48.

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»Du siehst nicht einmal so aus, als würdest du am liebsten jemanden erwürgen«, kommentiert Shadow meinen Gemütszustand, als er sich am Mittag zu mir setzt. Ich schenke ihm mein bestes Grinsen, das mit jeder Sekunde, welche ich ihm in die Augen starre, breiter wird.

»Wieso sollte ich auch?«

Shadow zuckt mit sen Schultern und stellt sein Essen auf dem freien Platz neben mir ab. Mittlerweile genieße ich es so richtig, dass wir immer die ersten sind. Shadow reicht mir schnell ein Quinnspaper und drückt mir einen kurzen Kuss auf die Lippen, sodass ich wohlig seufzen muss. Es sind Dinge wie das hier, die mich ihn so sehr mögen lassen. Nicht, dass es besonders schwer ist, vor allem, wenn man bedenkt, wie kräftig mein Herz gerade klopft und wie kribblig sich meine Lippen anfühlen.

»Du hast mit Jane zusammen arbeiten müssen. Ihr mögt euch doch sonst so gar nicht. Oder zumindest magst du sie nicht.«

Ich zucke mit den Schultern, auch wenn mir sehr wohl bewusst ist, dass er rechr hat. Jane hat ihre negativen Gefühle mit gegenüber schneller begraben, während ich jetzt noch dabei bin, unseren Frieden zu bestätigen.

»Wir haben geredet. Ich mag sie vielleicht noch immer nicht, aber wir haben den Kriegsfuß begraben«, gestehe ich, wobei ich wirklich stolz auf mich selbst bin. Der Streit mit Jane hält wirklich schon ewig an, und sie hat dabei recht gehabt, dass es niemandem etwas bringt, wenn wir weiterhin nur zanken, wenn wir miteinander sprechen sollten. Das heißt aber noch lange nicht, dass das, was sie mir angetan hat, okay gewesen ist.

»Das ist gut. Denn ich habe heute noch andere Dinge mitgebracht.«

Meine Augenbrauen wandern fragend in die Höhe, während ich dem Prinzen dabei zusehe, wie er in seinem Rucksack nach irgendwelchen Sachen herumkramt, ehe er sein Handy und Schreibzeug hervorholt. Ist das sein ernst? Was soll das genau nochmal werden?

»Sieh mich nicht so skeptisch an, Bambi. Denn ich bin ein absolut sozialer Mensch gewesen und habe Recherchen angestellt.«

Er entsperrt sein Mobiltelefon und gibt irgendwelche Sachen ein, bevor er es mir rüberreicht und schliesslich meinen Namen auf das leere Blatt Papier vor ihm schreibt. Ich runzle meine Stirn, sage aber nichts. Stattdessen sehe ich mir an, was da auf seinem Bildschirm steht. Es ist eine Ansammlung von Noten-...ein Zeugnis?

»Was soll ich damit anfangen?«, frage ich irgendwann dann doch. Ich meine, es sind nicht meine Noten, denn ich bin in Geografie niemals so gut gewesen.

»Die meisten Zeugnisse, die so aussehen, kriegen ein Stipendium. So sollten deine Noten aussehen. Und du solltest dringend irgendetwas machen, irgendeinen Kurs oder so etwas, weil dich das gut wirken lässt. Wir beide werden nun deine momentane Noten nehmen und vergleichen, was du verbessern solltest und wir du das auf die Reihe kriegst. Und was du machen willst.«

Ungläubig klappt mein Mund auf. Ich meine, mir ist bewusst gewesen, dass es Shadow nicht egal ist, was mit mir und meinem Stipendium los ist, aber er nimmt es ja wirklich ernst. Und das ist mit Abstand das Süßeste, was er für mich hätte tun können. Und daher tue ich einfach das Nächstbeste, das mir einfällt.

Ich drücke ihm einen Kuss auf die Lippen. Auch wenn dieser ziemlich kurz ist, versäume ich es nicht, meine Emotionen hereinzustecken. Ich bewege meine Lippen sanft auf seinen - Dankbarkeit. Ich schlinge meine Hände um seinen Nacken und spiele mit seinen Haaransatz dort - Glücklichkeit. Ich stosse mit meiner Zunge leicht gegen seine - Freude. Und vielleicht mögen viele Leute diese Zeichen nicht so deuten wie ich, aber ich weiß, dass das für Shadow mich versteht.

Der Prinz versteht mich. Oder vielleicht sprechen wir emotional auch einfach eine andere Sprache als die meisten Leute.

Irgendwann lösen wir uns voneinander, aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass das nur daran liegt, dass wir atmen müssen. Shadow leckt sich über die Lippen und seine Augen öffnen sich flatternd. Und ich will ja nichts sagen, aber nichts ist hypnotisierender, als das momentane Funkeln in seinem wundervollen Haselnussbraun.

