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Jungkook

Nach der Schule hatte ich keine große Lust, nach Hause zu gehen, denn da hätte eh bloß meine meckernde Mutter auf mich gewartet, die gefragt hätte, wieso ich eine Stunde früher zu Hause bin und ob ich nicht noch nach extra Aufgaben hätte fragen können. Also fummelte ich mein Handy aus der Tasche und rief kurzerhand Tae an.

„Hi“ sagte er völlig emotionslos und ich runzelte kurz die Stirn. „Tae, was machst du? Ich hab eine Stunde früher Schluss und dachte, ich komme vorbei, wegen dem Projekt.“ erklärte ich und vom anderen Ende der Leitung kam ein leises Seufzen. „Ich starre aufs Wasser. Mein Schuh geht unter.“ antwortete er und wieder runzelte ich die Stirn. „Ok... warte, was?“ fragte ich dann aber, als mir einfiel, dass Tae meine faltige Stirn durchs Handy ja gar nicht sehen konnte. „Nichts. Ja, komm vorbei. Bis gleich!“ sagte er noch und eine Sekunde später tutete es auch schon.

Da ich Tae aber kannte, überraschte es mich nicht, dass er echt seltsam sein konnte. Also dachte ich mir nichts dabei und schob mein Handy einfach wieder in die Tasche, bevor ich mich auf mein Fahrrad schwang und los fuhr.

Bei Tae angekommen, stellte ich den alten Drahtesel an der Hauswand ab, fummelte den Schlüssel aus der Wandlampe und ließ mich -wie immer- selbst rein. Drinnen zog ich meine Schuhe aus und stellte sie aufs Schuh-Regal, ehe ich ins Wohnzimmer ging und und meine zweite Mutter begrüßte. „Hey Sunmi!“ sagte ich und lächelte sie freundlich an. Sofort kam sie auf mich zu und schloss mich mit den Worten: „Jungkook, mein lieber Junge. Schön, dich zu sehen!“ in die Arme. Ich kam gar nicht dazu, ihr zu antworten, da wurde ich auch schon am Arm gepackt und von einem verzweifelt aussehendem Tae in den Garten gezogen.

„Kooks, du bist doch mein bester Freund, oder?“ fragte er gespielt skeptisch und ich ließ, böses ahnend, die Schultern hängen. „Was ist es diesmal?“ kam aus mir und ich atmete tief ein und aus, bevor ich die Arme vor der Brust verschränkte und ihn abwartend ansah. „Mein Schuh! Da!“ kam aufgeregt zurück und er zeigte auf die Mitte des Pools, auf dessen Grund ein weiß leuchtender Turnschuh stand. Verwirrt sah ich wieder zu ihm zurück. Hätte ich das mal gelassen. „Kannst du ihn raus holen? Bitte? Ich will mich jetzt nicht umziehen.“ 'fragte' er und schob die Unterlippe nach vorn.

Oh Tae, lass das...

„Wieso immer ich?“ jammerte ich und dachte an die vielen Male, wo er schon sein Zeig verloren hatte. Etwa der Schlüssel, der im Gulli landete und bei dem er mich sicher eine Stunde überreden musste, damit ich ihn aus dem Horror-Kabinett hole. Oder das Armband, das ich ganz elegant aus einer Schlammpfütze fischen musste, genau wie der Ring, den er irgendwo im Schulgarten verloren hatte.

Er konnte das Alles durchaus selbst machen, aber wozu, wenn er einen Trottel wie mich als besten Freund hatte, der es freiwillig für ihn tat? Da weiteres Diskutieren aber sowieso nichts brachte, zog ich mir schnell das Shirt über den Kopf und die Jeans von den Beinen, bevor ich mit einem Satz ins Wasser sprang und nach dem ertrunkenen Schuh tauchte.

Mit meiner Beute in der Hand, schwamm ich wieder zum Rand und warf den Schuh raus, ehe ich mich abstützte und mit einer fließenden Bewegung wieder aus dem Pool stieg. Als ich mich schwer atmend aufrichtete, stand Tae direkt vor mir und sah mich mit großen Augen an. „Was ist?“ wollte ich wissen und legte den Kopf schief, um meiner Verwirrung Ausdruck zu verleihen. „Huh? Nichts, nichts. Danke für den Schuh.“ winkte er ab, schnappte sich das Teil vom Boden und stellte ihn am Rand des Gartens in die Sonne.

„Hat Sunmi meine Sportsachen von letzte Woche gewaschen?“ fragte ich, da ich nicht wirklich große Lust hatte, meine Jeans bei dem heißen Wetter wieder anzuziehen, während ich mich mit Tae's Handtuch abtrocknete und es mir anschließend um den Hals legte.

„Ja. Kann aber sein, dass ich sie Baekhyun gegeben habe, als er hier war.“ sagte er, vermied es aber, mir in die Augen zu sehen und kratzte sich am Hinterkopf. Was das bedeutete, wusste ich und tat es mir gar nicht erst an, nachzufragen. „Dann gib mir Sachen von dir.“

Als wir schließlich in seinem Zimmer saßen, ich auf dem Bett und er auf dem Stuhl an seinem Schreibtisch, kramte ich die Mappe für die "Kissing Booth"-Planung aus meiner Tasche und breitete die einzelnen Zettel auf dem Bett aus. Der Stand war mir unheimlich wichtig und Tae wusste das auch, allerdings saß er bloß da und tippte -wie immer- auf seinem Handy herum, wobei er zwischendurch immer wieder das Display angrinste. Ich konnte nicht verhindern, dass die Eifersucht auf die Person aufkeimte, mit der er gerade schrieb, denn so schaute er ganz sicher nicht, wenn er mal Zeit fand und mir schrieb.

Glücklicherweise waren meine Haare lang genug, dass ich meine Augen dahinter verstecken konnte und ich sah schnell auf die Blätter, als Tae's Blick kurz zu mir huschte und biss mir verlegen auf die Unterlippe. Gott, hoffentlich hatte er nicht gemerkt, dass ich ihn anstarrte. „Also...“ fing ich an und rückte die Zettel vor mir völlig sinnfrei von rechts nach links. „... wir müssen noch einen Zeitplan dafür machen, wer wann dran ist. Ich würde sagen, wir fangen mit den Mädchen an und-“

„Ich muss weg. Ich komm danach bei dir vorbei.“ unterbrach er mich und sprang schon fast vom Stuhl auf. „Wonach?“ kam es aus meinem Mund geschossen und Tae drehte sich mit einem dreckigen Grinsen zu mir um, wackelte mit den Augenbrauen und wedelte mit seinem Handy herum, ehe er sich mit seinem Parfüm einnebelte und sich durch die Haare fuhr.

„Bis später.“ sagte er noch, boxte mir brüderlich gegen die Schulter und verschwand. War ja klar.

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Kiss me ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Where stories live. Discover now