34.

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»Du musst mir alles erzählen. Von den dreckigen Details bis hin zu dem Teil, wo du mir sagst, dass ihr euch geküsst habt und dass es total romantisch gewesen ist und-«, überfällt mich Ed, sobald ich die Turnhalle betrete. Auf seinem Gesicht liegt ein Grinsen und er sieht mich an, als hätte er einen Nobelpreis gewonnen. Oder sonst irgendetwas Bedeutendes.

»Wovon reden wir genau noch mal?«, unterbreche ich ihn verwirrt. Ehrlich gesagt habe ich gerade nur Bahnhof verstanden.

»Von dir. Und Shadow. Und eurer Verabredung. Wie er dich gfragt hat.«

Ed spricht langsam und gestikuliert dabei mit seinen Händen herum, als wäre ich schwer von Begriff. Aber ich bin froh, dass er mich an meine Verabredung mit Shadow erinnert hat. Denn ich hätte sie vermutlich vergessen. Upsala.

Nach dem gestrigen Abend fühlt es sich an, als hätte sich ein Teil von mir wieder zusammengefügt. Ich kann endlich wieder richtig handeln und denken, ohne dass der Streit bei mir Zuhause in den hinteren Winkeln meines Hirnes versteckt ist. Und das fühlt sich verdammt gut an.

»Oh. Ja, ich weiss ja nicht, was er dir erzählt hat, aber wir haben uns werder geküsst, noch ist es besonders romantisch gewesen. Ich habe meine Wut an einem Basketballkorb herausgelassen und Shadow hat mich gesehen und mich gefragt. Ich habe übrigens ja gesagt.«

Ed schnaubt.

»Natürlich hast du das. Ich meine, wer hätte schon Nein zu ihm gesagt?«

Ich, wenn ich Shadow nicht kennen würde. Wenn ich nicht wüsste, wie ... toll er ist. Aber ich kenne ihn mittlerweile schon ein wenig besser und ich seiss, dass er ein guter Mensch ist und dass ich mich nicht vor ihm oder seinen Handlungen fürchten muss.

»Genau. Niemand. Toll haben wir das geklärt. Eigentlich haben wir eine Notfallparty für mich geschmissen, aber natürlich hat es mit einem anderen Thema enden müssen«, spricht Ed weiter, als ich nichts entgegne. Meine Augen weiten sich und ich mustere ihn besorgt.

»Notfallparty? Das hört sich ernst an. Um was ist es denn gegangen? Und wieso bin ich nicht eingeladen gewesen?«, löchere ich Ed auch schon. Wir sind richtig gute Freunde geworden und ich erwarte, in seine Probleme mit reingezogen zu werden. Dafür sind Freunde schliesslich da.

Aber mein sogenannter bester Freund winkt nur ab.

»Ist nicht so dramatisch wie du denkst. Es ist darum gegangen« - er lehnt sich zu mir herüber und fährt im Flüsterton fort - »dass ich Cassie am Freitag nach ihrer Nummer fragen möchte und nicht will, dass sie mich abweist, denn vielleicht sehe ich sie dann nie wieder und ich habe keine Ahnung, wie ich nicht zu aufdringlich wirken soll.«

Ed sieht mich nervös an und seine Haltung spannt sich sofort an. Also habe ich doch recht gehabt und er will was von Cassie. Kriege ich dafür bitte einen Applaus?

»Du kannst das schon. Wir können mal üben, wenn du willst. Dann kannst du dein was-auch-immer durchgehen und bist nicht mehr so nervös. Aber natürlich wirst du das bei Cassie dann natürlicher machen.«

Ich verziehe mein Gesicht, als ich merke, dass ich kompliziert werde. Und dass ich nicht gerade hilfreich bin. Ich mache ihn nur noch unnötig nervös.

»Vielleicht ist es doch besser, dass du mich nicht eingeladen hast«, überlege ich laut und starre auf meine Hände, während meine Wangen peinlich berührt rot werden. Bisher habe ich die Sache mit der Freundschaft so gut gemeistert, aber wenn es ernst wird und um ein Mädchen geht, welches Ed sogar tatsächlich mögen könnte, bin ich überhaupt keine Hilfe.

»Hope«, holt er mich bestimmt aus meinen Gedanken. Er rüttelt mich sanft an der Schulter und sieht mich mit einem halben Lächeln an. »Es ist ein Jungs-Abend gewesen und die Sache mit dem Notfall war nur ein Vorwand, damit Shadow aus Mitleid für mich kocht«, scherzt er, worauf ich die Augen verdrehe.

ShadowWhere stories live. Discover now