21. Ugoi

586 37 0
                                    

Neith wachte erst spät am Vormittag auf und ließ sich den Traum eine ganze Weile durch den Kopf gehen, ehe sie sich im Bad fertig machte. Es war Samstag und die Sonne schien selbst durch den See warm in die sonst so düsteren Räume der Slytherins. Kelly war wie es schien bereits unterwegs, das Wetter genießen, jedenfalls lag ihr Bett frisch gemacht und verlassen da. Müde tapste sie in das Badezimmer ihres Schlafsaals und schloss die Tür hinter sich. Mit einem Gähnen blickte sie in den Spiegel worauf ihr ein spitzer Aufschrei entfuhr. Hinter ihr schwebte das Tier von welchem sie vor nur wenigen Minuten noch geträumt hatte. Wie hieß es noch gleich? "Ugoi, dann war das doch kein Traum!", Neith's Augen weiteten sich und ein breites Lächeln stieg in ihr auf. In Windeseile machte sie sich fertig und stürmte durch das gesamte Schloss auf der Suche nach Kelly.

Ihre letzte Möglichkeit, Kelly musste irgendwo auf den Ländereien sein. Aufgeregt und vor Glück hüpfend rannte sie alle Wiesen und Hügel ab, schließlich wurde sie bei Hagrid fündig. Kelly war gerade dabei Hagrid beim Kürbise pflanzen zu helfen, da wurde sie schier von der Rothaarigen umgerannt. "Hagrid! Ich muss mir Kelly mal kurz ausleihen, geht das?", wie ein kleines Kind grinste sie ihn mit sechs Köpfen unterschied an. Hagrid brummte belustigt vor sich hin, " 'Türlich, Hauptsache du bringst se' wieder zurück.". Neith nickte stürmisch und zog ihre Freundin hinter den Hügel. "Was ist denn mit dir los, Dornröschen? Da schläfst du einmal richtig und springst gleich umher wie ein Gummibär auf LSD.", lachte sie. Neith kicherte und plapperte gleich drauf los, "Kelly, ich hab heute Nacht von den Göttern geträumt!". Die Brünette runzelte die Augenbrauen, "Und jetzt? Ist das was besonderes nach all den Info's gestern?". Neith winkte ab, "Ach was, nicht nur geträumt. Sie haben mich in meinen Gedanken besucht. Ich habe mit ihnen gesprochen und die Olympier geben mir die Chance auf ihre Seite zu wechseln. Ansonsten würden sie mich vermutlich so untrainiert sofort erledigen können, wäre ich wirklich zu den Plänen meines Vaters abgewichen. Sie werden mich ihre Mächte lehren, damit ich keinen Mist baue haben sie mir einen Gagoyle als Aufpasser geschickt! Merlin, Kelly! Ich werde zu einer Göttin sollten sie zu ihrem Wort stehen!", Neith's Augen strahlten in einem hellen gold und fast hätte man denken können das Wetter wurde noch ein wenig schöner.

Kelly riss erstaunt die Augen auf, "Du konntest Zeus umstimmen? Neith, ich glaube der hat richtig Respekt vor dir!", lachte sie. Neith konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Dann fiel ihr ein was sie eigentlich tun wollte, sich aufmerksam umblickend befreite sie Ugoi aus seinem Versteck unter ihrem Umhang.

Kelly klappte der Mund auf, "Ugoi! Athene hat ihn wieder losgeschickt? Dann scheint sie es wirklich ernst mit dir zu meinen. Schon seit mehreren Jahrtausenden gilt er als der treuste Untergebene Athene's!", mit leuchtenden Augen schritt sie auf das Tier zu, wenn man es so nennen konnte. Misstrauisch schnaubte Ugoi eine kleine Rauchwolke aus, doch ließ sich dann auf Kelly's Schulter nieder. Die Brünette quitsche kurz auf und strahlte Neith an. Doch diese war wie so oft tief in ihre Gedankenwelt zurück gewichen. "Hör zu, du hast bestimmt viele Fragen wie zum Beispiel wie dein Training dann aussehen soll. Ich kann dir alles erklären, aber jetzt muss ich erstmal Hagrid helfen. Wir treffen uns heute Abend ja wieder. Übrigends, außer denen die in dein Geheimnis eingeweiht sind, kann dieses kleine Kerlchen hier niemand sehen, du brauchst ihn also nicht verstecken.", Kelly zwinkerte ihr noch kurz zu, dann verschwand sie auch schon wieder.

Neith wanderte etwas verloren durch die Gänge des Schlosses. Sie wollte einfach nachdenken. Mit den Händen in den Taschen und gesenktem Blick schritt sie über die Marmorplatten. Ruckartig schreckte sie zurück als sie ein grünes, kunstvoll besticktes Gewand vor sich wahrnahm. "Oh, Professor McGonagall, Verzeihung. Ich war gerade in Gedanken, da habe ich sie nicht bemerkt.", mit einem entschuldigenden Blick schaute sie zu der Professorin hinauf. Neith glaubte für einen Bruchteil zu sehen wie sie die Nase rümpfte, doch es war zu schnell wieder vorbei als dass sie es genau hätte sehen können. "Nicht unüblich für ihr Haus, Miss Okeanos. Unverschämtheiten bin ich bereits gewohnt.", gerade wollte sich die Gryffindor Lehrerin abwenden, da protestierte Neith lautstark. "Nur weil ich wegen meinen Eigenschaften in dieses Haus gekommen bin, müssen sie noch lange nicht alle in eine Schublade stecken. Es gibt durchaus Ausnahmen im Bereich Slytherin.", zischte sie ihr hinterher. Frustriert schüttelte sie den Kopf und setzte ihren Weg fort. Diskriminiert von einer Lehrerin, das hatte sie bisher auch noch nie erlebt. Hatten McGonagall und Snape Rollen getauscht?

"Miss-... Miss Okeanos, warten sie einen Moment.", Neith drehte sich um und blickte der Professorin zum wiederholten Mal entgegen. Mit schuldbewusstem Blick senkte McGonagall den Kopf. "Ich muss mich entschuldigen, ihr neuer Mitschüler, Levi Harrington, hat mir den Unterricht in den letzten Tagen nicht gerade leicht gemacht. Es tut mir leid, so etwas sollte man nicht an Schülern aus lassen.". Neith schaute ihr in die grauen Augen, Scham blickte ihr entgegen. "Ist schon gut, Professor. Ich habe ihn bereits kennen gelernt, ich kann mir vorstellen wie er so im Unterricht tickt, da kann einen der Stress schon mal übermannen.". Die Lehrerin seufzte erleichtert, "Oh ja. Wenn ich ihnen einen Rat geben darf, vermeiden sie möglichst tieferen Kontakt zu ihm, er ist wirklich ein Slytherin der übelsten Sorte.". Besorgt und schon fast etwas traurig runzelte sie die Augenbrauen und schaute nachdenklich gen Boden.

"Hatte ich nicht vor, aber danke für den Tipp.", Neith lächlte sie freundlich an, "Und wenn ich ihnen einen geben darf, machen sie sich keine Gedanken über Harrington. Er verbaut sich sein eigenes Leben, nicht ihres.". McGonagall musterte die Rothaarige genaustens, "Sie sind ein wirklich intelligentes Mädchen, Okeanos. Lassen sie sich das nicht nehmen.", mit diesen Worten verschwand sie nachdenklich um die nächste Ecke. Neith wunderte sich mittlerweile über gar nichts mehr, so nahm sie das Verhalten der Hauslehrerin einfach hin. Der Rotschopf blickte auf ihre Uhr und sah das es schon Zeit für das Abendessen war, eilig machte sie sich auf den Weg in die große Halle.

Gerade als sie neben Kelly Platz nahm kamen die Eulen mit der Post herein geflogen. Abends kam immer weniger als morgens, ab und zu bekam jemand einen Brief, doch beim Frühstück kam so gut wie alles an. Neith achtete nicht auf die Vögel da sie nicht wirklich Post erwartete, doch da kam eine Sperbereule herein welche genau über Neith's Platz einen Briefumschlag fallen ließ. Die Rothaarige war verwirrt, bis sie den Absender sah. Kai.

Under the Sea ~ Severus Snape FFWhere stories live. Discover now