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Jungkook

Hatte die Erde sich schon immer so schnell gedreht? 

Ernsthaft, ich hatte das Gefühl, sie drehte sich so schnell, dass ich jeden Moment abheben würde. Oder hinfallen, ich war mir da nicht so sicher. Sicher war nur eines: Mir war verdammt schlecht. Ich wusste nicht mal mehr, ob ich schon gekotzt hatte, oder noch kotzen musste, so benebelt war mein Gehirn. "Komm schon, Kooks. Nicht schlapp machen, wir haben es gleich geschafft." redete Tae's Stimme auf mich ein und es hörte sich fast an, als wäre plötzlich ein Gewitter ausgebrochen, so sehr donnerte mir seine Stimme um die Ohren.

"Teeeeung?" fragte ich und sah mit großen Augen zu meinem besten Freund hoch, der mich wie ein Baby auf seine Beine gelegt hatte und mich die gesamte Fahrt über im Arm hielt. "Mhm?" brummte er und ich konnte die Vibration an seiner Brust spüren. Wäre fast romantisch gewesen, wenn mir gerade nicht wieder übel geworden wäre. "Ich glaub' ich muss kotzen." sagte ich so deutlich, wie möglich, damit er den Ernst der Lage begriff.

"HALT AN JIMIN!" schrie eine andere Stimme und sofort klingelte es in meinen Ohren. "Wehe, du kotzt mein Auto voll!" setzte er nach und einen kurzen Moment später hörte ich Reifen quietschen und knallte mit Schwung nach vorn, direkt gegen den Fahrersitz und Tae gleich mit mir, sodass ich irgendwie eingequetscht zwischen Sitz und Rückbank hing. "Fuck, Jimin! Das ist doch kein Panzer!" meckerte der Schrei-Typ aufgebracht und vorne ruckelte etwas heftig. "Tut mir leid! Ich habe doch gesagt, ich habe keinen Führerschein..." entschuldigte mein Cousin sich und hörte sich ziemlich eingeschüchtert an. 

Weiter darüber nachdenken konnte ich aber nicht, denn das Steak vom Mittag kündigte sich an und ich strampelte los, damit ich noch rechtzeitig aus dem Wagen raus kam. 

Fehlanzeige.

Tae schaffte es gerade so noch, in letzter Sekunde die Tür zu öffnen und schubste mich mit dem Kopf voran aus der offenen Tür raus. Ohne, dass ich es kontrollieren konnte, erbrach ich auch noch den letzten Inhalt meines Magens, während ich mit der Brust auf dem Sitz lag und meine Arme und mein Kopf aus den Auto hingen. Von hinten schob sich eine Hand auf meine Stirn und wischte mir den kalten Schweiß von der Haut, bevor mir die Haare aus dem Gesicht gestrichen wurden. "Shhh, ich bin ja da, Jungkookie." flüsterte Taehyung und mir wurde plötzlich ganz kalt. Von einer auf die andere Sekunde, begann ich zu zittern und in meinen Fingern kribbelte es heftig. Mit einem Mal raste auch mein Herz und ich bekam kaum noch Luft.

"T-Tae... Ich kann...kann nicht...a-atmen..." sagte ich mit erstickter Stimme und versuchte, mich am Rahmen der Tür hoch zu ziehen, rutschte aber immer wieder ab, da ich absolut keine Kraft mehr in meinen Gliedmaßen hatte. "Oh scheiße..." stieß Tae aus und ich hörte, wie eine Tür aufging und zugeschlagen wurde. Von vorne packten mich plötzlich zwei Hände und legten sich um meinen Brustkorb, ehe ich langsam auf die Beine gezogen wurde.

Sofort gaben meine Knie nach und ich sah mich schon auf den Boden aufprallen, aber... nichts. Ich wollte irritiert hoch sehen, sah aber nur einen schwarzen Pullover, dessen Geruch mir verdächtig bekannt vorkam. Eine warme Hand strich mir über den Rücken, während die andere mich fest hielt, damit ich nicht wieder umfallen konnte. Ich legte erschöpft meinen Kopf auf Tae's Schulter und schloss kurz die Augen. Meine Arme legten sich um seinen Oberkörper und ich krallte mich mit beiden Händen in den Stoff auf seinem Rücken. "Du hast mir gefehlt." murmelte ich vor mich hin und zog seinen Duft tief ein. "Du mir auch, Kookie. Du mir auch..." kam von Tae zurück, aber ich war zu beschäftigt damit, mich auf diese Umarmung zu konzentrieren, als dass ich diese Worte wirklich hätte begreifen können.

