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Jungkook

Während der Fahrt nach Hause, herrschte eisiges Schweigen. Ob es an der unangenehmen Situation zwischen Tae und mir, oder doch an Rocky und Rambo neben mir lag, konnte ich dabei nicht mal genau ausmachen, aber es lag definitiv etwas in der Luft.

Als wir bei Tae ankamen, dachte und hoffte ich erst, dass meine Mutter und ich weiter fahren und zu Hause schlafen würden, aber da das nun einmal mein Leben war, hatte ich -wie immer- kein Glück und meine Mutter stieg natürlich direkt nach Sunmi aus dem Wagen. Tae bezahlte den Fahrer noch schnell, ehe auch er ausstieg und hinter mir zum Haus lief. Kurz bevor ich das Haus aber betreten konnte, packte Tae mich am Arm und zog mich einen Schritt zurück.

"Hör zu, was ich da vorhin gesagt habe-" fing er an, aber ich unterbrach ihn sofort, denn ich wollte nicht hören, dass er es ja nicht so meinte und dass ich sein beeeeeester Freund war. Ein Aufprall in die Friendzone hat mir völlig gereicht und noch einen brauchte ich wirklich nicht. "Vergiss es einfach. Wir müssen uns um die beiden Kampf-Hennen da drin kümmern." wimmelte ich ihn also ab und entzog ihm meinen Arm, bevor ich ins Haus ging und Tae noch irgendetwas murmeln hörte.

Unsere Mütter saßen schon nebeneinander auf der Couch, beide mit Eisbeutel auf der einen Hand und einem Bier in der Anderen. "Was ist überhaupt passiert?" fragte ich direkt und setzte mich auf die Couch ihnen gegenüber, während Tae mit zwei Flaschen Wasser ins Wohnzimmer gelaufen kam und eine davon vor mich auf den Tisch stellte, ehe er sich neben mich fallen ließ. Sofort herrschte Stille. Es war so still im Raum, dass ich beinahe das Gras im Garten wachsen hören konnte, bis Sunmi sich räusperte. "Alsooo, wir hatten vielleicht eine kleine Auseinandersetzung mit jemandem..." drückte sie sich um eine klare Antwort und Tae lehnte sich skeptisch schauend vor.

"Klein? Wir mussten euch einen Anwalt besorgen und von der Polizeiwache holen. Ach und vergesst die Kaution nicht. Also, was ist passiert?" drängte mein bester Freund weiter und meine Mutter verzog mitleidig das Gesicht. "Lass das, das zieht vielleicht bei Jungkook, bei mir aber nicht." nahm Tae ihr direkt den Wind aus den Segeln und sie sah Sunmi beleidigt an, die aber bloß mit den Schultern zuckte und tief durchatmete. "Ihr müsst versprechen, nicht sauer zu werden." sagte Sunmi danach und mein Blick schnellte direkt zu Tae, denn wir beide wussten, was dieser Satz bedeutete. Das letzte Mal, als wir ihn nämlich gehört hatten, kamen sie auf die glorreiche Idee, unseren Strandurlaub umzubuchen und uns in ein Kloster zu schleppen, in dem wir eine Woche lang nicht reden durften.

Ich sage euch, eine Mutter auf einem Esotherik-Trip war schon anstrengend, aber gleich zwei war der pure Horror. Wir haben uns die ganze Woche über von irgendwelchen Wurzeln und Tee ernährt, und konnten uns nicht einmal darüber beschweren, weil wir keinen Ton von uns geben durften. Und es endete damit, dass wir nach dem Trip schon auf dem nach Hause-Weg alles essbare rein geschaufelt haben, was wir in die Finger bekamen. Genau wie unsere Mütter. Ein anderes Mal, als dieser Satz fiel, mussten wir als Schaufensterpuppen herhalten, weil es plötzlich super angesagt war, Sachen selbst zu nähen. Glücklicherweise dauerte diese Phase nicht allzu lange und wir mussten bloß ein paar Tage mit Ananas- und Melonenmustern auf den Klamotten herum rennen.

