28. Meer

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Er stand da, an die Wand angelehnt die genauso steinern war wie er selbst. Die grünen Augen auf seine eigene Tochter gerichtet,  seine Tochter die ihn gerade auf sein Alkohol Problem hinwies. Seine Tochter die ihn gerade fragte warum er seine ganze Familie hatte fallen lassen. Neith wusste, er würde gleich wortlos nach unten gehen, seine Flasche Bier, Whisky, Wodka, Tequila oder sonst einen beliebigen Alkohol in die Hand nehmen und mit wenigen Zügen leeren. Sie wusste dass er die Wirkung genießen würde, die Ablenkung von der Unwissenheit warum er all dies tat. Und wie sie vermutete, er verließ ohne eine zufriedenstellende Antwort das Zimmer, kurz darauf hörte sie die Treppe in regelmäßigen Abständen knarren und knacken. Der Fernseher hallte in besonderer Lautstärke zu ihr hinauf. Mit einer unfassbarer Wut schlug sie auf die Wand ein, schmiss ihr Kissen gegen die Tür, schrie sich die Seele aus dem Leib, all das hätte sie zu gerne wirklich getan, doch dem war nicht so. Ihr Vater begann nun zu trinken, würde sie da so auf sich aufmerksam machen, dann würde sie den nächsten Morgen nicht mehr erleben. In Gedanken all das ausführend was sie sich nur vorstellen konnte, blickte sie aus dem Fenster. Noch konnte sie raus gehen, es war ein wunderschöner Abend und sie könnte noch eine Weile am Strand entlang laufen. Ja, sie wohnte nicht direkt in Bristol, allerdings sehr nah dran. Sheepway, eine Stadt direkt an der keltischen See.

Ohne groß nach zu denken warf sie sich eine dünne Jacke über, steckte die Zigaretten ein und versteckte den Zauberstab griffbereit im Ärmel. Schnell rannte sie runter und rief noch schnell ein, "Ich geh raus.", in das Wohnzimmer. Sie hörte keine Proteste, weshalb sie schnell in Richtung der Dünen rannte. Sie hatte eine kurze Shorts an, ein weißes Top und die dünne Joggingjacke. Der Wind pfiff ihr um den Körper und schien sie mit davon wehen zu wollen. Sie ließ ihn in alle Richtungen davon wehen, fühlte sich als würde sie auf Wolken tanzen, dann kam sie am Strand an. Es war keine Menschenseele in der Nähe, so schmiss sie sich mit einem gewaltigen Adrenalin Schub in den Sand. Außer Atem und lächelnd starrte sie in den Himmel. Sie fing grundlos an zu lachen, immer herzlicher und irgendwie.. war es wohl doch nicht so grundlos. Die Wut von vorhin war vergessen, das Glück der letzten Wochen zurück, es war als wäre sie frei von allen Sorgen. Kleinste Sandkörner strichen über ihre Haut und würden vermutlich noch die nächsten Wochen nicht mehr aus ihren Haaren raus kommen. Ihr Vater, ihre Mutter, Kelly, Snape, Jeffrey, Eliot. Sie alle waren aus ihren Gedanken gestrichen, es existierte im Moment nur sie und dieser Strand für sie.

Aufgeregt richtete sie sich auf und schaute zum Meer hinaus. Die kleinen Wellen schwappten fröhlich durch den sommerlichen Abend und versanken im Sand. Sie hatte bisher den Wind und das Feuer beherrscht, wie würde es mit dem Wasser klappen? Wasser war schon immer ihr Lieblingselement, wenn sie schwamm konnte sie schon immer alles ausblenden. Nach kurzem überlegen entschied sie sich dazu ihre Kleidung auszuziehen und in Unterwäsche ins Wasser zu gehen. Es war ihr lieber das Element um sich zu haben, es zu spüren, deshalb zog sie augenblicklich ihre Klamotten bis auf die Grundschicht aus und schmiss sie etwas weiter hinten zusammen auf einen Haufen. Es waren angenehme fünfundzwanzig Grad und auch wenn das Wasser auf den ersten Hieb eiskalt war, sie gewöhnte sich durch all die Aufregung schnell daran. Als das kühle Nass um ihre Knöchel schwappte, entspannte sie sich wie sie es immer tat, kam sie mit Wasser in Berührung. Mag sein, sie hatte das Ichor aller Götter, doch die Gene des Okeanos waren eben doch stärker. Warum hatte sich ihr Vater wohl für das Meer entschieden?

Sie stand nun bis zu den Knien im Meer und schloss die Augen. Sie nahm die Wellen wahr, spürte die Bewegungen aller Lebewesen im Umkreis weniger Meilen, konnte förmlich den Puls des Meeres fühlen. Es war als wäre sie selbst ein Teil des Meeres. Es war nicht schwer es zu kontrollieren, nein, das war das aller leichteste an den ganzen Sache, viel schöner war es sich einfach treiben zu lassen. Sie merkte wie ihre Aura auch in der Unterwasserwelt nicht unbemerkt blieb. Ihr kam eine Idee. Wieder in diese Trance versetzt, versuchte sie sich auf die Himmelswelt zu konzentrieren. Da sie sich schon fast automatisch mit dem Wasser verband, brauchte sie dafür keine Mühen verschwenden, deshalb versuchte sie nun auch an Land, beziehungsweise mit Hilfe der Luft zu spüren was in der Welt so vor sich ging. Es war ein atemberaubendes Gefühl, fast so wundervoll wie der erste Zauber mit ihrem eigenen Zauberstab. Den Wind zu fühlen, war keines Wegs mit dem Wasser zu vergleichen, deshalb gab sie es mehr oder weniger auf.

Sie nahm wahr wie hinter ihr eine weitere Person in das Wasser stieg, an Hand der gleichen Aura welche sie ausstrahlte, stellte sie erstaunt fest dass es wohl ihr Vater war. Doch sie ließ sich nicht aus der Trance reißen wie im Zug. Er blieb wenige Sekunden stehen, schien ebenso die Wirkung des Wassers zu genießen, dann ergriff das Wort, "Ich weiß dass du mich erkennst, dass du das Wasser erkennt. Du weißt von den Göttern, nicht?". Neith fuhr herum, starrte ihn aus strahlend goldenen Augen an, schaute ihm tief in die Augen, "Du... Du hast nicht getrunken.". Dass sie hier vollkommen in Unterwäsche vor ihm stand, war ihr so egal. Ein Bikini hätte nicht anders ausgesehen und dazu war es nur ihr Vater.

Er schüttelte den Kopf und blickte nach unten, "Ich habe seit gestern einen eiskalten Entzug gemacht, ich gehe immer ans Meer und lenke mich mit dem Wasser ab, sollte mich die Sucht überkommen. Ich will das nicht mehr, glaube mir Neith. Als ich dich zu diesem.. Monster erschaffen habe, da war ich nicht bei Sinnen. Erebos' Kinder wachten über mich, hatten meine Gedanken vernebelt.". Sie wand sich ab, und blickte zurück auf das Meer, "Ich bin nicht sauer darauf dass du mir diese Kräfte gegeben hast, im Gegenteil, ich liebe sie. Und lieber muss ich mit ihnen umgehen, anstatt jemand der dem Olymp wirklich etwas schlechtes will.". Ihr Vater schaute erstaunt zu ihr, "Heißt dass du verzeihst mir? Einfach so?". Neith lachte auf, war er wirklich so naiv? "Nein, garantiert nicht. Ich bin froh diese Kräfte zu haben, egal was ich dafür durchstehen muss, aber es war eine unverzeihliche Tat die du damals an mir ausübtest. Du hättest in deinem eigenen Rausch aus Wut, Eifersucht, Kummer und Trauer das Leben vieler Personen zerstören können. Wäre dein Plan aufgegangen und ich hätte irgendwann die Olympier gestürzt, die Welt wäre in Schutt und Asche gelegen. Sie haben mich letztens im Traum aufgesucht, eigentlich wollten sie mich umbringen, doch ich könnte sie zumindest um stimmen.". Das Wasser um sie wurde eisig bei ihren gefühlskalten Worten und ihre Emotionen flossen wohl auch auf die Stimmung des Wassers über, denn die Wellen wurden für einen klitzekleinen Moment heftiger. Plötzlich jedoch um streichelte sie eine Wasserströmung die warm wie Badewannenwasser war, die Emotionen darin schienen Stolz, Liebe und Bedauern zu sein. Sie wollte nicht länger darauf eingehen und versuchte eine große Menge an Wasser nach ihren Gedanken zu bewegen. Sie breitete beide Arme aus und spreizte die Finger. Ihre Fingerspitzen kribbelten gewaltig und zwei imposante Hände aus puren Stromschnellen erhoben sich aus dem Wasser. Sie folgten jeder von Neith's Bewegungen, bis diese keine Luat mehr hatte und die negativen Emotionen sie wieder einmal überkamen. Sie machte eine Bewegung als würde sie einen Teppich ausrollen und so bildete sich eine riesige Welle welche das Wasser in hohem Boden von ihr weg beförderte. Abrupt drehte sie sich zu ihrem Vater um, dieser blickte der Welle fasziniert hinterher. "Ich wusste nicht dass deine Kräfte solch einen Ausmaß haben.", er murmelte den Satz eher zu sich selbst als zu Neith.

Diese schaute ihn fassungslos an, "Du wusstest es nicht? Verdammt, ich habe die Kräfte aller zwölf olympischen Götter in mir, wieso zum Teufel hättest du dir das nicht vorstellen können?!". Alan Okeanos's Kinnlade klappte herunter und er schien komplett abzuschalten. Nun war die Ginger verunsichert, "W-was?! Ist doch so!". Ihrem Vater knickten die Knie weg und so fiel er mit einem nicht wirklich gesundem Gesichtsausdruck ins Wasser.

Under the Sea ~ Severus Snape FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt