Shadow

52.

Einmal mehr bin ich die Letzte, die noch auf jemanden wartet. Auf Shadow. Wes und Ash sind blitzschnell gewesen, wahrscheinlich damit sie schneller mit Cami und Ruby und den anderen zum Diner vorgehen haben können. Ed und Cass haben gemeinsam mit Brandon und Devin draussen gewartet, damit wir den Gang nicht verstauen. Die Schüler der Water High haben sich als erstaunlich ruhig erwiesen. Ich meine, sie haben verloren und trotzdem sind sie total nett geblieben. Vielleicht hat ihr Team ja gewisse Phasen. Aber sie sind immerhin alle höflich geblieben - und damit meine ich auch die Sportler - und das ist unglaublich toll von ihnen.

Aber es macht mir nichts aus. Ich bin noch dabei, mich von dem heutigen Abend zu erholen - und von der gesamten restlichen Woche. Es ist so unglaublich passiert. Ich habe mein erstes Date und meinen ersten Kuss gehabt und wir sind zusammengekommen. Mit Shadow. Jane und ich haben Frieden gemacht und Mr. Quinn hat sich bei mir entschuldigt.

Und ich habe realisiert, dass ich Shadow liebe. So richtig liebe. Mit meinem Herz und meiner Seele.

Es sind eigentlich alles gute Dinge gewesen und doch ist das alles über so eine kurze Zeitspanne passiert, dass ich gar nicht so richtig mitgekommen bin. Zumindest gedanklich nicht so richtig. Mein Körper hat das alles im Griff gehabt.

»Worüber denkst du nach?«, reisst mich Shadow, der nun ebenfalls endlich aus der Kabine erschienen ist, aus meinen Gedanken. Ich drehe meinen Körper zu ihm und verliere mich ein weiteres Mal in seinen haselnussbraunen Augen. Mein Herz beginnt sofort schneller zu pochen und ich versuche, nicht zu sehr zu starren. Seine Haare sind noch nass und er sieht durch die vereinzelten Tropfen, die ihm das Gesicht hinunterlaufen und seine Haut irgendwie glänzen lassen, noch viel attraktiver aus.

»Über diese Woche.«

Mein Blick streift seine Lippen und ich weiß nicht wie das so schnell passiert - aber Sekunden später habe ich meine Arme schon um seinen Hals gschlungen und meine Lippen sanft auf seine gepresst. Ich schließe meine Augen zufrieden, denn meine Sehnsucht nach Nähe zu ihm ist endlich überbrückt worden. Diese Zärtlichkeit meiner Berührung mag vielleicht überhaupt nicht zu meinem innerlichen Verlangen nach Shadow passen, aber sie ist genug, um meinen gesamten Körper unter Strom zu setzen.

Der Prinz erwidert meinen Kuss und sein Mund bewegt sich langsam an meinem, während sich seine Arme um meine Taille schlingen und er mich so hochhebt, dass der Grösseunterschied zwischen uns nicht mehr so groß ist.

Ich stosse mit meiner Zunge zartfühlend gegen seinen Mund und Shadow öffnet ihn und gewährt mir somit Einlass. Als ich geglaubt habe, seine Lippen an meinen wären elektrisierend, habe ich wohl noch nicht realisiert, dass seine Zunge noch viel wirksamer ist. Sie stösst leicht gegen meine und erkundet meinen Mund, sodass ich meine leicht zurückziehe und ihm Platz lasse. Shadow fährt mit seiner Zunge über meine Zähne, meine Zunge. Sie berühren sich ständig und ich fühle mich, als würden die Schmetterlinge in meinem Bauch immer aktiver werden. Mein Herz schlägt noch einen Zug schneller und meine Haut kribbelt wie verrückt.

Viel zu schnell lösen wir uns voneinander, um Luft holen zu können, doch ich lehne meine gegen Shadows Stirn, solange ich noch kann. Es scheint, als würde ich so irgendwie unsere Gedanken verbinden können. Das letzte Stück, welches noch nicht nur auf eine Art und Weise funktioniert. Denn unsere Herzen schlagen bereits im Einklang und unsere Seelen sind ebenfalls verbunden. Ich habe so viel mit Shadow und ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich dafür bin, ihn in meinem Leben zu haben.

»Wofür war das?«, flüstert Shadow leise und mit einer etwas mitgenommenen Stimme, die mir zeigt, dass er jetzt gerade ungefähr so intensiv gefühlt hat wie ich. Wir sind uns noch immer so nah, dass ich seinen Agem und somit jedes Wort auf meinem Gesicht spüren kann. Ich fahre mir mit der Zunge über meine angeschwollenen Lippen und öffne meine Augen.