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Jungkook

Zwar hätte ich eigentlich nicht mit auf die Krankenstation gemusst, aber in diesem Augenblick hätte mich nichts und niemand davon abhalten können, bei Tae zu bleiben. Egal, was zwischen uns passiert war und wie scheiße die Situation auch schien: Er war mein bester Freund, seit ich denken konnte und das wollte ich ihm auch zeigen. Nur leider musste Hoseok auch mit auf die Krankenstation, weshalb in dem beengten Raum mit den vier Betten eine so eisige Stimmung herrschte, dass ich dachte, ich könnte jeden Moment meinen Atem sehen.

"Na gut, wen hat's am Schlimmsten getroffen?" fragte die Krankenschwester, die mit gleich vier Patienten ziemlich überfordert schien. Wie aus der Pistole geschossen, sagten Jimin, Tae und ich sofort "Yoongi!", während Hoseok laut "Mich!" brüllte und sich dabei die noch immer blutende Nase hielt. "Nun gut, dann kümmere ich mich zuerst um ihn. Ihr anderen verhaltet euch bitte ruhig, okay?" sagte und fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und wir drei nickten einstimmig. Hoseok warf uns und der Krankenschwester bloß einen vernichtenden Blick zu und legte sich theatralisch seufzend auf eines der Betten.

"Alles okay?" flüsterte ich und sah zwischen Tae und Jimin hin und her. Jimin konnte seinen Blick aber nicht von Yoongi abwenden und saß wie erstarrt auf einem Stuhl. Tae dagegen richtete sich mühsam auf und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber ich konnte deutlich sehen, dass er Schmerzen hatte. "Halb so wild." murmelte er, aber ich schüttelte direkt mit dem Kopf. "Erzähl keinen Scheiß, du siehst aus, als hättest du wieder versucht zum Gleis 9 3/4 zu kommen." scherzte ich und Tae musste direkt grinsen, denn das hat er als Kind tatsächlich mal versucht, zischte aber beinahe sofort auf und hielt sich die Seite. 

Wusste ichs doch. 

Nach einer Weile, in der die Krankenschwester Yoongi versorgt hatte, drehte sie sich zu uns und musterte uns drei skeptisch. "Was fehlt euch denn?" fragte sie und legte die Hände in die Hüften. Ich trat sofort einen Schritt zurück und winkte kopfschüttelnd ab. "Gar nichts." sagte Jimin monoton und Tae sah erst stirnrunzelnd zu Yoongi und dann wieder zur Schwester. "Nichts, ich komm klar. Sorgen Sie nur dafür, dass der Grinch da vorne wieder auf die Beine kommt." "Aber Tae du-" wollte ich widersprechen, aber Taehyung hielt mir seine flache Hand entgegen. "Ich sagte, ich komm klar." wiederholte er und belegte mich mit einem durchdringenden Blick. 

"Gut, dann könnt ihr gehen, Mr. Jung Sie müssen auch nicht hier bleiben. Ich werde ihre Nase gleich säubern und zu Hause legen Sie bitte Eis darauf. Sollten die Schmerzen schlimmer werden, fahren Sie bitte in ein Krankenhaus." wies sie ihn an und deutete uns, dass wir den Raum verlassen konnten, aber Jimin dachte gar nicht daran, aufzustehen. "Ich bleibe bei ihm!" stellte er klar und wieder flog ein bösartiger Blick von Hoseok auf ihn. "Ich bin durchaus in der Lage, meine Arbeit zu tun und zwei Verletzte zu versorgen. Entweder Sie warten draußen, oder Sie gehen. Hier herum sitzen wird niemand!" und damit es nicht wieder eskalierte, zog ich Jimin am Arm vom Stuhl und schob ihn vor mir her zur Tür, dicht gefolgt von Tae. 

"Ich wollte bei ihm bleiben!" jammerte Jimin den ganzen Weg nach Hause über, denn in den Unterricht mussten wir nicht mehr. Gut, ich eigentlich schon, mir fehlte ja nichts. Aber ich wollte Tae nicht allein nach Hause gehen lassen, also befreite ich mich einfach kurzerhand selbst vom Unterricht. "Yoongi ist zäh, der wird schon wieder, keine Sorge!" sagte Tae, als wir an der Kreuzung standen und uns von Jimin verabschiedeten. "Musst du nicht in die gleiche Richtung?" fragte Tae, als Jimin schon einige Meter weg war und ich lachte kurz auf. "Als ob ich dich alleine nach Hause laufen lasse." Glücklicherweise war Tae viel zu erschöpft, um weiter mit mir zu diskutieren, also schnaubte er nur und wir setzten unseren Weg zu ihm nach Hause fort.

Da wir aber nicht unbedingt den Sorgen-Sturm von Sunmi abbekommen wollten, schlichen wir uns durch den Garten ins Haus, nur leider hatten wir nicht damit gerechnet, dass meine Mutter gerade zu Besuch war, denn wir waren noch nicht ganz an der Treppe angekommen, da stand meine Mutter vor uns und ließ vor Schreck fast ihren Teller fallen. "Was macht ihr denn hier? Und wie seht ihr aus?" fragte sie und zog die Luft tief ein, als sie Tae's Gesicht sah. "Wolltest du wieder mit dem Zug nach Hogwarts?" sagte sie und Tae starrte sie ungläubig an. 

"Meine Mutter..." schmunzelte ich und legte eine Hand auf Tae's Rücken. "Wir mussten zum Stundenbeginn rennen und Tae ist volle Kanne gegen die Tür gedonnert." zauberte ich mir schnell eine Ausrede zurecht und es dauerte einen Moment, aber meine Mutter nickte dann doch verstehend, sah mich dann allerdings direkt an. "Und wieso musstest du dann nach Hause gehen?" wollte sie wissen und weil ich nicht noch mehr lügen wollte, ließ ich die Schultern hängen und sah auf den Boden, ehe ich "Musste ich nicht, ich wollte Tae nur nach Hause bringen..." murmelte. "Na endlich schwänzt du auch mal! Ich dachte schon, nur mein Sohn ist so verantwortungslos!" kam es auf einmal von hinten und als ich mich umdrehte, sah ich Sunmi in der Tür stehen. 

Sie kam zu uns rüber gelaufen und legte ihre Hände auf Tae's Wangen, bevor sie ihn gründlich betrachtete. "Da muss Eis drauf." sagte sie und verschwand auch direkt in der Küche, aus der sie einen Moment später auch schon wieder mit einem Kühlakku in der Hand wieder zurück kam und es Tae auf die Wange legte. "Geht nach oben und wascht euch erstmal, ich bringe euch gleich etwas zu essen hoch." seufzte sie, weshalb wir artig nickten und uns schon auf den Weg nach oben machten. "Ach und noch was..." fing Tae's Mutter an und wir drehten uns irritiert zu ihr um. "Ich werde jetzt nicht fragen, aber das nächste Mal lasst auch was besseres einfallen, mein Sohn rennt nämlich nicht, wenn ich nicht gerade um Bahnhofsmauern oder seine Schuhe geht." 

In Tae's Zimmer setzte ich mich direkt wieder aufs Bett, nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte und streckte meine Arme und Beine von mir. "Mach' dich nicht so breit." meckerte Tae und legte sich einfach neben mich, das Kühlding noch immer auf seine Wange gedrückt. "Was für ein scheiß Tag." brummte er und ich setzte mich in den Schneidersitz. "Was war denn eigentlich los?" 

"Hoseok ist ein Wichser, das war los." antwortete er dunkel und setzte sich ebenfalls wieder auf. Mein Blick schweifte durch sein Zimmer und blieb an meinem Rucksack hängen, als mir etwas einfiel. Sofort sprang ich auf und lief darauf zu, bevor ich mich hin hockte und nach der kleinen Schachtel kramte, die ich heute Morgen rein gepackt hatte. Wieder auf dem Bett, hielt ich es Tae hin und sagte: "Hier, wollte ich dir eigentlich an unserem Geburtstag schon geben." und Taehyung riss überrascht die Augen auf.

Zögerlich nahm er mir das Geschenk aus der Hand und öffnete es langsam. "Wow." hauchte er, als er die silberne Kette raus zog und erstaunt betrachtete. "Gefällt sie dir?" fragte ich unsicher, da er die Kette vorsichtig wieder in die Schachtel legte und sie zu machte. "Gefallen? Die ist mega cool, danke!" gab er zurück und ich wusste gar nicht wie mir geschah, da warf er sich halb auf mich und drückte mich dankbar. Es war mir egal, ob er auch etwas für mich hatte, oder nicht. Diese Reaktion war es allemal wert, ihm das Geschenk zu geben.

Und für einen Moment fühlte es sich an, als wäre alles wieder beim Alten.

War es nur leider nicht...

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Kiss me ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt