5.

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Um ehrlich zu sein, ist das Spiel weniger ätzend als erwartet. Schliesslich führt unser Team haushoch und mittlerweile ist es mehr ein Kampf zwischen mir und Shadow, weil wir darum ringen, wer die meisten Körbe wirft.

Es ist wie ein kleiner Wettkampf geworden, wobei ich langsam aber sicher bin, dass Shadow in seinem Hoodie mehr schwitzt als ein Besessener, der noch besessenere Dinge tut, als normale Besessene.

Da die anderen einfach irgendwann einmal zu spielen aufgehört haben, zum einen, weil sie keine Lust mehr haben und zum anderen, weil sie es einfach spannend finden, dass zwei so ausgelichene Teams vollkommen andere Resultate abgeben, obwohl das gegnerische Team, so viel ich weiss zumindest, den viel besseren Korbmacher als wir hat.

»Komm schon, Hope. Gib einfach auf«, stichelt Shadow ausser Atem, als er den nächsten Korb von der Drei-Punkte-Linie macht. Von Ruby erklingt ein weiteres Mal erfreutes Jubeln, während Weston einfach amüsiert seinen Kopf schüttelt. Ich will Shadow schon mit ›niemals‹ antworten, als mich der Coach unterbricht.

»Was ist hier denn los?«, fragt er und sieht dabei verwirrt auf die Punktetafel. Er blickt zwischen seinen eigentlichen Spielern hin und her, wahrscheinlich hofft er, so eine Antwort zu erlangen. Doch es kommt keine Antwort. Die Einen sehen beschämt zu Boden, während Asher und Weston sich ansehen und ihren Blick schliesslich auf mich und Shadow richten.

»Shadow? Hope? Könnt ihr mir das vielleicht erklären?«, richtet sich der Coach schliesslich an uns. Da ich nicht sprechen will, deute ich Shadow an, dass er reden soll. Ich weiss, ich bin eine tolle Menschenseele. Aber ich habe echt keine Ahnung, was ich dem Typen sagen soll und finde, dass Shadow sowieso schon im Mittelpunkt steht. Also, zum einen wegen seiner Familie und zum anderen, weil er neu hier ist. Ein wenig mehr Aufmerksamkeit wird ihm schon nicht schaden.

»Um ehrlich zu sein gibt es da nichts zu erklären. Wir haben nur ein bisschen gespielt und daraus ist ein Wettkampf geworden«, erklärt Shadow dem Coach die Wahrheit gelassen. Tja, das hätte ich vielleicht auch getan, wenn ich gewusst hätte, dass der Coach mich hasst, wenn ich Dinge anzettle, die er nicht so direkt von mir will. Ja, ich habe ihn schon oft wütend gemacht.

»Was auch immer es gewesen ist, es hat fantastisch ausgesehen. Hope, meine Frau wird sicher Freude daran haben, dich bei den Qualifizierungen fürs Basketballteam bei den Mädchen zu sehen. Und du Shadow kannst dich Asher und Weston im Team anschliessen, weil es sowas wie Qualifizierungen nicht braucht, wenn ich so ein Talent wie dich entdecke«, verkündet der Coach glücklich, worauf Shadow die Stirn runzelt.

»Und was ist mit Hope? Wieso muss sie sich Qualifizieren? Sie hat mich ganz klar besiegt«, widerspricht Shadow dem Coach, worauf Asher und Weston vor Überraschung die Augen aufreissen.

Ich jedoch sehe Shadow flehend an, das Ding hier nicht auszuprovozieren. Ich will nämlich sowieso nicht ins Team. Es ist nicht so, als hätte ich es mir auf irgendeine Art und Weise verdient. Oder als würde ich mir wünschen, im Mittelpunkt zu stehen. Ich halte mich eher zurück und das soll auch so bleiben.

»Hör mal, Shadow. Das läuft hier eben so. Ich suche mir diejenigen aus, die ich bei mir haben will und leite mögliche Kandidatinnen meiner Frau weiter. Das ist schon immer so gewesen, weil meine Frau und ich die Leute im Allgemeinen immer zuerst sehen wollen, bevor wir sie einstellen.«

Der Coach hält inne, als wolle er etwas hinzufügen, aber dann verkneift er sich seinen Kommentar und reibt sich schliesslich den Nasenrücken, was ich als meine Chance betrachte, meinen Beitrag zu leisten.

»Also eigentlich passt das mit dem Basketballspielen nicht so für mich. Ich denke, dass Shadow da viel besser ins Bild passt. Ich habe sowieso viel zu tun mit dem Lernen und so.«

ShadowWhere stories live. Discover now