Shadow

4.

Da die Stunde beginnt, muss Shadow nun seine Kapuze abziehen. Als ich sein Gesicht sehe, bleibt mir ganz ehrlich für ein paar Sekunden einfach die Spucke weg. Denn neben seinen tintenschwarzen Locken hat er noch wunderschöne, haselnussbraune Augen und eine Nase, die so markant und schneidend ist, wie der Rest seines Gesichtes. Ausserdem sind auf seiner Nase und unter seinen Augen süsse Sommersprossen verteilt, die ihn echt zu einem göttlichen Anblick machen.

»Du starrst«, flüstert Camila neben mir plötzlich in mein Ohr. Sie kichert dabei leise, doch ich bin noch lange nicht mit Starren fertig. Ich meine, ich habe noch gar nicht mit seinen muskulösen Armen und Beinen begonnen, die in kurzen Shorts und einem Hoodie stecken, auf dem Quinn steht. Natürlich ist alles, bis auf diesen Schriftzug, der goldig ist, schwarz.

Ruby stellt sich vor mich hin, sodass sie meine Sicht auf Shadow komplett verdeckt. Dieser hat sich übrigens einige Schritte entfernt, weil der Trainer des Basketballteams es so wollte. Dieser ist nämlich eigentlich nur für Jungs zuständig, doch er gibt auch die Informationen über die Mädchen an seine Frau, die für das Mädchen-Basketballteam zuständig ist, an uns weiter. Weil sie krank ist, kümmert er sich jetzt um uns.

Diejenigen, die zu spät gekommen sind, also alle Cheerleaderinnen und Footballspieler, hat er nach draussen geschickt. Er hat gesagt, dass er sie sowieso nicht brauchen kann und sie diese Stunden deshalb als Spezialtraining nutzen sollten.

Das trifft sich für mich gerade gut, weil ich sie dadurch nicht ertragen muss.

»Jetzt, wo wir bereit sind, können wir ja endlich beginnen. Es sind nun genau gleich viele Mädchen wie Jungs, was ich übrigens genau durchgezählt habe. Und weil wir Sechserteams machen, wird es in jedem Team drei Mädchen und drei Jungs haben. Ich überlasse euch das Machen der Mannschaften, also es stellt sich zuerst immer ein Mädchen mit einem Jungen zusammen. Wenn ihr zu zweit sein, könnt ihr euch zwei Zweierteams suchen, die mit euch spielen.«

Dann klatscht sich der Typ begeistert in die Hände und verschwindet im Geräteraum, wahrscheinlich um Basketbälle zu holen. Weil Shadow der einzige männliche Mensch an der Schule ist, mit dem ich geredet habe, ohne dabei mit ihm gestritten zu haben, sucht mein Blick den seinen, und als wir uns direkt in die Augen sehen, nimmt er das als Zeichen, um zu mir herüberzukommen.

»Machen wir es zusammen? Du bist der einzige Mensch, also einmal abgesehen von dem Arschloch, mit dem ich bisher geredet habe, Hope.«

Shadow sieht mich unsicher an, weshalb ich zum Spass seinen Arm besänftigend tätschle.

»Klar. Du machst es dann halt einfach mit dem grössten Außenseiter, den diese Schule gesehen hat«, kläre ich ihn über seine Lage auf, worauf er mit den Schultern zuckt.

»Es wundert mich eher, dass du es mit einem Jungen machen willst, der die letzten 17 Jahre nur ein Gerücht war, jetzt aber zu einem Mystherium geworden ist.«

Auf meinem Gesicht breitet sich ein Grinsen aus, doch wir werden von Ruby und Camila unterbrochen, die mit ihren Basketballerfreunden angelaufen kommen.

»Tut mir echt Leid, euern Flirt stören zu müssen, aber ihr habt ausgesehen, als wärt ihr erst zu zweit und zufälligerweise sind wir zu viert. Also, machen wir es zusammen?«, fragt Ruby erwartungsvoll und mit einem echt niedlichen Lächeln auf den Lippen, dem man gar nicht Nein sagen könnte. Trotzdem sehe ich noch prüfend zu Shadow, schliesslich kann ich nicht über seinen Kopf hinweg Dinge beschließen, wenn er davon ebenfalls betroffen ist. Doch Shadow nickt nur.

»Shadow Quinn«, stellt er sich unnötigerweise vor, wobei er mich triumphierend ansieht. Ich verdrehe nur die Augen. Ist mir doch egal, ob er sich vorstellt oder nicht.