Kiss me ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓

💋 5

Jungkook

Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, verstand ich schon, wieso Tae misstrauisch war. Nur hätte ich das vor ihm niemals zugegeben. Ja, es tat weh, dass gerade er mir vor Augen führte, wie unbedeutend ich eigentlich war, aber es gelang mir einfach nicht, sauer auf ihn zu sein. Sowieso schaffte ich es nie, ihm für irgendwas wirklich böse zu sein. Und ich sage euch, Taehyung konnte ein richtiger Arsch sein.

Jedenfalls war ich nach der Schule gerade auf dem Weg in die Spielhalle und befestigte das Schloss an meinem Fahrrad, als mein Handy klingelte. Ein Blick aufs Display genügte, um meine Laune auch direkt wieder in den Keller sinken zu lassen, denn In Großbuchstaben stand TAE ♥ darauf und ich überlegte ernsthaft einen Moment lang, einfach so zu tun, als hätte ich es nicht gehört. Wenn ich nicht ran ging, konnte er auch nicht absagen, oder? Und das kam leider oft vor.

Natürlich ging ich trotzdem dran.

"Hey Ta-" "Kookie, Planänderung!" japste er ins Telefon und ich verdrehte schon enttäuscht die Augen. Bevor ich aber was sagen konnte, sprach er direkt weiter. "Ich komme 'ne halbe Stunde später, wurde aufgehalten. Geh' ja nicht weg!" sagte er und auf meinen Lippen breitete sich ungewollt ein leichtes Grinsen aus. "Ist gut, ich warte." gab ich zurück und schon legte er wieder auf. Eigentlich hätte ich ja sauer sein müssen, weil er sich mal wieder verspätete, aber so konnte ich wenigstens noch ein bisschen an den Geräten üben, um ihn später vernichtend zu schlagen.

In der Halle tauschte ich schnell mein Geld gegen die Spielmünzen um und sah mich prüfend im Raum um, um mein erstes Spiel auszumachen. So weit kam ich aber gar nicht, da wurde ich leicht in die Seite gestoßen. "Sieh' mal einer an. Was machst du denn hier?" grinste Hoseok mich an und legte einen Arm um meine Schultern, ehe er mich mit sich zog. Ich schaffte es nicht mal, ihm darauf zu antworten, da sah ich Seokjin, Hyuna, Baekhyun und Yoongi an einem Tisch sitzen. Letzterer hatte sich die Mütze seines Hoodie's über den Kopf gezogen und tippte auf dem Tisch herum, während sein Kopf sich rhythmisch hin und her bewegte. Als wir näher traten, erkannte ich aber, dass er Kopfhörer in den Ohren hatte und sein Handy in der Hand hielt.

Baekhyun unterhielt sich angeregt mit Hyuna und Seokjin starrte geradewegs in unsere Richtung. Als er mich erkannte, zeichnete ein unnatürlich breites Grinsen seine Lippen und er zog seine Augenbrauen überrascht hoch. "Na wen hast du denn da auf gegabelt, Hobie?" fragte er freundlich und musterte mich von oben bis unten. Scheiße, wieso fühlte ich mich plötzlich so unwohl in meiner Haut? Himmel, ich traute mich ja nicht mal 'Hallo' zu sagen. Musste ich aber auch nicht, denn Hoseok fiel mir direkt ins imaginäre Wort. 

"Na unseren guten Freund Junkuk!" freute er sich und ohne, dass ich großartig darüber nachdenken konnte, purzelten die Worte auch schon aus meinem Mund. "Ich heiße Jungkook, nicht Junkuk" stellte ich klar und steckte meine Hände in die Hosentaschen. Ich fühlte mich wirklich nicht besonders wohl in dieser Situation, wollte es mir mit den Beiden aber auch nicht direkt wieder vermiesen. "Oh, tut mir leid." gab Seokjin zurück und rutschte mit den Worten: "Hier, setz' dich doch." ein Stück zur Seite. Ich zögerte einen kurzen Moment, setzte mich dann aber doch neben den Schul-Schönling. Zwar steif wie ein Brett, aber ich saß. 

Von diesem Moment an taten die Beiden so, als würde ich schon ewig dazu gehören und banden mich in jedes ihrer Gespräche ein, indem sie immer wieder fragten: "Wie siehst du das?" oder "Und du, Jungkook?" allerdings war alles, was ich zustande brachte hin und wieder ein Nicken und ein unsicheres, schiefes Lächeln. Das Seltsame allerdings war, dass ich völlig vergaß, dass ich mit Tae verabredet war, denn der kam plötzlich auf mich zu gestürmt und zog mich am Arm von der Bank. "Was macht ihr mit ihm?" fragte er sofort lautstark und schob mich hinter sich, als würde er eine Kugel für mich abfangen wollen.

"Wir unterhalten uns, V. Was dagegen?" grinste Seokjin und zog wieder eine Augenbraue hoch. War offenbar sein Markenzeichen. "Aha und wieso so plötzlich? Gehen euch die Freunde aus?" setzte Tae nach und sein Griff um mein Handgelenk wurde von Sekunde zu Sekunde fester, was langsam echt weh tat. "Es ist alles okay, reg' dich ab." versuchte ich, ihn zu beruhigen, damit er endlich meinen Arm losließ. "Haltet euch fern von ihm." knurrte mein bester Freund noch, bevor er mich stolpernd hinter sich her zog und mich in dem langen Flur, auf dem sich die Toiletten befanden gegen die Wand schubste.

"Ich hab' dir doch gesagt, du sollst denen aus dem Weg gehen. War das so unverständlich?" fragte er durch zusammen gepresste Zähne und sah mich verdammt finster an. Ich drückte ihn an der Brust ruckartig zurück und zog meine Klamotten zurecht, ehe ich mir zischend das Handgelenk rieb. "Wer bist du, meine Mutter? Ich kann reden, mit wem ich will, machst du ja auch. Wieso stört es dich so, dass sich jemand für mich interessiert, huh? Du weißt verdammt genau, wie wichtig mir die Kissing-Booth ist und die Beiden sind die Beliebtesten der Schule. Wenn ich sie dazu kriege mitzumachen, komme ich vielleicht endlich ins Jahrbuch. Wieso willst du mir das kaputt machen?" keifte ich ihn an und ich konnte das Blut praktisch in meinen Ohren rauschen hören.

Vom einen Moment auf den Anderen sah Tae's Gesicht nicht mehr sauer, sondern ziemlich geschockt aus. Klar, normalerweise wurde ich nie wirklich laut und deshalb wusste er auch sofort, dass er es verbockt hatte. "Außerdem: Wärst du zur Abwechslung mal pünktlich gewesen, hätte ich gar nicht erst mit ihnen geredet." schob ich einige Oktaven leiser nach und presste meine Lippen aufeinander. "Sorry." murmelte der Blonde nur noch und sah sich im Gang um, als gäbe es an den hässlich gelben Wänden irgendwas interessantes zu sehen.

Da mir die Situation aber langsam auf die Nerven ging und ich es hasste, mit Tae zu streiten, tat ich das, was ich am Besten konnte: Es überspielen. Und so war ich der Erste, der das Wort wieder ergriff. "Also, gehen wir zocken? Heute schlage ich dich!" sagte ich siegessicher und boxte ihm leicht gegen die Schulter. Sofort erhellte sich seine Miene und er grinste genau so siegessicher zurück.

"Das werden wir ja sehen!"

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