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Als Shadow aus dem Badezimmer kommt, habe ich uns schon Apfelpunsch gemacht - ich schätze, jetzt trinken wir das hier eben - und die Suppe, die Mom uns vorher gekocht hat, ebenfalls erhitzt. Danach kann er noch Lasagne und Schokolade essen, falls er überhaupt etwas herunterbringt. Mom hat sich in ihr Zimmer verzogen und gemeint, dass sie sich noch eine Folge einer Soap-Serie reinzieht und dann schlafen geht. Das Ganze hat sie damit erklärt, dass sie morgen wieder arbeitet und nicht komplett übermüdet dort erscheinen kann. Aber ganz ehrlich? Wir wissen es beide besser.

Shadow sieht in meinem lilanen Oversized-Hoodie und den hellblauen Jogginghosen, die komplett verwaschen und viel zu groß für mich wären, wieder halbwegs lebendig aus. Sein Gesicht ist komplett bleich und ich habe Angst, dass er gleich umkippt, doch er scheint sich gut im Griff zu haben.

»Ich habe dir Essen warm gemacht«, informiere ich den Prinzen und deute mit meinem Kinn auf die verschiedenen Dinge. Er soll nicht verhungern, wenn wir hier genügend Essen haben. Shadow seufzt allerdings nur und reibt sich über das Gesicht.

»Danke, Hope. Ehrlich, du hast keine Ahnung, wie viel mir das gerade bedeutet.«

Ich nicke ein wenig verlegen. Was antwortet man auf so etwas?

»Kein Ding.« Oh wow. Mein Hirn ist ja mal richtig kreativ.

»Ich meine es ernst. Wieso hast du das gemacht? Ich meine, ich habe nicht auf deine Nachrichten reagiert und bin in den letzten beidenTagen vernutlich der mieseste Freund auf diesem Planeten gewesen. Wieso machst du das für mich, wenn ich es gar nicht verdiene?«

Weil ich dich liebe. Aber natürlich sage ich das nicht. Er kann es sowieso in meinem Gesicht lesen. Stattdessen zucke ich nur mit den Schultern und deute auf das Essen.

»Du solltest etwas zu dir nehmen, solange es noch warm ist.«

Sonst habe ich es nämlich grundlos warm gemacht und das wollen wir auch nicht. Außerdem machen wir dann nicht so lange Lärm, falls Mom wirklich schlafen gehen möchte. Shadow nickt knapp und setzt sich auf den Stuhl, der diesmal meinem gegenüber vor der Kücheninsel platziert ist.

In den nächsten zehn Minuten stopft Shadow einfach nur Essen in sich herein. Ehrlich. Er isst so, als hätte er in den letzten Tagen nichts gegessen. Ich weiß nicht, ob das zutrifft, aber es ist jedenfalls gut, dass er etwas zu sich nimmt, denn damit weicht auch endlich ein wenig die Bleiche aus seinem Gesicht. Und das steht ihm viel besser so.

Danach räume ich auf, während Shadow sich die Zähne putzen geht. Jetzt, da er ja eine Zahnbürste hier hat, ist das kein Problem mehr. Ich habe meine vorher schon geputzt, da wir schon gegessen haben, bevor Shadow gekommen ist. Danach habe ich mich erst wieder mit Mathe malträtiert, bevor Mom dann in mein Zimmer gekommen ist und Shadow uns dann mit der Türklingel unterbrochen hat.

Als ich in mein Zimmer komme, hat Shadow sich schon unter die Bettdecke gelegt, offenbar ist er müde.

»Willst du schlafen?«, frage ich ihn dummerweise. Nein, Hope. Er möchte nur dort chillen. Und weil Shadow nickt, mache ich mich ebenfalls bettfertig, damit ich später nicht noch herumlungern muss.

Als ich dann ein zweites Mal in mein Zimmer komme - ich bin sogar noch schnell in Moms gehuscht und habe ihr gesagt, dass wir betzt schlafen gehen - hat Shadow schon gelüftet und mein Kissen aufgestellt, sodass wir uns damit an der Wand anlehnen - ...Moment mal.

»Hast du nicht gesagt, dass du schlafen möchtest?«, führe ich meine Gedanken weiter, sodass Shadow von der Bettdecke aufblickt. Sie ist in den letzten Minuten wohl besonders interessant für ihn gewesen.

ShadowWhere stories live. Discover now