12.

1.3K 88 28
                                    

Am nächsten Morgen fängt die Schule eine Stunde später an. Die Party ist anscheinend noch viel länger gegangen, als ich geblieben bin. Ich bin vielleicht eine Stunde an dieser Veranstaltung gewesen, bis mir aufgefallen ist, dass solche sozialen Experimente einfach nicht in meine Tagesordnung gehören. Oder bevor alles zu einem halben Desaster für mich geworden ist.

Tja, auch das hilft mir nicht weiter. Schliesslich habe ich die ganze Nach kaum Schlaf abbekommen. Meine Hüfte hat einen schönen blauen Ton angenommen, was an und von sich ja nicht so schlimm gewesen wäre, wenn ich damit nicht noch auf dem Badezimmerfliesen ausgerutscht und auf mein Becken geknallt wäre.

Zu dem habe ich auch keine Position finden können, um mein Hangelenk zu schonen. Und dabei kein Kühlpack Zuhause zu haben, ist echt bitter. Dazu ist meine Hand jetzt ein wenig angeschwollen, unbrauchbar und schmerzt. Schön, nicht wahr?

Ausserdem hat mich der Gedanke nicht losgelassen, wieso Mr. Quinn so abscheulich zu mir gewesen ist. Tolle Voraussetzungen für meinen Schlaf. Tja, mittlerweile kann ich nicht einmal mehr mit meiner rechten Hand schreiben. Ich habe zwar einen langärmligen Pullover an, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich Schmerzen habe. Und damit das niemand merkt, naja, eben der Pullover und kein Verband.

»Du hast keine Ahnung, was du verpasst hast, Hope. Es hat noch ein richtig tolles Feuerwerk gegeben und die Lieder sind immer besser geworden«, schwärmt Cami, die sich mit Rubs und ihren jeweiligen Freunden zu mir gesellt.
Jepp, ich wünschte ich könnte meinen Abend ebenfalls als so toll bezeichnen.

»Ich habe zu meinen Zeiten ja noch das Essen genossen«, scherze ich und versuche mir meine eigentlichen Gedanken nicht anmerken zu lassen. Es funktioniert. Die vier beginnen zu lachen, was auch mir ein Grinsen auf das Gesicht zaubert. Und dann kommt Shadow. Mein Grinsen ist wie weggewischt, was anscheinend Shadow bemerkt, da er seine Stirn verwirrt runzelt. Doch ich beachte ihn nicht weiter, sondern trinke einen Schluck Wasser.

Ja, ich bin definitiv wütend auf ihn. Auf seinen Vater. Ach verdammt, ich bin wütend darauf, wie der Abend geendet hat, und das hat mit ihm und Jane begonnen.

»Hast du mir einmal dein Quinnspaper, Hope?«, fragt Shadow, während er meine miese Laune ignoriert. So geht es natürlich auch. Nur lenkt er damit auch die Aufmerksamkeit der anderen auf sich.

»Keines da«, antworte ich knapp und sehe auf die grosse Uhr der Mensa. Noch zwanzig verdammte Minuten.

»Auch nicht, um die Rätsel zu lösen?«, fragt er überrascht. »Die löst du doch sonst immer«, fügt er hinzu. Und irgendwie bin ich auch wütend darauf, dass er das sagt, weil es stimmt. Er kennt mich doch erst drei Tage. Obwohl...was heisst da überhaupt kennen.

»Ich habe sie zweimal gelöst«, korrigiere ich ihn. Gestern bin ich nicht einmal dem nachgekommen. Shadow seufzt, anscheinend merkt er, dass er etwas falsch gemacht hat. Nicht nur er. Ich kann praktisch spüren, wie Cami, Ash, Rubs und Wes verwirrt zwischen uns hin- und hersehen.

»Es tut mir Leid, okay?«, sagt Shadow beschwichtigend. »Es ist echt nicht mein Ding, sie hat mich gezwungen.«

Ich schnaube genervt.

»Wie kommst du darauf, dass ich deshalb wütend auf dich sein könnte?«, frage ich. Klar, mein Stolz hat einen heftigen Kratzer abbekommen, aber der Stolz kann doch nicht das Wichtigste im Leben sein.

»Kann mir einmal jemand erklären, was da zwischen euch passiert ist?«, bricht Ash schliesslich die angespannte Stille, die sich wegen Shadow und mir über uns gebildet hat.

»Nein«, sagt Shadow, ohne seinen Blick von mir zu nehmen. »Ich habe nämlich auch keine Ahnung, was passiert ist.«

Natürlich nicht. Er ist ja zu sehr mit der Prinzessin beschäftigt gewesen, die gerade an unseren Tisch kommt. Wenn sie einmal kein Timing hat, weiß ich auch nicht, wie man das nennen kann.

ShadowWhere stories live. Discover now