug des endlosen Geredes. Es wird Zeit für das Training. Ich gebe dir hiermit die Erlaubnis mit mit allen Mitteln die du hast anzugreifen, egal ob mit deinem Zauberstab, deinem Dolch oder deinen Kräften. Auch körperliche Kraft kann von Nutzen sein. Greif mich mit voller Macht an, sobald du es schaffst dass mein Rücken den Boden berührt, sprich, wenn du mich zum fallen bringst, ist das Training beendet und du wirst als vollwertige Göttin anerkannt.", der Wirbelsturm in seinen Augen fixierte Neith und in dieser stieg ebenso der Ehrgeiz auf.

Sie nahm sich vor diese Aufgabe zu bewältigen. Sie war eine Slytherin, ihr Ehrgeiz war schon immer ihr ganz persönliches Markenzeichen gewesen. Hogwarts hatte sie vorbereitet und das sollte nicht unbemerkt bleiben. Sie dachte an Kelly, an Jeffrey, an Snape und an ihren Bruder, für sie alle würde sie diese Prüfung bestehen.

Under the Sea ~ Severus Snape FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt