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Jungkook

Ich hasste es.

Ich hasste es, meinem besten Freund aus dem Weg zu gehen. Ich hasste es, Jimin aus dem Weg zu gehen und am Allermeisten hasste ich es, praktisch bei diesen Arschlöchern gefangen zu sein. Es ging ihnen nur darum, dass Tae bei der Kissing-Booth mitmacht und ich Idiot war zu blöd, es sofort zu verstehen. Wie konnte ich nur so dumm sein? Tae hatte mich ja sogar noch gewarnt, dass sie irgendetwas im Schilde führten, aber ich wollte ja nicht hören. Und das hatte ich nun davon. 

Ich hing mit den coolsten Leuten der Schule ab, die mich als ihren Laufburschen benutzten und mir ständig ihre Hausaufgaben in die Hand drückten. Ich hatte kaum noch Zeit, vor die Tür zu gehen, geschweige denn überhaupt irgendwas zu machen, was nichts mit der Schule zu tun hatte. Und doch starrte ich immer wieder auf mein Handy, in der Hoffnung, Taehyung würde sich vielleicht doch noch melden.

Aber er tat es nicht.

War ich ihm mittlerweile egal? Hatte er mich vergessen? Plötzlich war mir die Note für diesen blöden Stand gar nicht mehr so wichtig und ich suchte nur noch nach einer Möglichkeit, aus dieser scheiß Situation raus zu kommen, aber nirgends schien eine Lösung in Sicht. Als ich dann aber auch noch mit ansehen musste, wie Hoseok Jimin drohte und einfach nicht den Mut fand, mich vor ihn zu stellen, wurde mir klar, dass nicht Tae derjenige war, der es versaut hatte. Nein, ich war es. Ich habe meine scheiß Noten über unsere Freundschaft gestellt und konnte meine Gefühle für ihn einfach nicht abstellen.

"Dem hast du's gezeigt." lachte Namjoon, als Hoseok triumphierend grinsend wieder zu unserem Tisch kam, an dem ich bloß an der Ecke saß und damit kämpfte, nicht gleich in Tränen auszubrechen. Das Alles tat mir so leid. "Ich hab gehört, dass Tae am Wochenende eine Party schmeißt. Gehen wir hin?" fragte Hyuna und ich starrte sie ungläubig an. Tae schmiss an unserem Geburtstag eine Party und lud mich nicht ein? Ich wusste ja, dass zwischen uns Funkstille herrschte, aber wir hatten uns damals geschworen, dass wir, egal was passiert, unsere Geburtstage immer gemeinsam feiern würden. Aber darauf legte er wohl auch keinen Wert mehr. "Ich muss aufs Klo." murmelte ich nur und stand auf, wurde aber von Hoseok am Arm festgehalten. 

"Du sorgst besser dafür, dass V auch wirklich mitmacht und dass wir auf der Party immer genug zu trinken haben, klar?!" sagte er und funkelte mich böse an. Nein, bitte nicht. Ich sollte wieder als kleiner Laufbursche mitgehen und das auch noch zu Tae nach Hause? "Ich weiß nicht, ob ich darf." gab ich zurück und hoffte, dass das als Grund reichen würde, aber wieder mal hatte ich die Situation falsch eingeschätzt. "Das war keine Bitte. Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe, du kleiner Loser. Du machst, was wir sagen, oder du kannst dich darauf gefasst machen, dass dein Jimin bald im Rollstuhl sitzt." knurrte er und ließ meinen Arm los, während er mit der Zunge schnalzte und mich abwartend ansah. "Verstanden." nickte ich und drehte mich um, um so schnell wie möglich zu den Toiletten zu kommen.

Ich wollte gerade reingehen, als ich zwei Stimmen hörte, die sich offenbar miteinander unterhielten. "Was soll ich denn machen, verdammt? Wenn er nicht mit mir reden will, kann ich ihn nicht zwingen!" sagte eindeutig Tae. "Er ist dein bester Freund! Ich war auch dafür, dass du wartest, aber das eben war doch deutlich genug, oder nicht? Hol ihn da raus, bevor ihm was passiert!" sagte Jimin fast weinerlich und mir rutschte das Herz in die Hose. "Er will nicht, lass gut sein." sagte Tae nur noch und bevor ich reagieren konnte, sprang die Tür komplett auf und traf mich an der Schulter. "Pass' doch auf." presste Tae raus, ohne mich dabei anzusehen und rauschte an mir vorbei.

Aus dem Inneren der Toiletten hörte ich ein Schluchzen und rang mit mir, ob ich wirklich rein gehen sollte, oder nicht. Was, wenn uns jemand erwischen würde? Ich konnte und wollte Jimin's Gesundheit nicht riskieren, obwohl es mir das Herz brach ihn weinen zu hören. Aber eine Sache konnte ich tun: Yoongi schreiben. Also tat ich das, mit dem Hinweis, dass er auf den Toiletten nachsehen soll und dass Jimin dort wäre. Ich wusste nicht, ob Yoongi wirklich nachsehen würde, aber eine andere Wahl hatte ich nicht.

