10.

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In diesem Saal ist kaum noch etwas von der bescheidenen Einrichtung der Eingangshalle zu merken. Auch hier ist der Krönchenparkettboden vorhanden, nur ist er diesmal viel präziser und schöner ausgearbeitet, was mir bisher gar nicht als möglich erschienen ist.

An den Wänden hängen Gemälde von verschiedenen altgriechischen historischen Ereignissen, wobei es mich ein weiteres Mal wundert, dass die Quinns anscheinend Gefallen an den Griechen gefunden haben und es immer noch tun. Ich kann verstehen, dass man diese Kultur gut und spannend findet, wobei nicht zu vergessen ist, wie viel von der heutigen Allgemeinbildung auf deren Wissen basiert. Ich habe einfach noch nie einen solch eingerichteten Haushalt gesehen.

In den vier improvisierten Ecken des ovalen Raumes, der etwa viermal grösser ist als die Eingangshalle, hat es jeweils einen Wasserfall, der in den Boden geht, und neben den Wasserfällen hat es entweder Getränke, Snacks oder sonstige Dinge, bei denen man sich wahrscheinlich nicht sicher sein kann, aus was sie gemacht sind, da alles unglaublick kunstvoll angerichtet ist.

Zwischen diesen Buffets hat es Stehtische, ganz offensichtlich ist dieser Anlass als ein Tanzabend gedacht gewesen. Von der Decke hängen prunkvolle Kronleuchter, von denen ein Stück bestimmt teurer ist, als das Haus, in dem ich mit meiner Mutter lebe. Die Decke selbst ist mit goldigen Schnörkeln verziert, die allesamt immer Kronen bilden, von deren Mitte jeweils ein Kronleuchter hängt.

Die Musik in dem Haus ist erstaunlichweise nicht total spießig, sondern es hat von allem ein wenig, vor allem aber kommen, wenn die Tanzfläche eröffnet wird, wahrscheinlich Songs, zu denen man richtig gut wird tanzen können.

»Hat jemand von euch schon Asher oder Weston gesehen?«, bricht Cami schliesslich die Stille des Staunen unter uns Dreien. Damit holt sie Rubs und mich auch wieder in die Welt zurück.

»Nein, aber um ehrlich zu sein, habe ich auch nicht Ausschau nach den beiden gehalten«, antworte ich wahrheitsgetreu. Rubs nickt zustimmend und bevor eine von uns etwas sagen oder sont hinzufügen kann, kommt Jane neben uns zu Stehen. Oh nein. Bitte nicht. Jane ist das Mädchen, welches mich aus Prinzip hasst. Wir sind einst richtig gute Freundinnen gewesen, doch nun hassen wir uns praktisch.

»Wen haben wir denn da?«, fragt der Kopf der Cheerleaderinnen gespielt interessiert und lässt ihren Blick über uns schweifen. Anders als wir hat sie ein hautenges weißes Kleid an, das einen Schlitz im Oberschenkel hat, wahrscheinlich damit sich sich bewegen kann und einen so tiefen Ausschnitt, dass man fast meinen könnte, sie hätte ihn selbst rausgeschnitten. Mit ihrem pechschwarzen Haar und dem blutroten Lippenstift sieht sie in diesem Aufzug alles andere als elegant aus. Sie hat sich jedenfalls Mühe gegeben - wahrscheinlich ist ihr Ziel aber eher gewesen, bei den Männchen für den heutigen Abend als Lieblingsobjekt markiert zu werden.

»Was für eine Freude dich hier zu sehen, Jane. Du siehst toll aus«, sagt Rubs. Sie klingt total höflich, aber ihr verzerrter Gesichtsausdruck spricht eine andere Sprache. Gut zu wissen, dass ich nicht die Einzige bin, mit der Jane ein Problem hat.

»Ach, Ruby. Du bist schon immer hinreissend gewesen. Ein Grund mehr, wieso ich nicht verstehen kann, dass du dich mit diesem kaltherzigen Miststück abgibst«, seufzt Jane und nickt in meine Richtung. Sie ist mittlerweile echt ein Profi darin, meine Laune in den Keller zu treiben.

»Vielleicht solltest du einfach zu deinen eigenen Freunden gehen und dort dein Ding machen. Mir persönlich ist nämlich sehr bewusst, mit wem ich mich abgebe, und glaub mir, wenn ich dir sage, dass Hope eine tolle Freundin ist«, giftet Rubs Jane an, welche nicht anders kann, als ihre Lippen zu einem schmalen Streifen zusammenzupressen und mich dabei wutentbrannt anzusehen. Tatsächlich verschwindet sie, und keine Sekunde später wird es still im Saal, während Mr. Quinn in der Mitte der Halle steht, Shadow ist natürlich unmittelbar neben ihm, und die Begrüssungsrede beginnt.

ShadowWhere stories live. Discover now