18.

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»Was machst du denn hier?«, frage ich, als ich Ed in der Sporthalle entdecke. Tatsächlich komme ich sogar pünktlich.

»Ich freue mich auch, dich hier zu sehen. Der Direktor schickt mich ... also eigentlich schickt mich die Sekretärin, weil sie meint, dass man in Sport einen besseren Einblick über die Schüler bekommt. Wieso eigentlich?«

Wir setzen uns auf das Bäncken, das direkt neben der Tür ist, dort wo sich die Sportlehrer befinden, wenn sie einmal auftauchen und nicht irgendeinen Coach als Aushilfe einstellen. Es ist genau für Fälle wie Ed und mich gedacht. Ich, weil ich eine Woche keinen Sport betreiben sollte, und Ed, weil er seine Sportsachen nicht dabei hat und wahrscheinlich gar noch nicht im Unterricht eingetragen worden ist.

»Weil die ganze Stufe gleichzeitig Sport hat. Keine Ahnung, wer auf diese idiotische Idee gekommen ist, aber es gibt so viele unlogische Dinge hier. Wir haben zum Beispiel Philosophie als Fach. Also du kannst zwischen Philosophie und Astronomie entscheiden, aber ich habe Philosophie genommen.«

Ich zucke mit den Schultern und sehe dabei zu, wie die Trainerin des Basketballteams der Mädchen irgendetwas zu erklären beginnt, als der Coach der Jungs gechillt hereinspaziert kommt. Sein Blick fällt sofort auf mich und Ed.

»Hope«, sagt er begeistert. »Wie geht es dir denn so? Das mit deiner Hand ist hoffentlich nichts Ernstes. Ich habe mich mit Shadow über euren Streit unterhalten, aber er hat mir nicht sagen wollen, um was es genau gegangen ist.«

»Moment mal«, unterbricht mich Ed, bevor ich etwas erwiedern kann.

»Du hast mir nicht gesagt, dass dich ein Junge verletzt hat. Also, wen darf ich verkloppen?«

»Er hat mich nicht verletzt. Er hat nur mit mir reden wollen, weil wir über Mittag schon einen Streit gehabt haben. Dann hat er mich eben am Handgelenk zu sich gezogen und mich durchschaut.«

Ein weiteres Schulterzucken meinerseits.

»Du hast also tatsächlich verletzt gespielt? Und wie und wann hast du dich denn dann verletzt?«, löchert mich der Coach. Himmel, ich bin doch keine Schwerverbrecherin!

»In eurem Streit ist sowas vorgekommen, als wäre er Schuld daran, dass du dich verletzt hättest und Shadow hat mir auch bestätigt, dass er dich hätte beschützen müssen, aber er hat mich nicht verraten wollen vor wem.«

Spätestens jetzt kann ich die Nummer von wegen ich hätte mich an einem Tisch angeschlagen, nicht mehr bringen.

»Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du einen Freund hast? Wir sind doch befreundet.«

Ed sieht mich gespielt gekränkt an, wahrscheinlich hat er gemerkt, dass ich auf diese Frage genauso wenig antworten werde wie Shadow.

»Shadow und ich sind tatsächlich Freunde. Ich stelle ihn dir später noch vor.«

Hauptsache, ich muss nicht auf die Frage des Coaches antworten. Dieser seufzt nur. Er hat Eds und mein Spiel also begriffen.

»Wie auch immer. Der Unterricht hat begonnen und ich muss meiner Frau helfen gehen.«

Dem Himmel sei Dank.

»Also was hat es jetzt mit dir und diesem Shadow-Typen auf sich?«, hackt Ed nach, sobald der Coach ausser Hörweite ist.

»Wir sind Freunde. Was soll damit schon sein?«, erkläre ich sachlich. Ed nickt verständnisvoll, doch sein Blick spricht Bände. Er glaubt mir nicht.

»Wir müssen reden«, sind die die Worte, mit denen mich Shadow keine Sekunde später begrüßt. Ich drehe mich erschrocken zu ihm um und hoffe aus irgendeinem bescheuerten Grund, dass er uns nicht gehört hat. Das würde bestimmt ein peinliches Gespräch geben.

ShadowWhere stories live. Discover now