"Was ist es diesmal?" stieß ich leicht ängstlich aus, aber meine Mutter wedelte direkt abwehrend mit den Händen. "Keine Angst, es hat nichts mit euch zu tun... Also nicht direkt. Wir waren halt sauer, dass diese Rotzkinder es gewagt haben, euch zu schaden, also haben wir dem Vater von diesem Namjoon einen kleinen Besuch abgestattet. Ich schwöre, wir wollten nur reden!" verteidigte sie sich sofort und ich schluckte trocken, denn ich ahnte, worauf das hinaus lief. "Und weiter?" wollte Tae wissen, während er sich langsam durch die Haare fuhr und mit der Zunge kurz über seine Unterlippe strich. Bevor ich aber in Starren verfallen konnte, sprach meine Mutter weiter.

"Najaaa... Wir wollten ihn halt zur Rede stellen, aber dieser Prolet ist direkt ausfallend geworden, was wir uns denn einbilden würden, einfach bei ihm aufzukreuzen und dass, was immer sein toller Sohn mit Jimin gemacht hat, er es wohl verdient haben muss. Und irgendwie sind uns dann die Sicherungen durchgebrannt." erzählte sie. "Dir! Ich hab dich nur verteidigt!" protestierte Sunmi sofort und meine Mutter sah sie entrüstet an. "Fällst du mir jetzt in den Rücken? Ich hab' dir die Kratzbürste von Frau vom Leib gehalten, meine Liebe!" warf sie zurück. Aber ehe das noch in einem Streit zwischen den Beiden ausarten konnte, ging ich dazwischen. "Erzählt weiter!" brüllte ich und alle beide sahen mich erschrocken an, redeten aber weiter.

"Na, ich hab ihm halt eine reingehauen. Aber dann kam seine Frau raus gestürmt und ist Sunmi auf den Rücken gesprungen, also hab ich sie an den Haaren von ihr runter gezogen und ihr dabei eventuell ein paar ihrer billigen Haarteile raus gerissen. Euer missratener Mitschüler muss irgendwann die Polizei gerufen haben, denn plötzlich standen die Beamten hinter uns und haben uns fest gehalten. Gut, ich hätte dem Einen vielleicht nicht vor die Füße spucken sollen, aber der war echt frech..." erzählte sie die Geschichte zu Ende und ich war mal wieder sprachlos. "Und jetzt habt ihr 'ne Anzeige am Hals, oder was?" übernahm Tae für mich, den das deutlich weniger schockierte, als mich.

"Ja. Beamtenbeleidigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Körperverletzung fiel vom Tisch, weil niemand Beweisen konnte, wer angefangen hat." sagte Sunmi und schlug triumphierend grinsend mit meiner Mutter ein. "Jedenfalls habt ihr beide jetzt was gut bei uns. Fürs Abholen und so. Aber setzt es weise ein, so einen Gefallen bekommt ihr nie wieder. Ich muss jetzt duschen." beendete Sunmi die Unterhaltung und stand auf, um nach oben zu gehen, gefolgt von meiner Mutter, die aber in das Bad im Erdgeschoss lief. 

"Ich muss auch duschen." sagten Tae und ich gleichzeitig und starrten uns kurz an. "Es ist nur noch ein Bad frei." sagte er und auf unser beider Lippen breitete sich ein fettes Grinsen aus. Mit einem Satz sprangen wir von der Couch und rannten los. Tae lief um die Couch herum, während ich einfach über des Polster rannte und darüber hinweg sprang. "Vergiss es, ich gehe zuerst!" brüllte der Blondschopf, aber so leicht gab ich mich nicht geschlagen und raste an ihm vorbei die Treppe hoch. An seinem Zimmer angekommen, griff er von hinten in mein Shirt und hinderte mich daran, weiter zu laufen. "Lass los!" lachte ich und versuchte, mich am Türrahmen weiter zu ziehen, aber Tae machte sich so schwer, dass er einen Moment später hinter mir auf dem Boden saß, noch immer fest in mein Shirt gekrallt. 

Es war so herrlich normal...

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Kiss me ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Where stories live. Discover now