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Jungkook

„Du hast so ein Glück, dass du nicht aussiehst, wie dein Erzeuger!“ stieß meine Mutter aus, während ich vor dem Spiegel stand, wie eine Schaufensterpuppe und sie an meinem Anzug herum zupfte. Fragt mich nicht, wieso, immerhin war der Anzug extra auf meinem Körper zugeschnitten, aber es gab hier und da trotzdem etwas, das sie störte.

Gerade, als sie an meinem Kragen bastelte, klingelte aber das Telefon und sie schnappte es sich von der Kommode, ehe sie es sich zwischen Ohr und Schulter klemmte. Sofort dröhnte eine schrille Stimme so laut durch die Leitung, dass sogar ich sie hören konnte, aber meine Mutter blieb davon völlig unbeeindruckt. „Hey Sunmi, was gibt's?“ sagte sie vollkommen gelassen und obwohl ich die verqueren Unterhaltungen der Beiden kannte, überraschte es mich immer wieder, wie gut sie sich so völlig ohne Kontext verstanden.

Fast wie Tae und ich...

Während meine Mutter also weiter machte, mit was auch immer und die ganze Zeit nur sowas wie „Aha“ und „Mhm“ murmelte, überlegte ich, wie der Abend wohl ablaufen würde. Allerdings schrie die zierliche Frau hinter mir urplötzlich verdammt laut auf, sodass ich mich sofort zu ihr umdrehte und in ihr geschocktes Gesicht sah. Eine Sekunde später wich der Schock aber einem fetten, unheimlichen Grinsen und meine Mutter drehte sich um, bevor sie schnellen Schrittes den Raum verließ. Okay?

Nun stand ich allein vorm Spiegel und langsam aber sicher packte mich eine leichte Panik. Ich wurde nervös und biss mir die ganze Zeit über auf die Unterlippe. Wie würde der Abend ablaufen? War es ein richtiges Date? Würde Tae auch mit mir tanzen? Und vor allem: Würde mit meinem Stand alles klappen? Das Ganze machte mich wirklich verrückt und ich ließ mich seufzend auf mein Bett fallen, wobei ich mir noch schnell mein Handy schnappte und um mich abzulenken durch Instagram stöberte.

Dabei fiel mir sofort ein Post von Tae ins Auge:

Wow, er war noch nichtmal fertig zurecht gemacht und sah trotzdem so unglaublich gut aus, verdammt

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Wow, er war noch nichtmal fertig zurecht gemacht und sah trotzdem so unglaublich gut aus, verdammt...

Ich drückte noch schnell auf das kleine, rote Herz und schloss die App wieder. Eigentlich ziemlich ironisch, oder? Ich schenkte Tae ein Herz, aber er würde es unter den vielen Leuten, die das ebenfalls Taten wahrscheinlich nie bemerken. Ich lachte bitter auf bei dem Gedanken, dass Tae vielleicht doch nur aus Mitleid mit mir zum Ball ging. Nur, damit mich niemand auslachen konnte und weil wir ja beste Freunde waren.

Gute 10 Minuten später, als ich meinen zweiten Schuh angezogen hatte, klingelte es an der Tür und meine Mutter quietsche wieder auf, wobei es sich diesmal eher anhörte, als wäre sie auf eines dieser Hundespielzeuge getreten. Aber anstatt zur Tür zu gehen, kam sie wieder ins Zimmer gerannt, japsend, schwitzend und völlig aufgelöst. „Okay, Ruhe bewahren!“ sagte sie aufgeregt und sah dabei eher aus, als würde sie einer Kugel ausweichen wollen. „Eomma was-“ „Keine Zeit für Fragen, Sohn! Steh auf, halt dich gerade und setz ein freundliches Gesicht auf, wir wollen dein erstes Date überhaupt doch nicht gleich wieder vergraulen.“ überschlug sie sich fast und zog meine Klamotten wieder zurecht.

„Eomma, es ist nur Tae.“ verdrehte ich die Augen und schob ihre Hände schief lächelnd von mir. Da meine Mutter aber nunmal meine Mutter war, schnappte sie sich sofort meine Hand und zog mich halb stolpernd hinter sich her, die Treppen runter, denn es hatte nun schon zum zweiten Mal geklingelt. Vor der Tür blieben wir stehen und betrachtete mich noch mal prüfend, bevor sie mich lächelnd ansah, beide Daumen nach oben hielt und mir zuzwinkerte, ehe sie die Tür öffnete. Ich öffnete in der Zeit den Knopf meiner Jacke wieder, um freier atmen zu können, als plötzlich jemand vor mir stand.

 Ich öffnete in der Zeit den Knopf meiner Jacke wieder, um freier atmen zu können, als plötzlich jemand vor mir stand

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Mir blieb die Spucke weg.

Und das meine ich nicht übertrieben, oder im übertragenen Sinn, denn mein Mund war trockener als Wüstensand. „Äh... Ich... Du... Ehm...“ „Gleichfalls, Kookie. Du siehst zum Anbeißen aus!“ unterbrach er mein sinnlos-dümmliches Gestotter und mir schoss gefühlt sämtliches Blut aus meinem Körper in mein Gesicht und meine Ohren. Hatte er 'zum Anbeißen' gesagt? Zu mir? Nein, ich musste mich verhört haben.

„Wow, na sieh einer an, was für gutaussehende Männer unsere Söhne sind!“ pfiff Sunmi, die neben Tae trat und ihren Ellenbogen auf seiner Schulter ablegte. „Ich hab's dir doch gesagt!“ entgegnete meine Mutter und schob mich neben meinen besten Freund. „Erstmal machen wir Fotos, danach alles weitere.“ bestimmte sie und ich hatte garkeine Zeit über dieses 'alles weitere' nachzudenken, da fing das Blitzlicht-Gewitter auch schon an. Wir standen ernsthaft gut eine halbe Stunde da und ließen uns von allen Seiten und aus jedem Winkel fotografieren. „So, und jetzt macht mal was, damit es nach nem Date aussieht!“ warf meine Mutter ein und ich riss sofort die Augen auf. Was?

„Mach einfach mit.“ flüsterte Tae mir zu und ich bekam direkt eine Gänsehaut, da er so nah an meinem Gesicht war. Er nahm meine Hand, zog mich näher an sich und bevor ich irgendwie reagieren konnte, küsste er meine Wange. Und das verdammt lange, denn unsere Mütter machten ein Foto nach dem Anderen. Als Tae dann aber auch noch näher an mich rückte und seinen Arm um meine Taille legte, wurde es mir zu viel. Ich drückte ihn sachte von mir und fuhr mir einmal tief atmend durch die Haare. „Müssen wir... Naja nicht langsam los?“ fragte ich und zog, ganz zum Stolz meiner Mutter, nervös meinen Anzug zurecht.

„Okay, hier die Regeln:“ fing Sunmi an und beide Frauen standen mit einem ernsten Gesichtsausdruck vor uns, meine Mutter kramte kurzerhand aber in einer Schublade herum. „Kein Alkohol. Also, jedenfalls nicht zu übertrieben. Was solls, trinkt einfach nicht so viel, dass wir euch mit ner Alkoholvergiftung im Krankenhaus besuchen müssen. Keine Schlägereien, es sei denn, ihr müsst euch verteidigen oder dieser Kim Junge läuft euch über den Weg. Dann aber so, dass es keine Zeugen gibt. Was noch? Hmm...“ grübelte sie und Tae und ich sahen uns einfach ungläubig an.

„Gefunden!“ grätschte meine Mutter dazwischen und hielt uns etwas hin, das aussah, wie eine kleine Handyhülle. Taehyung nahm es ihr ab und musterte es neugierig. Bevor er das Ding aber öffnen konnte, fing meine Mutter wieder an, zu reden. „Hier, nehmt das mit. Da drin ist ein bisschen Geld, falls ihr ein Taxi braucht, oder jemanden erpressen müsst, ein Kondom, weil wir zu jung sind, um Oma genannt zu werden, obwohl das ja jetzt irgendwie hinfällig ist und die Visitenkarte unseres Anwalts, falls ihr verhaftet werdet.“

„Okay, das reicht, wir müssen jetzt wirklich gehen.“ rettete Tae uns dann aber endlich und zog mich energisch aus dem Haus. Kurz bevor wir aber an seinem Auto ankamen, hielt Tae mich  zurück. „Das vorhin war übrigens mein Ernst, Kookie. Du siehst hinreißend aus...“

Oh Tae... Lass das...

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Kiss me ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Where stories live. Discover now