61.

1K 50 13
                                    

Da wir noch genügend Zeit haben, bevor wir zur Schule müssen - und ja, ich bin auch überrascht, dass das jemals der Fall ist - hat Mom gemeint, dass sie uns ruhig auch schnell auf dem Anwesen der Quinns absetzen könnte, ehe sie zur Arbeit gehen muss. Dann kann sich Shadow dort nämlich umziehen und wir können an der nächsten Haltestelle den Bus zur Schule nehmen.

Wir haben alle kurz zusammen gefrühstückt, wobei eher Mom und ich etwas gegessen haben, während Shadow ein Mittagessen für Mom gemacht hat. Er hat gemeint, dass das kein Problem sei und dass er sich sowieso lieber ein Brötchen für die Pause mitnehme. Natürlich habe ich das nicht geglaubt, aber es ist unglaublich nett von ihm, sich so indirekt bei Mom dafür zu bedanken, dass sie uns gestern so viel Privatsphäre gegeben und ihn so großzügig aufgenommen hat. Auch wenn er ihr so etwas Simples und Schnelles wie Couscous gemacht hat, sie weiß es jedenfalls zu schätzen.

»Wir sind da«, informiert Mom uns und hält knirschend, sodass wir aussteigen können, ohne einen fetten Stunt hinlegen zu müssen. Shadow schluckt kurz mit einem abwesenden Blick - wahrscheinlich kommen die Erinnerungen hoch, die er gestern so gut hat verdrängen können. Zumindest nachdem wir geredet haben.

Ich stupse ihn an und werfe ihm ein strahlendes Lächeln zu, welches sein Gesicht ebenfalls ein wenig erhellt. Ziel erreicht, würde ich mal sagen.

»Vielen Dank für die Fahrt«, verabschiedet sich Shadow schliesslich von Mom, weil er wahrscheinlich verstanden hat, dass wir nun da sind. Sie nickt ihm zu und bedankt sich für das Essen, während ich ihr einen Kuss auf die Wange drücke.

»Viel Spaß bei der Arbeit«, wünsche ich ihr, was sie mit hochgezogenen Aurenbrauen quittiert.

»Kommt nicht zu spät«, entgegnet sie nur, was mich irgendwie zum Lachen bringt. Wir haben noch eine Dreiviertelstunde bis zum zweiten Klingeln zur ersten Stunde - fragt mich nicht, wie wir so früh schon wach sind.

»Werden wir nicht machen«, versichere ich ihr nur mit einem Grinsen, ehe ich mich zu Shadow nach draussen geselle. Sein Blick kommt sofort auf mir zu liegen und er verschränkt seine Finger mit meinen, nur um mich hinter sich in Richtung Haus zu ziehen, was eigentlich gar nicht nötig wäre, da ich ihm sowieso gefolgt wäre. Sobald Moms Auto ausser Hörweite ist, bleibt er abrupt stehen, nur um mich an sich zu ziehen und seine Lippen sanft auf meine zu drücken.

Etwas überrascht erwiedere ich den Kuss und verschränke meine Hände in seinem Nacken, damit ich nicht in einer zu unangenehmen Position bin. Doch noch bevor jemand von uns beiden den Kuss vertiefen kann, beisst er mir spielerisch auf die Unterlippe und löst sich schweratmend von mir, nur um seine Stirn gegen meine zu lehnen.

»Eine Woche.«

Mein Herz wird sofort wärmer. Shadow hat es nicht vergessen. Vor einer Woche hat er mich gefragt, ob ich seine Freundin sein möchte und nun stehen wir da.

»Eine Woche«, wiederhole ich ein wenig außer Atem und wage mich in seine funkelnden Augen zu sehen. Sie strahlen so viel aus, aber vor allem ist darin Wohligkeit und Wärme zu erkennen. Und Zuneigung. Natürlich ist auch ein wenig Schmerz und Trauer darin, aber die positiven Gefühle sind momentan stärker als die Negativen.

»Es fühlt sich schon viel länger an.«

Und wie es das tut. Aber seit einer Woche sind wir offiziell zusammen und wir haben schon jetzt gefühlt total viel gemeinsam überstanden.

»Ich habe etwas für dich«, setzt Shadow erneut an und löst sich diesmal ganz von mir, damit wir eintreten können. Eine ganze Weile irren wir in dem Anwesen herum, aber schliesslich landen wir doch in einem Raum, der sehr verdächtig nach Shadows Zimmer aussieht.

ShadowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt