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Jungkook

Habe ich mich getraut, Tae auf das Ganze anzusprechen? 

Natürlich nicht, wo denkt ihr hin? Wir sind uns den Rest der Woche praktisch aus dem Weg gegangen. Naja, viel mehr ist er mir aus dem Weg gegangen, denn jedes Mal, wenn es zur Pause oder zum Schulschluss klingelte, war Taehyung der Erste, der den Klassenraum verließ. In den Pausen war er nicht aufzufinden und auch sonst meldete er sich nicht bei mir, was mir langsam aber sicher tierisch auf die Nerven ging.

Umso besser war es, dass Freitag war und das hieß, dass meine Mutter zu Tae's Mutter fuhr und sich einen schönen Abend mit ihr machte. Wie jeden Freitag. Normalerweise war das für mich immer ein willkommener Anlass, bis in die Nacht zu zocken, aber dieses Mal würde ich mitfahren, denn bei sich zu Hause kann Tae mir nicht mehr aus dem Weg gehen.

"Komm schon, Jungkook. Beweg' deinen Hintern mal langsam, ich will los!" schallte die Stimme meiner Mutter die Treppe hoch, während ich gerade dabei war, mir das Shirt in die Jeans zu stopfen und anschließend meinen Hoodie über zu werfen. Ich muss zugeben, ich war schon ziemlich nervös vor diesem Gespräch, denn so eine Funkstille gab es bei Tae und mir vorher noch nie. "Ja ja, bin fast fertig!" brüllte ich also zurück und legte noch etwas von dem Parfüm auf, das ich so gern mochte. Tae meinte immer, es würde einfach nach Seife riechen, aber genau das mochte ich daran. "Machst du dich für einen Ball fertig, oder was dauert da so lange?" schrie meine Mutter wieder ungeduldig und mit einem letzten Blick in den Spiegel, hastete ich die Treppen runter.

Apropos Ball.

Ich wusste ja, dass ich nicht der Beliebteste auf der Schule war, aber bisher hatte mich noch niemand gefragt, ob ich mit ihm hingehen würde. Sollte ich vielleicht einfach jemanden fragen? Aber wen? Alle, die ich halbwegs interessant fand, hatten entweder schon jemanden, oder ich hätte mich in hundert Jahren nicht getraut, ihn anzusprechen. Wenn das so weiterging würde es wohl darauf hinaus laufen, dass ich allein, oder einfach mit Jimin ging. Wobei ich nicht unbedingt der sein wollte, der getreu dem Klischee mit seinem Cousin auf den Schulball ging.

"Na endlich. Können wir dann jetzt?" fragte meine Mutter augenrollend und tippte ungeduldig mit dem Fuß auf dem Boden herum. "Ja." sagte ich nur noch knapp und stecke mein Handy und meinen Schlüssel schnell in die Tasche, bevor wir das Haus verließen und uns auf den Weg zu den Kim's machten. Es war später Nachmittag und da es Sommer war, war es auch immer noch hell, also gingen wir den kurzen Weg zu Fuß.

Bei Tae's Haus angekommen, klopfte meine Mutter aufgeregt an die Tür und grinste sich schon einen zurecht, als sie die Schritte hörte, die auf die Tür zukamen. Mit Schwung öffnete sie sich und im Türrahmen stand Sunmi, mit zwei Gläsern in der Hand, wovon sie eines sofort meiner Mutter in die Hand drückte und sie ohne Umschweife ins Haus zog. Und mir die Tür vor der Nase zuwarf, na vielen Dank auch. Sofort klopfte ich energisch dagegen und einen Moment später wurde sie auch schon wieder geöffnet.

Ich wollte mich schon beschweren, aber es war weder meine erste, noch meine zweite Mutter, die da stand, sondern Tae. "Was machst du denn hier?" fragte er mit einem seltsamen Unterton und ich rollte genervt mit den Augen. "Bibeln verkaufen." gab ich zurück und mein bester Freund zog eine Augenbraue hoch, rührte sich aber nicht vom Fleck. "Lässt du mich rein, oder soll Gartenzwerg spielen?"

"Klein genug bist du ja." schmunzelte Tae und trat einen Schritt zur Seite. "Wir sind gleich groß, du Schlaufuchs." schnaubte ich und lief an ihm vorbei zur Treppe, die nach oben führte. "Wo willst du hin?" fragte Tae sofort und wieder rollte ich mit den Augen. War das der Tag der sinnlosen Fragen? Dieses Mal antwortete ich aber nicht und lief einfach nach oben in sein Zimmer, wo ich mich auf sein unordentliches Bett setzte und mir die Schuhe auszog.

Kurz danach kam auch der Blondschopf rein gelaufen und setzte sich auf seinen Schreibtisch-Stuhl, was mich genervt brummen ließ. "Ich habe keine ansteckende Krankheit." stieß ich aus und drückte meine Zunge von innen gegen meine Wangen. Eine meiner weniger guten Eigenschaften.

Tae blieb davon aber völlig unbeeindruckt und deshalb konnte ich meine Worte auch nicht mehr zurück halten. "Wieso gehst du mir aus dem Weg? Ist es wegen dem, was ich gesagt habe? Hör zu ich-" "Lass gut sein, Kooks. Ich habe keine Lust, darüber zu reden." unterbrach er mich und warf sein Handy auf den Schreibtisch, bevor er sich zurück lehnte. "War das alles?" fügte er noch hinzu und da platzte mir dann endgültig der Kragen. Wütend stand ich auf und zog meine Schuhe wieder an.

"Nein, war es nicht. Ich wollte meinen besten Freund zurück, aber der hat sich ja entschlossen, der größte Arsch des Jahres zu sein. Glückwunsch, ich gehe!" war alles, was ich noch sagte, bevor ich aus dem Zimmer stürmte und zur Treppe hasten wollte. Allerdings stolperte ich blöder weise über meinen noch offenen Schuh und fiel erst mal der Länge nach hin, wobei ich mit dem Knie hart auf dem Boden aufkam.

"Fuckfuckfuckfuckfuck!" fluchte ich schmerzerfüllt und hielt mit beiden Händen mein Knie umschlossen. Scheiße, tat das weh. "Oh Gott, was ist passiert?" kam Tae zu mir gerast und schmiss sich praktisch vor mir auf den Boden. "Da lag was glänzendes." gab ich ironisch zurück und zischte immer wieder auf, denn bei jeder Bewegung zog ein stechender Schmerz durch mein gesamtes Bein. "Warte hier, ich hol Eis." und schon sprang mein bester Freund auf und verschwand nach unten. Es dauerte nicht mal eine Minute, da kam er auch schon wieder hoch gepoltert und beugte sich zu mir runter, um den Beutel mit Eis direkt auf mein Knie zu drücken. 

"Au! Geht das auch vorsichtiger?" beschwerte ich mich und schob seine Hand vom Eisbeutel, bevor ich ihn selbst sachte auf die schmerzende Stelle drückte. Tae setzte sich währenddessen vor mich und lehnte sich an die gegenüber liegende Wand, ehe er seine Füße auf den Boden stellte und seine Unterarme auf seinen Knien ablegte. "Es tut mir leid, okay? Können wir das nicht einfach vergessen?" fragte Tae und zum ersten Mal in meinem Leben klang Tae unsicher. Eigentlich wollte ich es nicht tot schweigen, aber ohne es wirklich durchdenken zu können, nickte mein Kopf auch schon wie ferngesteuert.

Aber war das das Richtige?

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Kiss me ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Onde histórias criam vida. Descubra agora