"Mister Kim!" brüllte plötzlich unser Lehrer durch den Flur und fast alle, die dort standen, drehten sich zu ihm um. Auch Tae. "Es gibt etwas zu besprechen. Sie und Mister Jeon müssen mich kurz ins Lehrerzimmer begleiten." teilte er uns mit und ich sah Tae mit großen Augen an. Er mich aber ebenfalls. "Kann das nicht warten?" fragte er und warf mir einen Blick zu, den ich so von ihm nicht kannte. Es war nicht direkt Verachtung, mit der sein Blick mich belegte, aber froh darüber, mit mir in einem Raum sein zu müssen war er offensichtlich auch nicht. "Nein, jetzt." gab unser Lehrer nur noch zurück und verschwand im Lehrerzimmer. 

"Setzen Sie sich." bot Mister Choi uns an und ich tat das auch sofort, Tae dagegen blieb aber hinter dem Stuhl stehen und winkte einfach an. "Was ist denn?" 

"Es gibt ein Problem mit Ihrem Projekt. Ihnen fehlt den Aufzeichnungen nach ein Teilnehmer und wenn das so bleibt, zählt die Aufgabe als unvollständig. Haben Sie noch jemanden in Reserve?" erklärte und fragte er und beinahe sofort hielt ich den Atem an. Nicht das auch noch. Natürlich hatte ich niemanden in Reserve und auf die Schnelle fiel mir auch niemand ein, der sich dazu überreden lassen würde, also platzten die Worte schneller aus meinem Mund, als ich mir darüber wirklich Gedanken machen konnte. "Ich mache mit."

Ich wusste, dass das sicher die schlechteste Idee des Jahres war, aber was für eine Wahl hatte ich? Sollte alles umsonst gewesen sein? Nein, das konnte ich nicht zulassen. "Du?" fragte Taehyung sofort ungläubig und ich meinte, einen Hauch Enttäuschung raus zu hören, als er das fragte und traute mich nicht, ihn anzusehen. "Ja, ich." 

"Gut, dann trage ich Sie ein. Sie können dann jetzt wieder gehen, das war alles." sagte unser Lehrer noch abschließend und Tae verließ sofort den Raum, weshalb ich ihm niedergeschlagen hinterher sah. Kurz nach ihm verließ auch ich das Lehrerzimmer und wollte zu meiner Klasse laufen, wurde aber mit einem Ruck in einen der Seitengänge gezogen und gegen die Wand gedrückt. "Ist das dein scheiß Ernst? Wegen diesen Idioten machst du bei diesem Mist mit? Was zur Hölle ist aus dir geworden? Hast du es so nötig, beliebt zu sein, dass du jetzt auch schon so was abziehst?" warf er mir vor und ich wusste nicht wieso, aber genau in diesem Moment knallten mir die Sicherungen durch. 

Ich schubste Tae kräftig von mir und rückte meinen Rucksack wieder zurecht. "Du hast doch gar keine Ahnung, wovon du da eigentlich redest, du Arschloch! Dich interessiert einen scheißdreck, was ich mache! Die ganze Zeit über meldest du dich nicht, ignorierst mich und jetzt, wo dir wieder was nicht passt, spielst du dich auf? Und ach ja, Geburtstag feierst du auch ohne mich, ich scheine dir ja wirklich wichtig zu sein. Die ganzen Jahre habe ich immer gemacht, was du wolltest und mich bei jedem Scheiß nach dir gerichtet und jetzt, wo ich dich ein mal gebraucht hätte, wolltest du mir nicht helfen. Hättest du einfach gesagt, du machst mit, wäre der ganze Scheiß nicht passiert und ich würde mich nicht so verdammt einsam fühlen! Vielen Dank auch, Kim Taehyung. Ich hasse dich!" schrie ich ihm ins Gesicht, während die Tränen nur so über meine Wangen strömten.

Taehyung wich geschockt zurück und starrte mich mit großen Augen an. Erst dann realisierte ich, was ich da eben gesagt hatte und ich schlug mir selbst die Hand vor den Mund, weil ich nicht glauben konnte, dass ich dem Menschen, den ich am Meisten liebte gesagt hatte, dass ich ihn hasste. Aber leider konnte ich meine Worte nicht mehr zurück nehmen. Ich streckte meine Hand aus, um nach Tae's zu greifen, er zog sie aber sofort weg und wich weiter zurück. "Super. Dann haben wir ja alles geklärt." sagte er ruhig. Zu ruhig. Und verschwand aus dem Gang.

Völlig mit den Nerven am Ende, lehnte ich mich gegen die Wand und sank daran runter, bis ich auf dem Boden saß und meine Arme um meine Beine schlang. Schlimmer konnte es nun wirklich nicht mehr werden.

Dachte ich...

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Kiss me ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Where stories live. Discover now