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Jungkook

Im Unterricht redete ich kein einziges Wort mehr mit Taehyung und auch in der nächsten Pause nicht. Ich habe ihn nicht einmal angesehen. Ja, ich hatte die ersten beiden Stunden geschwänzt, aber doch nur, weil ich die gute Note für das Stipendium brauchte und dafür mussten nun einmal Leute mitmachen, die auch jemand küssen will. 

Dass ich ihnen erzählt habe, Tae würde auch mit machen, war irgendwie zu einem Selbstläufer geworden und ich kam aus der Sache einfach nicht mehr raus. Aber wollte ich das? Nein, eigentlich nicht. Zwar hatten sowohl Tae, als auch Sunmi mir angeboten, mir das Studium zu finanzieren, aber das war es nicht, was ich wollte. Ich wollte es aus eigener Kraft schaffen, damit ich später stolz auf das zurückblicken konnte, was ich erreicht hatte.

Dass ich dafür aber lügen musste, war so nicht vorgesehen. Und ich hasste es.

Es war ja nicht einmal Tae's Schuld, dass ich ihn ignorierte, denn er hatte ja recht, aber ich konnte ihm einfach nicht länger in die Augen sehen, geschweige denn in sein enttäuschtes Gesicht. Ich weiß nicht wieso, aber zu wissen, dass Taehyung enttäuscht von mir war, machte mir viel mehr aus, als wäre es meine Mutter gewesen, die das gesagt hätte.

[....]

"Dieser Idiot!" fluchte ich zu Hause, bevor ich meine Tasche in die Ecke warf und mich Haare raufend auf mein Bett setzte. Das Alles war mir viel zu kompliziert geworden. Ich wollte doch einfach nur mit Taehyung zusammen sein, war das denn wirklich zu viel verlangt? Ja, natürlich war es das, denn ich war weder der best Aussehendste, noch der Witzigste und am allerwenigsten der Beliebteste. Alles, was ich Tae hätte geben können, war mein Herz. Aber er wollte es nicht. Er wollte mich ja nicht mal küssen.

Ich musste weg.

Weg von der Schule, weg von den "Beliebten", weg aus meinem stickigen Zimmer und vor allem: Weg von Taehyung. Ich musste einfach mal für mich alleine sein, ohne, dass irgendjemand auf mich einreden konnte. Auch Jimin wäre keine Option gewesen, also blieb nur noch eine Person, zu der ich gehen konnte: Yugyeom. Ja, ich hatte ihn mit Tae zusammen gesehen, aber er war der Einzige, den ich noch halbwegs als "Freund" bezeichnen konnte und bei dem ich wusste, dass er ein verdammt guter Zuhörer war.

Also stand ich wieder auf und wechselte meine Klamotten, bevor ich das Haus wieder verlassen wollte. Kurz bevor ich aber die Tür auf machte, bekam ich eine Nachricht und zog hastig mein Handy aus der Tasche. Taehyung, wer sonst.

TAE ♡
Kooks, es tut mir leid, dass ich dich so angebrüllt habe, ich hab mir einfach Sorgen gemacht.
16:12

TAE ♡
Komm schon, du weisst, dass du mir wichtig bist, jetzt zick nicht rum.
16:19

TAE ♡
Ach weisst du was? Dann nicht. Ciao.
16:33

Ohne zu antworten, steckte ich das Handy genervt wieder weg und ging endgültig aus dem Haus. Sonst wäre ich der Erste gewesen, der auf solche Nachrichten geantwortet hätte, aber an diesem Tag wollte ich einfach nichts von ihm hören, sehen, oder lesen.

15 Minuten später stand ich vor Yugyeom's Haustür und lauschte erst mal der schönen Musik, die nach draußen drang. Ich war zum ersten Mal bei ihm zu Hause, also wusste ich nicht so wirklich, was mich erwarten würde. Nach kurzem Zögern klingelte ich aber einfach und es dauerte keine ganze Minute, da wurde mir auch schon geöffnet und eine lächelnde, aber skeptisch schauende, Dunkelhaarige Frau sah mich an. "Nanu, wer bist du denn?" fragte sie und ich schluckte kurz, bevor ich mich vorstellte. "Jeon Jungkook." sagte ich knapp und verbeugte mich leicht. Als ich wieder aufsah, starrte die Frau mich ungläubig an und wollte gerade etwas sagen, als Yugyeom sich an ihr vorbei schob und seine Mutter sachte zur Seite drückte.

