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Yaren

„Wer wohnt hier?", fragte ich als wir ein kleines, dennoch schönes Haus betraten. Es lag sehr nah am Waldrand und somit außerhalb der Stadt. „Meine Großeltern. Die leben jetzt aber in der Türkei", antwortete er und schloss hinter sich die Tür zu, bevor er die Lampen anmachte. Hier gibt es noch Strom?

Ich tapste auf die Couch, die mitten im Raum stand, bevor ich mich raufsetzte und mich erschöpft zurücklehnte. Heute war so ein anstrengender Tag...
Ich will es so schnell wie möglich hinter mich bringen.

Als hätte Enes meine Gedanken gelesen, übergab er mir eine Decke, womit ich mich zudecken konnte, da ich kurz vorm erfrieren war. „Danke", murmelte ich leise und kuschelte mich in die Decke ein, während er sich neben mich setzte. Ich sah ihn auffordernd an, doch er schien mit seinen Gedanken nicht hier zu sein.

Woran denkt er? Warum erzählt er mir es einfach nicht? Wieso zögert er? Erst jetzt fiel mir seine aufgeplatzte Lippe wieder ein, welches er wegen Emre hatte. Eigentlich sollte es mich nicht interessieren, aber ihn verletzt zu sehen, ließ mein Herz schmerzen.

„Gibt es hier ein Erste Hilfe Kasten?", löste ich die unangenehme Stille, sodass er sein Kopf hob und mir in die Augen sah. Warum verlor ich mich jedesmal in seinen Augen? „Wieso?", stellte er eine Gegenfrage und ich sah kurz Besorgnis in seinen Augen aufblitzen.
„D-Deine Lippe", stotterte ich nervös und deutete auf seine Lippen. Sein Gesichtsausdruck erhellte sich, bevor er mit seinem Handrücken über sein Mund wischte. „Passt so", sagte er gelassen und lehnte somit mein Angebot ihn zu verarzten ab.
Wie er meint...

Ich setzte mich aufrecht hin. „Fang an", forderte ich auf. Jetzt würde ich die Wahrheit erfahren... Möchte ich es überhaupt wissen? Wird danach alles wie früher? Was ist die Wahrheit?
Enes nickte zögernd und setzte sich ebenfalls auf.
„Erinnerst du dich an unser erstes Treffen?", war das erste was er zu sagen hatte. Natürlich erinnere ich mich dran, wie sollte ich sowas vergessen?

„Da wo ihr Emre ohne Grund zusammengeschlagen habt?", kam es in einem provozierenden Unterton von mir. Seine Haltung wurde wie auf Knopfdruck angespannter und seine Augen nahmen einen dunkleren Ton an. Wieso wird dieser Junge so schnell aggressiv?!

„Erwähn nie wieder seinen Namen! Außerdem haben wir ihn nicht ohne Grund geschlagen!", meinte er als Verteidigung, weswegen ich meine Augen verdrehte.
Fängt ja schon gut an...

„Du...Du hast dich damals vor mich gestellt, mir die Stirn geboten...du...du hattest eine echt große Fresse", fuhr er fort. Mein Mund blieb überrascht offen stehen. Große Fresse?!
„Wie bitte?!", zischte ich aufgebracht.

„Hör mir doch zu. Noch nie hat sich jemand getraut sich in meine Angelegenheiten einzumischen. Später als ihr bei uns wart und du mich mit Anastasia-", ich unterbrach ihn, bevor er es aussprechen konnte. Er hatte an diesem Abend mit Anastasia rumgemacht...
„Ich erinnere mich dran. Du musst es nicht wiederholen", sagte ich in einer kalten Miene.

„Es hat mich aufgeregt, dass du...dass du dich immer wieder in meine Angelegenheiten eingemischt hast. Ich...Ich wollte dir eine Lektion erteilen", schluckte er den Kloß in seinem Hals hinunter. Lektion? Lektion?! „Deswegen bist du eine Scheiß Wette eingegangen oder was?! Um es mir heimzuzahlen?! Bravo Enes, das hast du geschafft!", konnte ich meine Wut nicht mehr unter Kontrolle halten und stand auf, bis er mich wieder runter auf die Couch zog: „Ich habe nicht zu Ende erzählt."

Ich stabilisierte meine Atmung und beschloss weiter zuzuhören, auch wenn ich ihm am liebsten eine runtergehauen hätte.
„Diese Wette war niemals geplant. Mit Lektion hatte ich etwas harmloseres im Sinn. Ich wollte dir nur klarmachen, dass du dich nicht in meine Angelegenheiten einmischen darfst. Aber...Andy und Marek schlugen diese Wette vor und...und du weißt wie ich damals war. Ich war ein Bastard. Ich habe Herausforderungen geliebt und du warst halt eine", sprach er. Ich war eine Herausforderung?

„Doch nachdem ich dich näher kennengelernt hatte, war es keine Wette mehr für mich. Ich mochte dich, ich wollte dich. Weder die Wette noch das Geld haben mich interessiert. Du warst die Einzige, die ich wollte", öffnete er mir indirekt sein Herz.
Wow... Ich wusste ehrlich nicht was ich drauf antworten sollte.
Es kam so... plötzlich.

„Würde dir die Wette wirklich egal sein, dann hättest du das Geld gar nicht erst angenommen", fand ich ein passendes Argument. „Wenn ich es nicht dringend nötig hätte, würde ich es auch niemals annehmen", flüsterte er eher zu sich selber. Was? Was meint er damit? Nötig? Warum benötigte er Geld?

„Wofür?", zog ich meine Augenbrauen zusammen.
„Das ist...nicht wichtig. Ich habe das Geld Andy zurück gegeben. Es war ein Fehler, dass Geld überhaupt anzunehmen", wechselte er das Thema.
Die Tatsache, dass er das Geld nicht behalten hatte, erweckte leichte Glücksgefühle in mir. „Wofür hättest du es überhaupt benötigt?", ließ ich natürlich nicht locker. Er wendete nervös seine Blicke woandershin. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit.

Wofür braucht Enes das Geld?
Was verheimlicht er? Denkt ihr Yaren verzeiht ihm? Was ist mit der angeblichen Vergewaltigung?

Tut mir Leid, dass so lange nichts kam, aber ihr müsst wissen, dass es mir im Moment gar nicht gut geht und ich ehrlich keine Kraft hatte etwas zu schreiben.
Ich hasse es krank zu sein 🥺

Dennoch habe ich mich gezwungen gestern Nacht etwas weiter zuschreiben, da ich euch nicht länger warten lassen wollte. Nicht wirklich das spannendste Kapitel, aber ich hoffe ihr seid trotzdem zufrieden 💘

Alles ist Para - Mero 428Where stories live. Discover now