7.

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Am Abend, also nach dem Training, sitze ich auf meinem Bett und sehe meiner Mutter dabei zu, wie sie meinen Kleiderschrank auseinandernimmt. Es sieht so aus, als würden sich die Dinge in Queenston ändern. Die Quinns schmeissen eine Party, um sich offiziell in der Stadt einzuzügeln oder so was. Also die Party ist morgen. Shadow hätte mich ruhig warnen können.

»Du hast nichts, womit du gehen könntest, Hope. Kannst du nicht eine deiner Freundinnen anrufen und fragen, ob ihr morgen einkaufen gehen könntet?«, befiehlt-fragt Mom mich. Sie ist noch immer sauer auf mich, weil ich nicht pünktlich nach Hause gekommen bin.

Am liebsten würde ich sie fragen, welche Freundinnen sie meint, doch Camila und Ruby sind ja jetzt meine fast-Freundinnen. Innerlich seufze ich. Wieso kann das nicht einfach wie im Kindergarten sein? Man spielt einmal UNO mit jemandem und dieser gibt einem dann im Gegenzug die ewige Treue. Okay, vielleicht ist das etwas übertrieben, aber auf eine gewisse Art und Weise stimmt es eben schon.

»Morgen ist Schule, außerdem habe ich noch Dinge zu erledigen«, antworte ich Mom. Selbst wenn Camila und Ruby mitkommen würden, hätte ich also keine Zeit. Nicht wegen der Dinge, die ich noch erledigen muss, sondern weil die Party schon um sechs Uhr Abends beginnt, und kein Mädchen sich innerhalb von zehn Minuten richten kann, wobei ich noch einen Schulweg vor mir habe. Und Camila und Ruby geht es da sicher ähnlich.

»Du hast Morgen keine Schule und außerdem hast du auch nichts zu tun. Und bitte ruf jetzt irgendjemanden an, mit dem du Shoppen gehen kannst.«

Mom sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an, was mich ehrlich erschreckt. Welche Mutter will denn bitte, dass ihr Kind die Schule schwänzt?

»Ich kann nicht einfach fehlen, Mom. Ausserdem haben meine...Freundinnen ebenfalls Schule«, sage ich nur beleidigt, dass sie es überhaupt in Erwägung zieht, dass ich fehlen könnte, ohne irgendwelche Konsequenzen zu haben.

»Bist du in einer Sportmannschaft oder eine Cheerleaderin?«, fragt meine Mom nur entnervt. Sie sieht mich an, als wäre ich ein kleines Kind, dem sie gerade beibringt, wie man richtig isst und beisst. Hat sie die Trainerin vielleicht angerufen, die ihr von dem schrecklichen Training erzählt haben könnte?

»Nö«, streite ich einen Moment zu spät und einen Hauch zu schnell ab. Ich bin es tatsächlich nicht. Nicht nach heute.

»Tja, dann hast du morgen frei und bitte hör auf so ein beleidigtes Gesicht zu ziehen. Du bist diejenige die es nicht geschafft hat, pünktlich nach Hause zu kommen. Ich hoffe bloß, dass keine Junge daran Schuld ist«, sagt Mom warnend. Sie hasst den Gedanken, dass ich möglicherweise mit einem Jungen etwas beginnen könnte und damit denselben Fehler mache wie sie. Sie und mein Vater. Der Typ, der sie für seine neue Flamme verlassen hat und seitdem nie wieder etwas von sich hat hören lassen.

Schmerz blitzt in ihren Augen auf. Sofort tut es mir leid, dass ich sie angelogen habe und ein Klumpen bildet sich in meinem Magen. Plötzlich übermannt mich das Bedürfnis, ihr die Wahrheit zu sagen.

»Es ist kein Junge gewesen, Mom«, platzt es aus mir heraus, worauf sie mich verwirrt ansieht.

»Also nicht hauptsächlich. Ich bin zum Basketballtraining eingeladen worden, um zu sehen, ob ich ins Team komme«, füge ich die Kurzversion der Geschichte hinzu. Mom sieht mich überrascht an. Es ist klar, dass sie sich fragt, wieso ich sie wohl angelogen habe. Oder ihr zumindest nicht die volle Wahrheit erzählt habe. Jep, das tue ich inzwischen auch.

»Und? Bist du dabei?«, fragt sie hoffnungsvoll. Sie wünscht sich schon seit Ewigkeiten, dass ich es endlich einmal versuche, mich zu sozialisieren. Ausserdem weiß sie, dass ich gerne Körbe werfe, weshalb sie sich nun auch schon für eine Weile wünscht, dass ich es in das Team schaffe. Sie findet nämlich, dass ich unglaubliches Talent habe. Umso schwerer fällt es mir, den Kopf zu schütteln. Ich will sie nicht andauernd enttäuschen.

ShadowWhere stories live. Discover now