atem

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Mein Herz raste und ich stoppte mich nicht länger vor meiner folgenden Aktion, indem ich geschwind die Lücke zwischen uns schloss und unsere Lippen nach so langer Zeit abermals vereinte. Ich schenkte ihr einen innigen Kuss, welcher tatsächlich ein wenig mehr von mir preisgab, als ich es mir wünschen würde. Ich konnte zart sein, und auch sehr zerbrechlich. Lange Zeit schon hatte ich meine Emotionen versucht weg zu sperren, doch nun rüttelten sie heftig am Schloss der verriegelten Türe.

Meine Hand ruhte an ihrer Wange, um ihren Kopf leicht zu halten. Der Daumen war neckisch an ihren Mundwinkel gelegt. Wie ich diesen lieblichen Geschmack nur vermisst hatte. Ihr Duft umhüllte mich und ich bereute in jenem Moment keineswegs, dass ich meinem Geist vertraut hatte.

Kurzzeitig wurde ich einige Jahre zurückversetzt, da mir ein leichter Hauch von Rosenduft in die Nase stieg. Doch in meinem Kopf spiegelten sich jene wieder als eine schwarze Blüte, welche unantastbar aufgrund ihrer Einmaligkeit schien. Die pure Dunkelheit ging von dieser Rose aus, als wäre sie soeben am verwelken, ohne den vorherstehenden Tod nach außen hin deutlich zu zeigen.

Sam schien im ersten Moment tatsächlich ein wenig überrascht über meine Handlung zu sein.

Neckisch nahm ich ihr Kinn sanft in meine Hand, und platzierte einen erneuten kleinen Kuss auf ihren Lippen.

»Du kennst mich.«

Nach dieser Aussage drückte ich ihren Körper noch ein wenig fester gegen die harte Steinwand und hielt sie fest an mir. Die Nähe tat mir verdammt gut, und es viel mir immer schwerer, mich zu bändigen. Sam schloss für einen Moment die Augen und schien unter meinen Berührungen dahin zu schmelzen.

Doch tatsächlich hatte ich mich zu früh gefreut. Ich hatte gewusst, dass ihr solch eine Handlung möglicherweise unter Beobachtung und während der Ausübung ihres Jobs ein wenig peinlich oder unangenehm sein würde. Vor allem unter den ekeligen Augen ihrer zwei ermittelnden Kollegen. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie diese soeben verblüfft in ihrem Auto saßen und jene Geste still und heimlich beobachteten.

Sam schüttelte kurz den Kopf und löste sich von mir, mit funkelnden Augen in welchen das Begehren deutlich entfacht war, und lief dann eilig fort.

Eigentlich hatte ich erreicht, was ich erreichen wollte. Sie hatte sich somit endgültig enttarnt.

Ich hatte die Lust gespürt, und war mir relativ sicher, dass sie nicht geflüchtet wäre, wenn sie nicht gerade mit einer verdächtigen Drogendealerin rummachte.

Hoffentlich würde sich bald der Verdacht auf meine Taten legen, sodass sie nicht ständig ein ungutes Gefühl haben musste, wenn sie in meiner Nähe sein würde. Okay, das war Unsinn. Ich versprühte bei jedem ein ungutes Gefühl. Ungemütliche Gänsehaut, Respekt, manchmal auch Furcht. Und außerdem wollte ich sie schließlich von meinem wilden Leben fernhaften.

Das würde ich noch mit meinem Gewissen ausmachen müssen, ob ich wirklich der Versuchung wiedersehen konnte, mich in ihren Umkreis zu begeben. Ich hoffte bloß, dass sie endlich die Person sah, welche ich tatsächlich war; auch wenn das schwer werden könnte, da mein Unterbewusstsein meine Enthüllung erfolgreich abwehrte, mit dummen Sprüchen, nervigem Smalltalk oder meiner verdammt eisigen Art. Trotz dessen hatte ich einen kurzen Moment der Schwäche verspürt, in welcher ich darauf hingedeutet hatte, sie würde mich kennen.

Irgendwie bereute ich meine Tat auch ein wenig, da ich ihr nun sicher ein wenig Ärger eingebracht hatte. War es erlaubt, mit jemandem Verdächtigen während einer verdeckten Ermittlung den Atem zu teilen?

Diese Tat verlieh mir ein triumphierendes Gefühl, welches jedoch gleich wieder verebbte, nachdem ich mich umgedreht hatte, und die dort stehende Person verwirrt musterte.

Unmittelbar vor der Tür des Clubs stand jenes Mädchen, welches ich mir vor ein paar Stunden geangelt hatte. Ich spürte förmlich wie der Boden anfing zu beben. Gott erbarme mich vor der folgenden Konversation.

Schon von weitem konnte ich ihre Emotionen erahnen. Ein leichtes Zittern lag auf ihrer Person, dann wandelte sich dieses zu ein wenig Verzweiflung, gemischt von geballter Wut. Hilfe, möge die Erde mich auf der Stelle verschlucken. Ich konnte tatsächlich die Hitze der Glut spüren, welche hinter ihren Augäpfeln die Saat ausgestreut hatte.

Ich fragte mich, ob sie das vergangene Spektakel noch gesehen hatte. Doch eigentlich konnte ich mir das selbst beantworten, bei ihrer momentanen Ausstrahlung.

Was hatte sie denn eigentlich von mir erwartet? Ich war eine ganz klare Playerin, sah man mir das etwa nicht an? Tatsächlich hatte ich es schon des Öfteren erlebt, dass die Frauen eifersüchtig wurden, und mir die Hölle heiß machten.

Doch eigentlich war mir das relativ egal, vor allem nachdem ich Sam geküsst hatte. Nichts würde so schnell an sie heran kommen. Doch tatsächlich wäre es mir lieber gewesen, wenn ich dieses Aufeinandertreffen der zwei Frauen hätte vermeiden können. So war das ganze Vorspiel um sonst, und heute Nacht würde ich abermals allein in meinem Bett schlafen müssen. Dabei hätte ich wirklich mal wieder jemanden gebraucht, welcher mich vom Schlaf abhielt, um die nächtlichen Gedanken zu vertreiben.

Das Geräusch eines Motors drang an mein Ohr und ich blickte ein wenig zur Seite. Dort sah ich das schwarze Auto abfahren, in welchem jene zwei Polizisten saßen, welche es sich zur Aufgabe gemacht hatten, mich zu beschatten. Nicht sehr unauffällig, aber das war schließlich deren Problem.

Ich denke nicht, dass sie bemerkt hatten, dass ich von deren Präsenz, während all dieser verwirrenden und höchst erotischen Taten, gewusst hatte.

★? Danke!

roses are slowly dyingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt