💋 28

3.9K 349 19
                                    

Taehyung

Ich wusste nicht, was ich zuerst tun sollte. Mich um Jimin kümmern, der Krankenschwester alles erzählen, Yoongi benachrichtigen oder Kookie davon abhalten, Namjoon zu verprügeln, was wohl eher als glatter Selbstmord durchgehen würde.

Wir brachten Jimin also zur Krankenschwester, was wirklich nicht einfach war. Er war am weinen und konnte sein Gewicht nur auf ein Bein verlagern, während wir ihn stützten und die Treppen hoch bugsierten. Wir versuchten, ihm gut zuzureden aber alles was von ihm kam, waren abgebrochen Sätze wie: „Mein Bein….ich kann nicht tanzen… Aufnahmeprüfungen…was soll ich nur tun?“ Und dann weinte er bitterlich weiter. Ich hoffte nur inständig, das nichts gebrochen war, auch wenn die Haut sehr dunkel wurde und das Knie fast doppelt so dick.

Während Jimin also für die Erstversorgung im Krankenzimmer war, warteten Kookie und ich draußen. Wir hatten nur im kurzen wieder gegeben, was passiert war.

Kookie blickte die ganze Zeit auf seine Hände, während seine Knie auf und ab wippten, als wir auf den unbequemen Stühlen saßen. Das machte mich nervös. Ich legte meine Hand auf sein Knie, um es zu stoppen. „Kookie, beruhig dich bitte, du machst mich nervös damit“, bat ich ihn, aber als er mir ins Gesicht blickte, musste ich schlucken. Ich muss dazu sagen, er war der liebste, netteste und zuvorkommendste Mensch, den ich kannte, doch der Ausdruck in seinen Augen jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. „Wir müssen ihm das heimzahlen!“, drückte der Jüngere zähneknirschend heraus.

Ich schüttelte den Kopf. „Kooks, so kenne ich dich gar nicht. War Namjoon das? Das würde erklären, warum du einfach auf ihn los gehst und ihn verletzt. Was ist denn da in dich gefahren? Das bist nicht du. Du bist besser, ald dieser Wichser. Und wenn er das war, dann werden wir ihn dran kriegen, aber nicht auf diese Art und Weise!“ Ich sah ihn eindringlich an und er erwiderte diesen Blick. Ich sah in seinen Augen, wie er mit sich kämpfte. „Weißt du irgendwas, was ich nicht weiß?“, fragte ich ihn, denn ich konnte mir sein Verhalten nicht erklären.

Einen Moment überlegte der Jüngere, doch grade als er etwas sagen wollte ging die Tür auf und die Schulkrankenschwester kam zu uns. „Wie geht’s ihm?“, fragte Jungkook sofort. „Er wird schon wieder. Aber wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen, um das Bein und besonders das Knie zu röntgen. Das kann ich hier natürlich nicht machen.“ Die ältere Dame schaute uns eindringlich an. „Ihr seid seine Freunde. Ich habe euch freistellen lassen für heute, damit ihr ihn begleiten könnt. Aber nicht das ihr das als selbstverständlich anseht! Ich mag Park Jimin und ich möchte nicht, dass er alleine ist, wenn gleich der Krankenwagen kommt!“

Kookie und ich nickten dankbar und betraten dann das Zimmer. Jimin lag auf der kleinen Liege, seine Augen waren ganz rot vom weinen, ebenso seine Nase, die er immer wieder hochzog. Aber er schien sich etwas beruhigt zu haben. „Hey, man.“, sagte ich dümmlich, als sein Blick auf uns fiel. Ich wusste einfach nicht wirklich, was ich sagen konnte, damit es ihm besser ging.

Jimin versuchte sich etwas aufzusetzen, zischte aber direkt vor Schmerz auf. „Das ist so kacke!“, fluchte er mit zitternder Stimme und man konnte hören, das er kurz davor war, wieder zu weinen. Kookie ging an seine Seite und nahm seine Hand. „Es wird alles wieder gut, okay? Du wirst wieder ganz!“ Jimin nickte hektisch und er versuchte zu lächeln.

Wenige Minuten später saßen wir auch schon alle drei im Krankenwagen. Ich hatte schon ein paar Mal versucht, Yoongi zu erreichen, aber er ging nicht an sein Handy. Er würde vermutlich ziemlich blöd aus der Wäsche gucken, wenn er uns ebenfalls im Krankenhaus antreffen würde. Dadurch, dass seine Rippen sehr angegriffen waren, von der letzten Prügelei, hatten ihm die Ärzte Bettruhe verordnet. Ich konnte ja nicht ahnen, dass er das ganze Krankenhaus auf den Kopf stellen würde, als er plötzlich zurückrief.

„Tae? Du hast angerufen?“, fragte er, als ich den Anruf Entgegennahme. „Ja, hi. Hör mal, ich rufe an, um dir zu sagen, dass Jimin verletzt wurde. Wir sitzen mit ihm im Krankenwagen und sind auf dem Weg ins Hospital…“

„Was?“, fuhr er mich durch den Hörer an. „Was soll das heißen: verletzt? Was ist passiert? Wie geht’s ihm? Ist er okay, verdammt nochmal?“

„Ja, also okay ist er jetzt nicht grade, aber wird wieder. Ich gebe ihn dir.“ Und damit reichte ich Jimin mein Handy. „Hyung?“, sagte Jimin mit bebender Stimme und ich musste wegblicken, weil ich nicht lauschen wollte.

Stattdessen beobachtete ich Kookie. Was auch immer er mir vorhin sagen wollte, es musste ihn extrem aufgebracht haben. Was wusste er, was ich nicht wusste? Ich hatte das Gefühl mir fehlte ein ganz wichtiges Puzzleteil, ohne das ich das Bild nicht zusammensetzen konnte. Ich würde es schon noch herausfinden aber erstmal war Jimin jetzt wichtiger.

Nach einer kurzen Fahrt hielten wir vor dem Krankenhaus und Jimin wurde in einen Rollstuhl gesetzt und zur Notaufnahme gebracht. Kookie und ich folgten leise. Kaum waren wir drinnen angekommen, sahen wir auch schon Yoongi, ebenfalls im Rollstuhl, der wohl auf uns, bzw. Jimin wartete. Kaum hatte er ihn erblickt, fuhr er auch schon auf ihn zu und hielt direkt vor ihm.

„Scheiße, Jiminie“, brummte er, als er das misshandelte Bein sah. „Das wird wieder, okay? Hyung kümmert sich darum, bitte mach dir keine Sorgen.“ Er nahm Jimins Hand und küsste sie und mir zerriss es fast das Herz. Die Szene war einfach zu süß und hätte ich das vor wenigen Monaten so gesehen, als ich die Beiden noch nicht zu meinen engsten Freunden zählen konnte, hätte ich ihnen vermutlich einen Vogel gezeigt. Doch jetzt war ich einfach nur gerührt von so viel Liebe und Zuneigung. Man konnte wirklich sehen, wie sehr Jimin sich entspannte, nachdem Yoongi an seiner Seite war.

Wir verbrachten einige Stunden dort, bis Jimin komplett untersucht war. Das Ergebnis war bittersüß. Etwas in seinem Kniegelenk war kaputtgegangen, aber anscheinend konnten sie das mit einer kleinen OP wieder richten und es würde ohne Probleme verheilen, sodass er in einigen Wochen wieder mit dem Tanzen anfangen konnte. Es sollte ihn in Zukunft nicht behindern.

Die OP war für den nächsten Tag angedacht und so begleiteten wir Jimin auf sein Zimmer und leisteten ihm Gesellschaft. Ich war völlig fertig und saß einfach nur wie ein nasser Sack in einem der Stühle, während Yoongi im Rollstuhl neben Jimins Bett saß. Kookie stand neben mir und knetete noch immer nervös seine Finger. Wir unterhielten uns leise, bis wir merkten, dass die Schmerzmittel Jimin langsam ausknipsten.

„So….will mir jetzt einer erklären, was hier los ist?“, fragte Yoongi, nachdem Jimin seine Augen geschlossen hatte und eingeschlafen war.

Ich zuckte nur mit den Schultern. Bisher war Namjoons Name noch nicht gefallen und Kookie hatte noch nicht bestätigt, dass er etwas mit der Sache zu tun hatte. Ich konnte nur schwer einschätzen, warum. Vielleicht hatte Jimin Angst, dass Yoongi zu dem anderen halten würde, statt zu ihm. Vielleicht war er aber auch einfach zu sehr durch den Wind und hatte es einfach übergangen.

Ich wusste nur, dass ich nichts wusste.

„Ich habe keine Ahnung!“, sagte ich müde und rieb mir über die Augen. „Aber ich!“, sagte Jungkook plötzlich und Yoongi und ich blickten ihn neugierig an. „Na, dann raus damit!“, bat der Ältere und ich nickte zustimmend.

„Was weißt du, Kooks? Was ist los gewesen?“

━━━━━━ • 💋 • ━━━━━━

Kiss me ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt