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Taehyung

Als ich draußen stand und die Sonne genoss, spürte ich plötzlich jemanden neben mir. "„Hey, Yugs.", sagte ich und legte meinen Arm um seine Schulter. „Alles cool?" Er seufzte. „Immer noch Stress mit BamBam?", fragte ich wieder und er legte seinen Kopf an meine Schulter. „Hör mir auf, der Typ ist die reinste Zicke! Aber ich liebe ihn, verdammt!" Ich nickte. Er hatte Recht, BamBam war 'ne Zicke. Ich kannte ihn nicht gut, nur von gelegentlichen Aufeinandertreffen durch Yugyeom, aber was ich gesehen hatte, hatte mir gereicht um mir dieses Urteil zu erlauben.

Yugyeom begann zu erzählen und ich beobachtete ihn von der Seite. Er sah meinem Keks so verdammt ähnlich, die selben Haare, die selben Augen, sie trugen sogar ähnlichen Schmuck in den Ohren. Man könnte fast meinen sie wären Zwillinge gewesen. „Yugs, kann ich kurz was ausprobieren?", unterbrach ich ihn und er schaute mich irritiert an. Dann nahm ich sein Gesicht in meine Hände und drückte meine Lippen auf seine.

Es passierte nichts. Nein. Es war falsch. Ich spürte rein gar nichts. Er war nicht Kookie, was hatte ich mir nur dabei gedacht? Und wieso dachte ich überhaupt ständig darüber nach, wie es wäre Jungkook zu küssen? Ständig dachte ich an seine weichen Lippen, an seine sarkastischen Sprüche, an seine Begeisterung für Dinge, die nicht ansatzweise interessant fand, und mich dann heimlich doch dafür interessierte weil Kookie sie mochte.

Ein brennender Schmerz auf meiner Wange und ein lautes Klatschen riss mich aus meinen Gedanken. „Au, fuck!", fluchte ich und starrte in Yugyeoms schockiertes Gesicht. „Was fällt dir ein, V? Kannst du auch mal an etwas anderes denken, als ans Küssen? Ich bin vergeben, verdammt nochmal! Was, wenn BamBam das mitbekommt? Spinnst du jetzt völlig?" Ich räusperte mich und drückte mich von der Wand weg. „Sorry, musste nur was überprüfen. Wir sehen uns, Yugs. Viel Glück mit BamBam." Und damit ließ ich ihn stehen.

Ich beschloss, einfach nach Hause zu gehen und die restlichen Stunden zu schwänzen. Mit meinem Rucksack über der Schulter nahm ich den Geheimgang zwischen den Büschen und verließ das Schulgelände. Was stimmte nicht mit mir? Jungkook war seit meiner Geburt mein bester Freund. Wann hatte ich angefangen mehr für ihn zu empfinden, als ich sollte? Wenn ich ehrlich war, stellte ich mir seit langem vor, seine Lippen zu spüren, wenn ich andere küsste.

Verzweifelt kickte ich einen kleinen Stein vor mir her, als ich zwei Stimmen vernahm, wovon eine mir sehr bekannt vorkam. Ich schlich mich näher an sie heran und versteckte mich hinter einer Bank, als ich die beiden Personen hinter einem Rosenstrauch entdeckte.

Jimin und Yoongi.

Moment. Was ging denn hier ab?

„Wieso bist du so schlecht drauf?", fragte Jimin den Älteren und nahm dessen Zigarette, um daran zu ziehen. „Zu müde, zu wenig Kaffee... alles andere steht in meiner Polizeiakte.", sagte er tonlos und nahm Jimin die Kippe weg. „Du solltest nicht rauchen!", sagte er zu ihm und zog selber wieder daran. „Wieso nicht? Du rauchst doch selbst." Jimin wollte ihm den Glimmstängel wieder weg nehmen aber Yoongi ließ es nicht zu. „Ich", sagte er, „bin ein verdammt beschissenes Vorbild!" Jimin lächelte und stubste ihn mit seiner Schulter an. „Sag das nicht. Du bist ein toller Mensch, Yoongi."