»Du lenkst mich ab, Bambi«, meint er, nachdem wir uns einige Sekunden einfach nur schweratmend in die Augen gestarrt haben. Er räuspert sich, wird rot und ich beiße mir auf die Lippen, um dem Drang in mir zu widerstehen, sie wieder auf seine zu pressen.

Denn so ungerne, wie ich es auch zugeben möchte, Shadows Notenplan - oder besser gesagt meiner - ist wirklich eine gute Idee und ihn jetzt zu erstellen, wäre bestimmt motivierend. Und gut für mich. Ich kann nicht garantieren ein Stipendium zu erhalten und ich weiß auch nicht, ob ich nicht sowieso schon längst zu spät bin, aber ich werde mein Bestes versuchen, einfach weil das das ist, was ich tue. Ich bin vielleicht nicht perfekt, ja sogar nicht einmal annähernd, aber ich kann immer mein Bestes geben. Und in dem Fall werde ich diese Chance bestimmt nicht verpassen.

»Okay. Schiess los«, ermutige ich den Prinzen also, mir den Rest seiner Blätter zu erklären, während wir nebenbei noch essen und herumwitzeln. Nebenbei vergessen wir die Zeit einfach. Ich weiß nicht, wann mir das zum letzen Mal passiert ist, vor allem hier in der Schule, aber wenn ich mit Shadow bin, dann fallen mir so Sachen gar nicht auf. Ich hätte es höchstens bemerken können, als die Schulklingel sich plötzlich gemeldet hat und wir beide überrascht feststellen, dass wir die Zeit absolut nicht im Griff gehabt haben - und dass wir uns dringend in den Unterricht beeilen müssen.

»Danke, Shadow«, meine ich aber trotzdem noch. Wir haben vielleicht nicht viel Zeit bis zu dem zweiten Klingeln, genau genommen sind es zwei Minuten, die uns bleiben, aber so viel Zeit muss sein. Ich will gar nicht wissen, wie lange er sich dafür vorbereitet hat und wie lange er sich Gedanken gemacht hat, bis er überhaupt auf die Idee gekommen ist, genau diese Sachen vorzubereiten.

»Kein Ding.«

Der Prinz zuckt mit den Schultern, aber er kann das stolze Lächeln auf seinen Lippen selbst nicht verhindern.

»Ich meine es ernst. Das ist nicht selbstverständlich und du hast dir so viel-«, setze ich an, doch Shadow unterbricht mich.

»Ich würde es immer wieder machen und es würde mir absolut nichts ausmachen, weil ich es für dich getan habe und du mir wichtig bist. Du bist mir mehr als wichtig und ich habe auch kein Problem damit, dir das so offen zu zeigen. Ich mache die Dinge gerne für dich, solange ich weiß, dass ich dir damit helfe. Ich meine es ernst, wenn ich dir sage, dass ich dich ... dass das, was ich dir gegenüber empfinde weit mehr ist als einfach ein einfaches Mögen. Du bist ... Hope du bist so viel mehr, als ich jemals von einem Menschen erwartet habe und ich möchte, dass du das weisst.«

Shadow sieht mich so eindringlich an, als wäre irgendetwas an seinen Worten missverständlich gewesen. Aber ganz ehrlich, das sind sie nicht, denn sonst würde mein Herz nicht einfach so einen halben Marathon hinlegen. Meine Wangen würden nicht so brennen, wie sie es jetzt tun und mein beglücktes Grinsen wäre bestimmt auch nicht so strahlend. Ich liebe es, wenn Shadow solche Dinge sagt. Er heilt damit all die seelischen Wunden, die mir Menschen in der Vergangenheit zugefügt haben und ich bin ihm dafür unfassbar dankbar. Denn Shadow ist nicht die Sorte von Mensch, der mich mit allem Möglichen löchert, einfach weil es Spaß macht, Probleme zu bereiten, er schenkt mir einfach Gefühle. Positive Gefühle. Emotionen, die nur er in mir auslösen kann.

Shadow ist mein Licht. Er ist kein Schatten. Nicht so, wie er es einst vielleicht gewesen ist. Ich habe das Gefühl, dass er mich heilt und dass ich ihn auf eine besondere Art heile - und zwar rede ich da von Wunden, die nicht auf unserer Haut sichtbar sind, sondern die tief in unseren Herzen schlummern. Die Art von Wunde, die viel Liebe braucht, um überhaupt erkennt werden zu können.

Ich habe beinahe vergessen, dass ich heute noch keine Kapitel hochgeladen habe *ähhhm upsi* und deshalb kommen sie erst so spät 😅Was habt ihr in diesem Kapitel so von #Quadams gehalten 🤔😏?

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Ich habe beinahe vergessen, dass ich heute noch keine Kapitel hochgeladen habe *ähhhm upsi* und deshalb kommen sie erst so spät 😅
Was habt ihr in diesem Kapitel so von #Quadams gehalten 🤔😏?

ShadowWhere stories live. Discover now