türspalt

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Zweifelnd blickte sie in meine Richtung, doch als ich langsam auf sie zuging, schien sich ihre Anspannung zu verflüchtigen. Ihre hübschen Augen waren auf meinen Körper fokussiert und erst als ich kurz vor ihr zum Stehen kam, blickte sie mir in die Augen. Sie hatte mich ebenso eindringlich gemustert, wie ich sie kurze Zeit davor. Und es störte mich nicht. Ob sie wohl auch diese Verbundenheit und unerklärliche Zuneigung empfand? Ich musste grinsen, da sie nun unwissend zu Boden blickte und nicht wusste, was sie sagen sollte.

Ohne darüber nachzudenken legte ich meine Hand an ihr Kinn und hob ihren Kopf an, sodass sich unsere Blicke wieder trafen. Ein wohliger Schauer durchfloss mich beim Anblick ihres Gesichts, welches jetzt so nah vor meinem war. Ihre Haut fühlte sich sehr weich unter meiner Berührung an und ich konnte mich nur schwer dazu durchringen, meine Hand von ihrem Kinn zu lösen.

Hätte ich meine Hand nur ein paar Zentimeter höher angesetzt, dann wäre ich auf ihre roten Lippen gestoßen, auf welchen sie gerade nervös kaute. Ich räusperte mich hastig und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während ich meine ausgelatschten Schuhe betrachtete.

»Hallo«, sagte ich dann mit weicher Stimme, die Tatsache, dass unser stetig spontanes Aufeinandertreffen mich glücklich machte, mit aller Kraft verbergend. Meine Mundwinkel zuckten unruhig nach oben, und es musste wohl sehr blöd aussehen.

Nun legte sich ebenfalls ein Lächeln auf ihre Lippen und sie erwiderte meine Begrüßung.

»Hast du Hunger? Ich wollte gerade etwas essen gehen. Kannst gern mitkommen, und mir erzählen, warum du mich schon wieder verfolgst.«

Als hätte sie es erahnt, gab mein Bauch in diesem Moment ein zustimmendes Grummeln von sich. Wir beide mussten lachen und sie ergriff spaßeshalber meinen Kragen, um mich ein paar Schritte in Richtung Cafeteria zu ziehen, und somit in Bewegung zu setzen. Mit vollstem Vergnügen folgte ich ihr. Ich genoss die Nähe sehr, und das Gefühl von Geborgenheit machte sich in mir breit.

Während ich zwei Muffins, einen Apfel und eine typisch schlichte Krankenhaussuppe verschlang, redeten und lachten wir viel miteinander, über alle möglichen Dinge. Wir verstanden uns sehr gut und ich konnte mein Lächeln nicht abstellen. Sie aß, im Gegensatz zu mir, nur sehr wenig und betrachtete mich die meiste Zeit über, mit einem schelmischen Grinsen, welches wahrscheinlich an meinen guten Appetit gerichtet war.

Da ich nun gerade bei meinem dritten Muffin angelangt war und ihn genüsslich in großen Stücken verschlang, viel mir das Essen und das gleichzeitige reden ein wenig schwer.

Gerade in einer Unterhaltung vertieft, an einem Punkt angelangt an welchem ich ausführlich meine Meinung zu dem Klimaschutz äußerte und sie mir währenddessen aufmerksam zuhörte, wanderte ihr Blick zu meinen Lippen. Ich bemerkte es kaum, bis ich auf einmal in meinem Redefluss gestoppt wurde, da sie eine Hand in Richtung meines Gesichtes ausgestreckt hatte.

Während ihrer Bewegung verrutschte ihr Pullover so, dass ich freien Blick auf ihren rechten Arm hatte. Erneut erblickte ich einige Narben, und ebenfalls eine typische Blutkanüle welche zur leichteren Blutabnahme diente. Jedoch konnte ich mich nicht lange darauf konzentrieren, da ihre weichen Finger meinen Mundwinkel fanden und sie mit einem Lächeln darüber führ.

Ich wagte es kaum zu atmen. Als sie jedoch eine Sekunde später ihren Arm zurückzog, mir war es vorgekommen als wäre die Zeit stillgestanden, entwich die Wärme aus meinem Körper mit ihrer schwindenden Berührung. Immer noch lächelnd ließ sie ihren Finger, auf welchem ein paar Krümel meines Schokoladenmuffins thronten, zwischen ihre Lippen gleiten, während sie den Blickkontakt mit mir hielt.

Ich stieß verblüfft die Luft aus und konnte es kaum fassen. Sie schenkte mir eine solch vertraute Geste, ohne irgendeinen Zusammenhang oder eine Vorwarnung. Diese hätte ich nämlich wirklich gebraucht, da mir mein Blut in den Ohren nur so rauschte, und ein richtiger Strom aus dem vorher so dahinplätschernden Bächlein entstanden war. Jedoch fing ich mich gleich wieder und schaffte ein wenig Platz in meinem Kopf. Sie blickte mir immer noch intensiv in die Augen.

Mir kam es vor wie ein Spiel.

Ein erbarmungsloses Spiel, welches sich allein um verwirrende Gefühle drehte. Die vorher noch so verlegen wirkende Sam verführte meinen Geist.

Doch ich konnte ebenso spielen wie sie, und das versuchte ich ihr nun zu beweisen.

Ich beugte mich also langsam im Sitzen über den Tisch, bis sich unsere Nasenspitzen fast berührten. Ihre Augenlieder flatterten einen Moment; kaum merklich. Unser Atem vermischte sich, und ich bemühte mich, meine Dominanz zu bewahren. Sie schloss ihre Augen, was mich innerlich aufheulen ließ, da sie so schön zu betrachten waren. Ich hob meine Hand, zweifelnd vor meiner folgenden Handlung. Langsam ließ ich meine Finger an ihrem Wangenknochen entlang fahren, während ich aufmerksam ihre Reaktion beobachtete. Ihre Augen waren immer noch verschlossen und ihr Atem wurde unruhig. Doch ich nahm es kaum wahr, da ich so auf meine Bewegungen konzentriert war. Während ich meine Hand an ihrer Wange ruhen ließ, huschten meine Augen zu ihren Lippen. Jedoch überkam mich die Angst und ich fasste mich schnell wieder. Meine Hand fand nun den Weg aufwärts an ihre Schläfe, wo ich ihr langsam eine Haarsträhne zurück strich, um ihr Gesicht klar betrachten zu können.

Dann löste sich unsere Verbindung wieder, und sie öffnete schnell ihre Augen, als sich meine Hand von ihrer Haut entfernte. Ich war ihr immer noch gefährlich nah, und deutete auf den angegessenen Muffin auf ihrem Teller.

»Willst du den noch essen?« fragte ich sie, mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht. Ihre Augen blitzten und sie schüttelte langsam den Kopf. Ich ließ den Abstand zwischen uns wieder größer werden, und zog ihren Teller in meiner Rückwärtsbewegung mit mir.

Die restlichen Minuten sah sie mir schweigend beim Essen zu. Doch dann hatten wir beide uns wieder gesammelt und knüpften an die vorherigen Gesprächsthemen an.

Ihr Blick entging mir danach nicht, welcher mich ein paar Mal verwirrt, doch zugleich hungrig musterte. Und mir erging es ebenso.

Und wieder mal hatte sich meine Sexualität voll und ganz bestätigt, da ich die restliche Zeit den unvermeidbaren Dang spürte, mich einfach nur an sie zu kuscheln und ihrem Herzschlag zu lauschen.

★? Danke!

roses are slowly dyingWhere stories live. Discover now