V. wandfarbe

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Liam hatte bereits die Türe geöffnet und hinter ihr befand sich eine vor Wasser triefende Sam, mit gekreuzten Armen und am ganzen Körper zitternd. Ihre Klamotten waren bis aufs letzte Hemd durchgeweicht und in ihren Schuhen stand förmlich das Wasser.

Ich war sehr überrascht und konnte kurze Zeit nicht handeln, da ich mit der Situation klar kommen musste. Meine vielen Fragen verpackte ich für den Moment zu kleinen Bündeln und schob sie in die hinterste Ecke meines Verstandes.

Dann ging ich mit einem Lächeln auf sie zu und versuchte meine Unsicherheit zu überspielen. Ich bat sie darum, herein zu kommen, während sie mir aufgebracht erzählte, dass sie noch in der Stadt unterwegs gewesen war und sie das Gewitter überrascht hatte. Der kürzeste Weg zu einem Unterschlupf war hier her gewesen.

Ich musste kurz grinsen, als sie mir das so unbeholfen mitteilte und dabei versuchte ihre nassen Haare zu ordnen, welche schlaff von ihrem Kopf hingen. Als sie meine Reaktion bemerkte, stieß sie mir sanft ihren Ellenbogen in die Seite und lächelte ebenfalls über ihre jetzige Situation.

Liam, welcher eben noch neben uns gestanden hatte, war anscheinend zurück ins Wohnzimmer gegangen und hatte es sich dort gemütlich gemacht. Leise Stimmen ertönten, welche darauf zurück zu führen waren, dass er sich unseren alten Röhrenfernseher eingeschaltet hatte und die Sender durch zappte.

Sam unterbrach mich in meinen Annahmen und fragte mich nervös, ob es überhaupt in Ordnung sei, dass sie hier war. Sie war echt süß, wie viele Gedanken sie sich machte. Zum Glück konnte ich ihr ihre Sorge, nicht erwünscht zu sein oder zu stören, schnell ausreden und so begaben wir uns in mein Zimmer. Sam brauchte dringend trockene Kleidung, sonst würde sie morgen ganz schön alt aussehen, mit laufender Nase und tränenden Augen. Also kramte ich in meiner unordentlichen Kommode herum, in welcher noch viele andere Sachen als Klamotten zum Vorschein kamen, während ich ein passendes T-Shirt suchte.

Als ich dann fündig wurde, hielt ich mit einem Siegeslächeln eine schwarze, gemütliche Jogginghose und ein oversized Shirt hoch, außerdem ein paar weiche Socken. Vorläufig kramte ich außerdem noch einen Pullover hervor, welchen ich auf der Kommode ablegte. Die restlichen Sachen reichte ich ihr und drehte mich darauf hin ich Richtung meines Bettes um, um es her zu richten.

Nun war es schon sehr dunkel draußen und ich nahm an, dass Sam heute hier bleiben würde. Auf jeden Fall würde ich ihr anbieten, zu übernachten. Mein Bett war groß genug. Und Liam hatte heute früh eh entschlossen gehabt, diese Nacht in einem anderen Bett zu verbringen, da er sich durch alle Betten des Hauses testen wollte um somit die beste Schlafmöglichkeit zu finden.

Laut seiner Aussage schlief ich nämlich sehr unruhig, und das war ja mal so gar nicht zu ertragen.

Nun ja, ich konnte es ihm nicht verübeln.

Eigentlich hatte mich die Ankündigung seinerseits, mein Bett zu verlassen, nicht gerade glücklich gemacht, da ich es lieber mochte, meinen Schlafplatz zu teilen. Jetzt jedoch empfand ich seinen Umzug in ein anderes Bett als der perfekte Zeitpunkt. Auch wenn das jetzt vielleicht hart klingen mochte, ich empfand es nun mal so, da ich dadurch ein paar Stunden Zuneigung mit Sam erhaschen konnte.

Ich schüttelte also in Gedanken versunken mein Bett aus und rückte alles an seine richtige Position, ohne die Umgebung noch groß wahrzunehmen. Als ich mich dann umdrehte, erschrak ich, da Sam immer noch hinter mir stand, und gerade dabei war, sich ihr nasses T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Meine Augen weiteten sich und meine Körpertemperatur wechselte schlagartig.