"Könnt ihr jetzt mal einsteigen? Ich hatte nicht vor, im Auto zu übernachten." unterbrach uns wieder diese Stimme und ich zuckte heftig zusammen, was dazu führte, dass ich Tae los ließ und einen Schritt nach hinten machte. Ich öffnete meine Augen und sah erst in Tae's besorgtes Gesicht, was mir ein unkontrollierbares Grinsen ins Gesicht zauberte. Er war einfach der schönste Mensch, den ich kannte. "Du bist sooo schön." sprach es der Alkohol in mir auch direkt aus und wäre ich nüchtern gewesen, hätte ich mir sicher selbst einen Facepalm verpasst. Da ich aber nun mal nicht nüchtern war, stand ich bloß da und grinste den Blondschopf dümmlich an.

"Ein.stei.gen." wurde ich wieder verbal angeschubst und langsam ging mir die Mecker-Stimme gewaltig auf die Nerven. "Maaaaaan, chill doch mal, ich hab' gerade Tae angestarrt und war noch nicht fertig!" beschwerte ich mich und erntete dafür direkt ein leises Auflachen von meinem besten Freund. "Du bist betrunken, Kookie. Steig ein, damit ich dich ins Bett bringen kann." sagte er und packte mich an den Schultern, um mich umzudrehen und auf den Beifahrersitz zu drücken, ehe er sich neben mich setzte und die Tür schloss. "Wurde aber auch Zeit." seufzte der sich ewig beschwerende Beifahrer und der Motor wurde wieder gestartet.

Die restliche Fahrt über, starrte ich nur aus dem Fenster, während mir immer wieder die Augen zu fielen. Deshalb bekam ich auch nur verschwommen mit, wie ich ins Haus getragen und umständlich in mein Bett gelegt wurde. Tae zog mir gerade die Schuhe aus, als ich mich etwas aufrichtete und ihn entschuldigend ansah. Er musste das Alles hier nicht tun, aber er tat es. Warum? Wieso hatte er mich nicht einfach in Jimin's Garten liegen lassen?

"Tut mir leid um deine Schuhe..." murmelte ich und sah den Blonden entschuldigend an. "Das sollte es auch." gab er lächelnd zurück und deckte mich zu, bevor er sich umdrehte und mein Zimmer verlassen wollte. "Wenn du jetzt gehst, fall' ich um!" versuchte ich kläglich, ihn am Gehen zu hindern und richtete mich komplett auf. Zu schnell. Viel, viel zu schnell, denn sofort zog ein stechender Schmerz durch meinen Kopf und ich kniff aus Reflex sofort die Augen zu. "Aaaahhhhh, ich sterbe!" jammerte ich und hielt mir mit beiden Händen den Kopf. 

"Du bist so ein Baby..." kam es halb amüsiert, halb genervt von Tae, bevor die Matratze sich neben mir senkte und ich wieder in seine Arme gezogen wurde. Zufrieden kuschelte ich mich in den weichen Pullover und hielt mich an ihm fest, als könnte er jeden Moment verschwinden. Ein leises Murren kam von Tae, weshalb ich meinen Kopf mühsam hoch bewegte und ihn fragend ansah. "Was issn?". Tae sah mich ebenfalls an und deutete dann auf seine Schuhe auf dem Boden. "Mussten es unbedingt meine Schuhe sein?" fragte er vorwurfsvoll und ich schaute mir das Kunstwerk an, das ich verursacht hatte, zuckte aber nur mit den Schultern und legte meinen Kopf wieder auf seine Brust. "War 'ne Entscheidung aus dem Bauch heraus."

Zwar war ich betrunken, hatte gekotzt, Kopfschmerzen und redete nur noch Unsinn, aber in seinen Armen zu liegen, fühlte sich an wie der Himmel.

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Kiss me ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt