8.

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»Ich finde, wir sollten alle dieselbe Farbe tragen«, sagt Cami zu meiner Linken. Sie hat darauf bestanden, dass ich sie so nenne, weil - ich zitiere - alle ihre Freunde sie so zu nennen haben. Also sind wir doch Freundinnen. Irgendwie ist es schön, sie so bezeichnen zu können. Auch wenn es komplett schnell gegangen ist und wir erst im Verlaufe der Zeit merken werden, ob das wirklich etwas wird mit uns.

»Ich bin auch dafür. Wie sieht es bei dir aus?«, fragt mich Rubs zu meiner Rechten. Auch sie hat auf diesen Spitznamen bestanden.

»Welche Farbe schwebt euch da so vor? Ich bin gegen pink. Das würde meinen schlechten Ruf aufheitern«, scherze ich, worauf wir alle drei zu lachen beginnen.

»Blau ist am besten für solche Experimente«, schlägt Cami dann vor. Sie sieht die Shoppingmall vor uns erfreut an, worauf ich nicht anders kann, als den Kopf zu schütteln. Ich mag es schon, in den Läden herumzuschwirren, bloß nicht, wenn ich tatsächlich etwas brauche. Dann kann ich nämlich erst abhauen, wenn ich auch was gefunden habe. Das heißt, dass ich nicht nur Ideen sammeln kann, was ich wann wem schenken kann.

»Weil die meisten schönen Dinge sowieso blau sind«, fügt sie hinzu und steuert direkt auf den gefühlt teuersten Laden im ganzen Haus zu. Aber wahrscheinlich werde ich das Gefühl heute noch einige Male haben, also ist das im Moment sowieso noch kein Thema.

Ausserdem habe ich die Karte meines Vaters erhalten. Das ist zwar schon seit langer Zeit so, sodass Mom und ich uns damit kaufen können, was wir wollen, und natürlich weil er uns so immer eine goldige Nase zuschieben kann, ohne dabei auch nur ein Wort wechseln zu müssen. Und wenn ich mir damit dann ausnahmsweise einen Luxus wie ein verdammt teures Kleid leisten kann, wieso soll ich dann nicht das Geld eines Menschen ausgeben, der sowieso schon genug davon hat?

Normalerweise rühre ich dieses Stück Plastik kaum an, aber in der Nähe von Queenston hat es keinen einzigen Laden, der einigermaßen anständige Preise hat. Und weil ich nicht einfach so das Geld von Mom verschwenden will, nehme ich eben dieses hier.

»Hellblau ist eigentlich noch besser, weil wir alle dunkle Haare haben und dann roten Lippenstift dazu benutzen könnten«, denke ich laut, nachdem ich meine schlechten Gedanken vertrieben habe. Cami und Rubs nicken zustimmend, sind aber schon dabei, in den Kleidern rumzuwühlen. Damit ich nicht einfach dumm herumstehe, mache ich es ihnen also nach.

»Komm her, Hope«, ruft Rubs genau in dem Moment, indem ich das erste Kleid, welches ich sehe, genauer ansehen will. Sie hält ein wunderschönes Kleid aus Tüll in den Händen, das sie mir, sobald ich neben ihr zum Stehen komme, in die Hände drückt.

»Das würde dir super stehen«, sagt sie. Dabei deutet sie mir an, zu den Kabinen zu gehen, wobei mir auffällt, dass sie und Ruby ebenfalls schon Kleider in den Händen halten. Und alle drei sind hellblau. Ich glaube ich bin noch nie so schnell mit Kleidungsstücken ausgestattet gewesen, aus denen tatsächlich etwas werden könnte. Beeindruckend.

Eine Dreiviertelstunde später stehen wir wieder vor dem Laden - diesmal bewaffnet mit Kleidern. Es fehlen also nur noch Pumps, eine Clutch, Schmuck, eine Frisur, Nägel und Make-up. Wir haben ja noch den ganzen Tag Zeit.

Ich seufze. Wenn die Tortur hier vorbei ist, kann ich nicht garantieren, noch tanzen zu können. Und oh! Ich hätte es um ein Haar vergessen. Wir gehen über Mittag noch alle schnell zu mir nach Hause Duschen, bevor wir zum Nagelstudio aufbrechen, damit wir vor dem Abend nur noch zum Friseur gehen müssen, bei dem wir übrigens einen Termin haben. Also bleiben in diesen zwei Stunden die wir noch vor dem Mittag haben die Clutch, Pumps, Schmuck und nicht zu vergessen, weil ich es vorher nicht erwähnt habe, Strümpfe.

»Nach dem nächsten Laden könnte ich einen Kaffee ertragen«, sagt Rubs und sieht dabei sehnsüchtig zu Starbucks Coffee. Ich versuche keine Mine zu verziehen, was aber nicht so leicht für mich ist. Meiner Meinung nach ist nämlich der grösste Teil der Dinge die man in dem Laden kaufen kann viel zu wässrig oder zu fad. Tja, ich mag meinen Kaffe eben richtig stark oder gar nicht.

ShadowWhere stories live. Discover now