Ohne es ändern zu können starrte ich auf ihre wohlgeformten Kurven und Konturen.

Verwirrt drehte ich mich ruckartig um und entschuldigte mich hastig, da ich merkte, dass sie meinen Blick wohl bemerkt hatte. Mir stieg eine leichte Röte ins Gesicht. Ich konnte ihre darauffolgende Reaktion nicht sehen, jedoch spürte ich ein Lächeln auf ihren Lippen, welches bis zu mir herüber drang. Ohne nachzudenken, begann ich hastig vor mich hin zu brabbeln, dass sie auch gerne das Badezimmer benutzen konnte und beschrieb ihr im Schnelldurchlauf den Weg dorthin. Jedoch machte es mir auch nichts aus, wenn sie sich hier umziehen wollte, diesen Gedanken verschwieg ich ihr aber.

Damit war der Moment durch mich zerstört worden und die Stimmung kippte mit ihrer schwindenden Präsenz durch meine Zimmertür.

Als sie zurück aus dem Bad kam waren ihre Haare schon halb getrocknet und standen hier und da ein wenig wirr ab. Ich hatte mich, die Zeit die Sam im Bad verbracht hatte, in Windeseile meiner Jeans entledigt und sie durch eine bequeme Jogginghose ausgetauscht. Nun saß ich im Schneidersitz auf dem Bett und starrte auf mein Handy, in der Hoffnung mich irgendwie beschäftigen und ablenken zu können. Jedoch legte ich das Medium sofort beiseite als sie das Zimmer betrat.

Ein Gespräch entwickelte sich sehr schnell, da wir immer gemeinsame Themen und Interessen fanden und viele ähnliche Meinungen vertraten. Die kurzen Momente der Stille waren keinesfalls unangenehm. Sie zeugten von Geborgenheit und einer angenehmen Stimmung, welche wir zwei teilten.

Der Abend endete, und schließlich fielen wir beide erschöpft von den letzten Tagen ins Bett und schauten abwesend zu meinen Skizzen und Zeichnungen der Blumen hinauf, welche sich an der Zimmerdecke befanden. Nun war es mir ein bisschen peinlich, dass ich meine Träume und Verwundbarkeit hier gerade so offensichtlich preisgab. Doch Sam lächelte nur und wirkte ebenfalls in Gedanken, als würde sie gerade die Szene, welche an der Decke dargestellt war, durchleben.

Dass jemand meine Fantasie mit mir teilte, erfreute mich sehr und somit gewann ich Mut. Lange Zeit hatte ich sie nun schon aus dem Augenwinkel betrachtet, bis ich mich jetzt auf die Seite drehte, meine rechte Hand hob und diese behutsam an ihrer Taille platzierte. Sie schloss ihre Augen. Anscheinend störte Sam diese Berührung nicht, und somit ging ich noch einen Schritt weiter. Mit bedachten Bewegungen rutschte ich noch ein Stück näher an sie heran und vergrub mein Gesicht an Ihrer Halsbeuge.

Ich lauschte Sams Herzschlag, welcher gleichmäßig durch ihre Adern pulsierte.

Wieso konnte ich sie nicht tagtäglich mit mir im Bett liegen haben?

Sie erfüllte mich.

Mehr als alles andere.

Nach einer kurzen Zeit des Verweilens drehte sich Sam ebenfalls auf die Seite und wand sich somit aus meiner Umarmung heraus. Diese Tatsache machte mich traurig, jedoch füllte sie diese Leere gleich wieder mit einer Berührung, welche von ihr aus ging. Bedacht auf jede Bewegung die ich tat und die ihr verraten könnte wie ich dies empfand, legte sie ihre weiche Hand an meine Wange. Unsere Nasenspitzen berührten sich fast.

Sie streichelte kurz über meine Haut, welche ich selbst als ziemlich rau empfand, und glitt dann mit ihren Fingerspitzen zu meinen Lippen. Langsam fuhr sie meine Unterlippe nach. Mein Atem traf schwer auf ihre Finger.

Ich war nicht im Stande mich zu bewegen. Wie versteinert lag ich da; nur mein Herz raste und machte ab und zu Pausen oder Luftsprünge.

Man konnte ein Knistern in der Luft ausmachen, wenn man nur genau genug hin hörte.

★? Danke!

roses are slowly dyingDonde viven las historias. Descúbrelo ahora