lebenswert

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Sam's Sichtweise

Der Wind fegte kühl durch die Straßen der Stadt, und bewegte jede einzelne Blume inmitten des dunklen Asphalts dazu, sich auszustrecken und nach dem Leben der Sonne zu greifen. Schmale Sonnenstrahlen lugten an diesem Nachmittag durch die graue Gestalt des Himmels hervor.

Mit schnellen Schritten lief ich eine enge Gasse entlang. Ich musste mich beeilen, da Allie sicherlich gleich Schichtende hatte. Seit ein paar Wochen arbeitete sie in einer Bar am Tresen, und verdiente gut und ehrlich ihr Geld. Ich war so stolz auf sie, dass sie sich trotz der Komplikationen nicht unterkriegen lassen hatte, einen neuen Schritt in die richtige Richtung zu gehen.

Ich liebte sie für diesen starken, unberechenbaren Charakter, als auch für die weiche Seite ihres Kernes.

Irgendwie unglaublich, dass ich dies nun dachte. Früher noch war ich der festen Überzeugung, dass ich Allie umbringen würde, wenn ich sie tatsächlich einmal wieder sah. Sie hatte mich doch sehr verletzt, mit ihrem plötzlichen Verschwinden. Doch gottseidank hatte sich nun alles dem Guten zugewandt.

Es wäre unvorstellbar gewesen, wenn ich sie nicht abermals wieder getroffen hätte. Wahrscheinlich wäre ich diesbezüglich um ein paar Probleme leichter, doch auch um eine ganze Allie - und das wollte ich niemals! Sie war ja schließlich meine Zukünftige, und die würde sich mir niemand so leicht weg krallen. Handschellen wären wohl angebracht, da sie doch eine höchst attraktive Frau war, und man es wirklich mit der Angst bekommen konnte, wenn man diesen heißen Blick ihrerseits auf dem ganzen Körper spürte.

Aufgeregt schritt ich durch die Eingangstür der Bar, hinein in das wohlig warme Zimmer, welches nach Bier und gutem Kaffee duftete. Den Mantel legte ich nicht ab, denn hierfür hatte ich nun wirklich keine Zeit. Mit großen Schritten eilte ich hinter die Bar zu meiner wundervollen Freundin, welche dort stand, und soeben den Tresen putzte.

Anscheinend hatte sie es nicht bemerkt, als ich durch die Türe hinein getreten war. Eine wohlig warme Umarmung von Hinten ließ sie kurzzeitig zusammen schrecken. Doch als sie sich in meinen Armen drehte und mir einen neckischen Kuss auf die Lippen gab, nachdem sie nun vollends erkannt hatte, dass ich es gewesen war, welche hinter ihr stand, war der erste Schreck bereits verflogen.

»Hallo fremde Dame!«, raunte sie, bevor sie sich erneut umdrehte um ihre Putzarbeit fortzusetzen. Dabei ließ sie unauffällig ihr gut proportioniertes Hinterteil an meinen Hüften kreisen. Ich musste mir wirklich ein überraschtes Stöhnen unterdrücken, als ich den Druck sowie die ansteigende Wärme an meiner Mitte wahrnahm.

»Babe, folge mir.«, knurrte ich daraufhin leise, da ich keine Sekunde länger diese Quälen ihrerseits ertragen konnte.

Hindurch mehrerer Hintertüren gelangten wir in einen kleinen Umkleideraum, welcher wie perfekt schien, für unsere lüsterne Vereinigung der Seelen. Gerade wollte Allie sich mir nähern und endlich unsere Lippen harmonisch vereinen, als ich sie mit einer Handbewegung stoppte und daraufhin lediglich einen fragenden Blick ihrerseits kassierte.

Och Gott wie süß, ihre Augen schimmerten ein wenig.

Wahrscheinlich dachte sie kurzzeitig, sie hätte einen Fehler gemacht. Diese verletzliche Seite war mehr als nur putzig. Doch nein, Allie hatte nichts Falsches getan, und so gern ich mich meiner Geliebten gerade hin geben würde, nach einem langen getrennten Arbeitstag, so dringend musste ich ihr ebenfalls genauestens von diesem berichten.

»Was ist los?«, fragte Allie mich nun nachdenklich.

»Es ist wirklich alles okay, aber ich muss dir etwas erzählen.«

Aufgeregt plapperte ich strukturlos durcheinander.