„Das wird nur nie jemand wissen, außer dir."

„Weil du es sie nicht wissen lässt. Oder nicht wissen lassen willst."

„Du bist einfach zu klug!", antwortete Yoongi und lächelte den Jüngeren ebenfalls an. „Irgendwie ist es schön hier. Unser Geheimversteck.", strahlte Jimin und seine Augen verschwanden dabei fast komplett. „Du bist schön.", erwiderte Yoongi und legte seinen Arm um den Jüngeren.

Was zur Hölle hatte ich da gesehen? Min Yoongi hat gelächelt! Und er war tatsächlich nett! Ich war völlig verwirrt. Ich beschloss der Sache auf den Grund zu gehen, aber nicht heute. Heute hatte ich einfach nicht genug Energie, um Detektiv zu spielen. Ich schlich mich leise davon und hatte schon fast mein Handy in der Hand um Kookie zu berichten, was ich gesehen hatte, als mir wieder seine Worte in den Sinn kamen. Verdammt. Ohne Scheiß, es hatte mich wirklich verletzt, aber war es das, was mein Keks über mich dachte, was mich so verletzte? Oder waren es die Gedanken, die ich über mich selber hatte, was mich verletzte?

Tief in Gedanken lief ich weiter und prallte plötzlich gegen etwas, was mich zu Boden beförderte. „Autsch!", entkam es mir und ich rieb mir den Hintern, auf den ich unsanft gefallen war. „V!", hörte ich eine mir bekannte Stimme und blickte nach oben, wo mir eine zierliche Hand gereicht wurde, um mich wieder auf die Beine zu bekommen. „Kai."

„Sorry, hast du dir weh getan? Ich hab dich gar nicht gesehen, ich war in Gedanken." Er zog mich hoch und ich klopfte mir den Dreck von der Jeans. „Ja, ich auch.", sagte ich. Eine etwas peinliche Stille entstand, denn wir wussten beide, das wir noch in der Schule sein müssten. Wir hatten uns sozusagen gegenseitig beim schwänzen erwischt. Kai räusperte sich als erster. „Hör mal, wo ich dich grade treffe; du bist doch so dicke mit Jeon Jungkook. Hat er schon wen für den Herbstball?"

„Was zur-?", fragte ich irritiert. Was war heute nur los? Erst der Kuss mit Yugyeom, dann Jimins und Yoongis Liebesgeflüster und jetzt fragte mich Kai ob Jungkook schon mit jemandem zum Ball ging. War ich in einer Parallelwelt gelandet? Und ich wusste nicht genau was geschah, aber plötzlich durchzog ein stechender Schmerz meine linke Brust und ich baute mich bedrohlich vor Kai auf. „Ja, er geht schon mit jemandem! Haltet euch bloß fern von ihm! Wenn ich einen von euch erwische, wie er Jungkook auch nur zu nahe kommt, dem verpasse ich eine, ist das klar?!" Kai wurde ganz bleich im Gesicht und schluckte. „Ja, man, ist ja okay, war ja nur eine Frage."

„Das will ich auch hoffen. Sag deinen Freunden, sie sollen Abstand halten! Er ist viel zu gut für euch Idioten!", zischte ich und erkannte mich selber nicht wieder.

Während ich Kai dabei zusah, wie er sich schnell von mir entfernte, begann mein Herz zu rasen. Was tat ich da nur? Was war los mit mir? Ich fühlte mich plötzlich überhaupt nicht mehr gut. Wurde ich krank? Mein Puls pochte in meinen Ohren und mir wurde unheimlich schwindelig, also beeilte ich mich, nach Hause zu kommen. Zumindest musste ich meine Mutter jetzt nicht anlügen, wieso ich eher von der Schule weg war.

Mir ging es nicht gut.

Mir war nicht mehr zu helfen.

Hatte ich gerade wirklich Jungkook's Chancen auf eine Begleitung zum Ball versaut?

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Kiss me ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Where stories live. Discover now