21.

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Ich kann verstehen, dass es Menschen gibt, die ihren Willen immer hartnäckig durchsetzen wollen. Oder es zumindest versuchen. Doch dass mein Vater und Jane tatsächlich erneut bei mir Zuhause auftauchen, ist einfach nur eine komplette Frechheit.

Keine Ahnung, ob ich die einzige bin, die das so sieht, aber was zur Hölle hat man bitte davon, wenn man sein Leben damit verbringt, anderen ihres zu vermiesen?

Und dass Mom ihnen bei der Hochzeitsplanung hilft, kann ich übrigens auch nicht nachvollziehen. Fehlt nur noch, dass Janes Mom auftaucht und das Gefühl hat, dass ihre Tochter und ich noch immer befreundet sind. Ich meine, ich möchte ja nichts sagen und ich will auch nicht ewig mit Jane streiten, aber Freundschaft wird zwischen uns niemals wieder entstehen. Nie. Im. Leben. Zumindest nicht in diesem.

»Wie lange hängen sie schon hier rum?«, frage ich Mom, die richtig gut darin ist, sich an mir zu rächen, dass ich nicht Zuhause aufgetaucht bin. Es tut mir ja leid, aber sie bewirkt mit dieser Art auch nicht besonders viel.

Jane und ihr Dad sehen mich entrüstet an, weil sie amscheinend ernsthaft glauben, dass ich genügend Respekt aufbringen könnte, um sie zu begrüssen. Ja, genau. Das finde ich auch total absurd und dämlich. Vor allem seit ich gestern schon total nett gewesen bin.

Meine Mutter dreht sich zu mir um und will mir wahrscheinlich schon antworten, doch es klingelt an der Tür und ihre nicht einmal angeschnittenen Worte werden ihr abgeschnitten. Wenn jetzt noch jemand kommt, den ich nicht leiden kann, drehe ich durch.

»Wieso gehst du die Tür nicht aufmachen, damit wir komplett sind und dann kann ich dir alles erklären«, befiehlt-sagt mir Mom, die meine gute Laune anscheinend schon jetzt wittert. Himmel, schon nur daran wie sie es sagt, merke ich, dass mir auch die nächsten Gäste nicht besonders sympathisch sein werden.

Dennoch schlucke ich meinen Kommentar herunter und bewege mich möglichst langsam zur Tür.

Da Mom ja sowieso jemanden erwartet, gebe ich mir nicht einmal die Mühe durch den Spion zu sehen. Ein fataler Fehler übrigens, weil ich mich sonst mindestens mental auf diese Leute hätte vorbereiten können. Das ist der Punkt, andem ich mich echt frage, was ich hier eigentlich mache.

Es sind nämlich Janes Mom, die mich anstrahlt, als wäre sie die Sonne höchstpersönlich, Shadow, der in seiner Lederjacke übrigend hinreissend aussieht, einfach weil sie sein Gesicht betont, da seine Haare ebenfalls so dunkel sind, und nicht zu vergessen sein Vater, der mich abschätzig mustert. Dabei verharrt sein Blick etwas länger auf meiner Hand, bevor sich seine Lippen zu einem Lächeln verziehen, was Shadow nicht entgeht. Zumindest denke ich das, weil sich seine Gesichtszüge sich verhärten und er seinen Kiefermuskel arbeiten lässt.

»Hereinspaziert«, murmle ich und versuche dabei nicht all zu unhöflich zu klingen. Shadows Vater lässt sich nicht zwei Mal hereinbitten und geht an mir vorbei, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen. Was mich allerdings stutzig macht, ist, dass er seinen Mantel einfach so aufhängt und dann in Richtung Wohnzimmer spaziert, als wäre es sein eigenes.

»Ich freue mich so unglaublich, dich zu sehen, Hope. Wie lange ist das noch einmal her?«, fragt Janes Mom, während Shadow ungeduldig auf seinen Fussballen wippt. Sie zieht mich in ihre Arme und zerquetscht mich dabei fast. Jane hat ihr wohl nicht gesagt, dass wir nicht mehr befreundet sind.

Und schliesslich -endlich- löst sie sich von mir und folgt dem Beispiel von Mr. Quinn. Dann sind es nur noch Zwei...

Ich weiche Shadows Blick aus, weil ich ehrlich gesagt nicht weiß, was ich ihm sagen soll. Hat er es die ganze Zeit über gewusst? Wie kann er mir mit Jane helfen, bevor er mir selbst in den Rücken fällt? Und wieso hat er mich nicht wenigstens vorwarnen können?

ShadowWhere stories live. Discover now