»Also was heißt erzählen, eigentlich ist das in wenigen Worten gesagt. Aber es ist so unvorstellbar und traumhaft zugleich. Ich bin mir sicher dich wird das sehr freuen.«

Allie verzog ihr Gesicht ein wenig, daraufhin lachte sie kurz.

Purer Zucker!

»Danke, dass du mich so auf die Folter spannst, nun sag schon!«, fauchte Allie mich belustigt an, wohl etwas verwundert darüber nachgrübelnd, was denn schöner sein könnte, als seine Freundin während der Arbeitszeit flachzulegen.

»Okay, halt dich fest baby.«

Dramatisch überspitzt ergriff sie mit geweiteten Augen meine Hand und drückte diese liebevoll.

»Jordan ist geschnappt worden. Er wurde heute früh in eine Zelle auf dem Revier gesperrt und wird die Tage verlegt.«

Aufgeregt sprang ich von einem Fuß auf den anderen und verbildlichte Allies momentane Gedankenwelt.

Diese stand steif da, ihre Augen monoton aufgerissen, ihr Mund ebenso geschockt. Dann ein Wandel der Emotionen, und vor Freunde und Glück fing sie vor meinen Augen an zu weinen. Sie lachte und weinte, und als ich sie in eine herzliche Umarmung schloss, so bebte ihr gesamter Körper an meiner Haut.

Diese Gefühlswelt schien unbeschreiblich. Eine unglaublich große Last wurde von ihren Schultern genommen; das konnte man sich gar nicht ausmalen.

»Wir können endlich frei leben«, flüsterte ich Allie ins Ohr, mit der Hoffnung, somit ihre Tränenflut ein wenig ersticken zu können. Daraufhin lachte sie noch mehr und funkelte mich mit allen Facetten ihres wunderschönen Charakters offen an.

Sie schien wie ein Spiegel, wie ein Fensterglas, oder das Wasser selbst. Es blitzte und funkelte, und während das eine Auge sich bemühte, den Tränenfluss zu stoppen, so schüttete das andere nur noch mehr salzige Flüssigkeit hinaus aus dem innersten jener liebevollen Seele.

Etwas überrascht war ich davon, als Allie auf einmal meinen großen Hoodie nach oben zog, und somit meine Unterwäsche und die nackte Haut des pochenden Bauches entblößte. Es dauerte nur wenige Sekunden, und schon waren wir in eine einheitliche Umarmung verwickelt, welche über jene Herzlichkeit der normalen Gesellschaft hinausging.

Allie war doch tatsächlich zu mir unter meinen Pulli geschlüpft, um ihre geschmeidigen Arme fest um mich zu schlingen und das Gesicht tief in meiner Halsbeuge versinken zu lassen. Leicht kichernd legte ich ebenfalls meine Arme um die süße Gestalt, welche ich Mein nennen durfte.

Ja wirklich - Allie würde für immer Mein bleiben. Das Teilen war ganz klar untersagt. Denn fuck, ich musste wirklich zugeben, dass die Gefühle, welche ich einst für sie hegte, nicht vergleichbar waren zu jenen Freudentänzen, welche ich momentan in meiner Brust explodieren spürte. Wir waren auf einem ganz anderen Level der Zweisamkeit angelangt, welches weder verloren gehen konnte, noch bewusst zerstört. Konnte man dieses Gefühl eventuell Liebe nennen? Ja, denn es brannte und stach, da ich so sehr fühlte. Ich fühlte mich vollkommen und endlich akzeptiert auf dieser Welt. Gemeinsam konnten wir all unsere Sorgen ablegen, und hiermit war der Startschuss getätigt worden, welchen wir ab Sekunde eins an gemeinsam durchlebten.

Das Leben wartete nur auf uns.

»Ich liebe dich«, kam es von Allies Lippen, welche sich nun gefühlvoll meinem Ohr zuwandten. Leicht biss sie in mein Ohrläppchen und überflutete somit jegliche Wahrnehmungen meines Körpers.

Etliche Farben schlichen sich in meinen Kopf, und ich hatte keine Ahnung, woher diese eigentlich kamen. Sie erfüllten mich vollkommen, den Moment genießend und mit voller Vorfreude in die Zukunft blickend.

The End.

★? Danke!

roses are slowly dyingWhere stories live. Discover now