zwei.

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Seokjin.

"Ist ein Pfefferminztee in Ordnung?", fragte ich den hübschen jungen Mann, nachdem ich mich wieder hinter die Theke begeben hatte, wo ich gerade heißes Wasser aufsetzte, bevor ich in einem der kleinen Wandschränkchen durch unsere Teesammlung guckte.

"Sehr gerne", erwiderte er. Seine Stimme war wirklich tief, angenehm rau und jagte mir bei seinen wenigen, aber ausdrucksstarken Worten einen kribbelnden Schauer über den Rücken. So etwas hatte ich noch nie aufgrund des Klangs einer anderen Person wahrgenommen.

Verrückt.

Ich holte einen Teebeutel mit Pfefferminze aus der Sammlung und platzierte ihn in einer schlichten Tasse, ehe ich damit weitermachte, die paar Gläser, die hier noch vom Spülgang standen, einzuräumen. Der junge Mann saß währenddessen schweigend an einem der Tische ganz vorne im Café und blickte gedankenverloren nach draußen.

Immer mal wieder sah ich unauffällig zu ihm. Er war wirklich hübsch. Natürlich hatte es schon so einige Menschen gegeben, die mir aufgrund ihrer Attraktivität ins Auge gestochen waren, aber bei ihm war es irgendwie anders, weshalb es mir auch schwerfiel, ihn nicht anzustarren.

Was er hier wohl machte? Wohnte er hier oder war er nur zu Besuch bei jemandem? Doch warum streifte er dann spätabends allein in dieser stillen Gegend herum?

Ich hatte ihn noch nie gesehen. Neue Gäste waren im Quatervois selten, da das Café außerhalb der Innenstadt Seouls lag und sich daher meist nur Stammkunden hierhin verirrten. Aber ein neues Gesicht, um diese Uhrzeit, bei diesem Wetter - damit hätte ich an diesem heutigen Tag nicht mehr gerechnet.

Ob er ab heute öfter vorbeikommen wird?

Überrascht zuckte ich zusammen, als der Fremde den Kopf zu mir wandte und mich so anschaute, als hätte er ganz genau mitbekommen, wie ich ihn nachdenklich gemustert hatte. Peinlich berührt wandte ich mich ab und gab das Wasser, das in diesem Moment zum Glück fertig geworden war, in die Tasse.

Warum interessierte mich das überhaupt? Ich kannte ihn doch gar nicht, er war nicht mehr als ein Gast, der bei dem Mistwetter wohl lediglich einen kurzen Unterschlupf gesucht hatte. Das hier wäre wohl das erste wie auch letzte Mal, dass ich ihn sehen würde, also weshalb Gedanken um ihn machen?

Zusammen mit der dampfenden Tasse brachte ich ihm ein frisches Handtuch, damit er sich zumindest ein wenig abtrocken könnte. Viel würde es vermutlich nicht bringen, da er tatsächlich bis auf die Knochen durchnässt war, allerdings würde ich mich schlecht fühlen, wenn ich ihm nicht irgendwie helfen würde, den Regen von sich waschen zu können.

"Vielen Dank", sprach der junge Mann und lächelte wieder, sodass sich seine Grübchen zeigten. Mit großen Augen blickte ich ihn an, ehe ich das Lächeln höflich erwiderte und mich kurz verbeugte.

"Kein Problem. Lass es dir schmecken."

Er presste seine Lippen aufeinander und sah mich ein wenig zweifelnd an, als er sich langsam zur Tasse wandte und nickte.

"Werde ich ..."

Ich betrachtete ihn einige Sekunden lang dabei, wie er in die Tasse guckte und dabei mit dem Handtuch lässig durch seine Haare fuhr. Dann trat ich wieder zur Theke, räumte den Teekocher ein und fing damit an, den Tresen zu wischen. Das Letzte, was ich heute tun müsste, bis ich endlich nach Hause gehen könnte.

"Hey, Seokjin", ertönte daraufhin auf einmal Taehyungs Stimme von hinten. Bereits seine Jacke übergezogen, kam er aus der Küche, machte das Licht in dieser aus und schloss die Tür, bevor er zu mir schritt. "Ich bin jetzt fertig. Könntest du-"

𝐑𝐄𝐌𝐈𝐍𝐈𝐒𝐂𝐄𝐍𝐂𝐄 | NAMJINWhere stories live. Discover now