"Jungkook, was machst du denn hier?" fragte er, während er mich ins Haus zog und die Tür hinter mir zu machte. "Bald mach' ich eine Herberge auf." seufzte die zierliche Frau und verschwand aus dem kleinen Eingangsbereich, während ich ihr nur irritiert hinterher sah. "Also?" fragte Yugyeom noch mal und mein Blick schnellte zu ihm. "Ach so, ja. Ich musste einfach mal mit jemandem reden, der mir keine Ratschläge gibt, die ich schon hundertfach gehört habe." sagte ich ehrlich und sofort breitete sich ein freundliches Lächeln auf seinen Lippen aus. "Na dann komm mit in mein Zimmer." und schon liefen wir die Treppe nach oben.

"Sag mal, wo kommt eigentlich die Musik her?" wollte ich, neugierig, wie ich nun einmal war, wissen und der Dunkelhaarige antwortete auch sofort. "Mein Bruder. Er ist mit seinem Keyboard verheiratet." seufzte er, bevor wir in seinem Zimmer ankamen und ich unschlüssig in der Tür stand. Es gab keinen Schreibtisch, also auch keinen Stuhl, auf den ich mich hätte setzen können und auf das Bett eines Fremden wollte ich mich nicht einfach so setzen. Also lief ich einfach weiter ins Zimmer und sah mir die riesige DVD-Sammlung an und die Fotos, die ein Fach darunter im Regal standen. Auf allen war Yugyeom selbst drauf, nur immer mit einer anderen Person.

Ein Bild hielt meinen Blick aber sofort bei sich, denn darauf war tatsächlich Yugyeom mit... Yoongi zu sehen? Ich schnappte mir das Bild und drehte mich zu mein Kumpel um. "Was hast du denn bitte mit diesem mürrischen Griesgram zu tun?" fragte ich, aber statt zu antworten, grinste Yugyeom bloß vor sich hin. "Was? Sag nicht, du hattest was mit dem." und das Grinsen wurde immer breiter, während er mit dem Kopf schüttelte. "Was dann?" wurde ich ungeduldig, denn mir wollte beim besten Willen kein Grund einfallen, wieso Yugyeom ein Foto mit Min Grumpy Yoongi machen sollte. "Er ist mein Bruder, du Trottel." lachte er los und mir blieb vor Schock der Mund offen stehen.

"Ja, so gucken die Meisten, die es erfahren." schmunzelte Yugyeom und setzte sich im Schneidersitz auf sein Bett. Dieser nette, freundliche, aufmerksame Mensch war mit dem wohl schlecht gelauntesten Menschen, den ich kannte verwandt? Wie war so was möglich? Und wieso wusste ich nichts davon? "Warte mal, heisst das, Yoongi spielt da gerade diese schönen Melodien?!" stieß ich aus und spitzte die Ohren, denn was er da spielte, klang wirklich toll. "Wollen wir jetzt über meinen Bruder reden, oder weshalb bist du hergekommen?" lenkte Yugyeom ab und klopfte mit den Worten "Setz dich." auf sein Bett. "Na los, raus damit." forderte er mich auch. Also fing ich an zu erzählen.

Ich erzählte ihm alles, von vorne bis hinten. Die Sache mit der Kissing Booth, von der Lüge, meinen Gefühlen für Tae und seinem Ausraster, einfach alles. Und es tat verdammt gut, es endlich los zu werden. Ich war nie ein Mensch, der besonders gut darin war, Geheimnisse zu verstecken, oder mich zu verstellen. Aber als ich Yugyeom alles erzählte, fiel mir eine verdammt großer Stein vom Herzen und ich hatte für einen kurzen Moment das Gefühl, wieder halbwegs frei atmen zu können. "Und was sagst du ihnen, wenn V dann auf einmal doch nicht mit macht?" griff er von allen Themen genau dieses auf und ich ließ die Schultern wieder hängen. Zu früh gefreut.

"Keine Ahnung." gebe ich zu.

Yugyeom sieht mich kurz grübelnd an, mit einem Mal scheint er aber eine Idee zu haben und seine Miene erhellt sich schlagartig.

"Dann wirst du wohl mit machen müssen." Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Und wenn mir Tae meinen ersten Kuss schon nicht nehmen will...

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Kiss me ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt