drei.

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Seokjin.

Einige Tage später machte ich mich am Nachmittag auf den Weg zum Café, in dem ich heute bis zum Ladenschluss Schicht hätte. Ich mochte es lieber, erst in der zweiten Hälfte des Tages zu arbeiten, da es nicht so stressig war, wie vormittags oder mittags. Gegen sieben Uhr kam meist noch eine Welle an vielen Leuten: Studenten, die davor keine Zeit gefunden hatten, sich mit ihren Freunden zu treffen, oder Büroarbeiter, die sich nach der Arbeit einen Drink gönnten, doch ansonsten war es immer ziemlich angenehm und entspannt.

Ich war gut gelaunt, aber es gab auch nur wenige Dinge in meinem Leben, die mich irgendwie aus der Fassung bringen konnten, immerhin bestand jenes lediglich aus Im-Café-Arbeiten oder Zuhause-Entspannen. Das Stressigste und Aufregendste, was ich erlebte, waren die wöchentlichen Einkäufe im Supermarkt. Vielleicht ein bisschen traurig, aber ich kam gut damit klar.

Zwar hatten Hoseok und Taehyung schon des Öfteren versucht, mich mal mit auf eine Party zu schleppen, doch ich hatte jedes Mal verneint. Einerseits aus Angst, dass mein Herz das Ganze nicht mitmachen würde, andererseits, weil ich noch nie auf einer richtigen Party gewesen war - abgesehen von den Geburtstagsfeiern in meiner Kinderheit - und ich gar nicht so recht wusste, wie so etwas zu handhaben war. Und da ich meiner Meinung nach den Einstieg in die Party-Szene verpasst hatte, wollte ich ihn mittlerweile auch nicht mehr nachholen.

Wie gesagt, ich kam gut damit klar. Wirklich.

Sogleich begab ich mich hinter den Tresen, nachdem ich das Quatervois betreten hatte, zu Taehyung und Hoseok, der nicht so oft wie Ersterer hier anzutreffen war, und stellte meine Sachen im Raum hinten ab, bevor ich wieder zu ihnen trat und sie höflich begrüßte.

Normalerweise erwiderten sie meine Begrüßungen einfach und sagten mir sofort, was ich zu tun hätte, allerdings war es heute anders, denn ihre Augen funkelten aufgeregt und sie grinsten mich breit an.

"Ähm, habe ich irgendetwas verpasst?", fragte ich verwirrt.

"Die Frage ist wohl eher: Was habe ich verpasst?", erwiderte Hoseok mit wackelnden Augenbrauen.

"Was hast du denn verpasst?", meinte ich dümmlich. Ich hatte keine Ahnung, was mit den Zweien los war, dass sie mich so neugierig anguckten, als Taehyung mit einem Kopfnicken nach hinten deutete und ich mich langsam umdrehte.

Mit großen Augen starrte ich den hübschen Fremden, der mich erst vor wenigen Tagen nach der Schicht nach Hause begleitet hatte, an. Seelenruhig saß er am gleichen Tisch wie am besagten Tag und sah aus dem Fenster. Da er dieses Mal nicht vollkommen durchnässt war, konnte ich auch seine Haarfarbe besser identifizieren: dunkelblond mit einem hellen, violetten Stich.

Was macht er hier?!

Ich hätte niemals gedacht, dass ich ihn wiedersehen würde, immerhin hatte ich ihn auch in den letzten fünf Jahren, in denen ich hier arbeitete und in Seoul lebte, kein einziges Mal zu Gesicht bekommen.

"Er hat nach dir gefragt", weckte mich Taehyung dann aus meinen Gedanken, weshalb ich blitzschnell den Kopf zu ihm wandte und ihn erschrocken anschaute.

"W-wie bitte?!", stammelte ich mit heißen Wangen. Es kam immer mal wieder vor, dass Hoseok, Taehyung oder ich hier nach unserer Nummer gefragt wurden, doch es war das erste Mal, dass jemand direkt nach mir gefragt hatte. Dabei hatte ich diesen Fremden doch erst einmal in meinem Leben gesehen!

Und da hat er mich auch noch nach Hause begleitet ...

"Oh mein Gott, wie rot du wirst!", quietschte Hoseok aufgeregt. "Sag bloß, das macht dich nervös?!"

"I-ich ... Was?! Nein, natürlich nicht!"

Um ehrlich zu sein, war ich verdammt nervös. Aber wieso? Er war doch einfach nur ... irgendein Kerl, der, warum auch immer, nach mir gefragt hatte. Warum raste mein Herz dann wie verrückt?!

𝐑𝐄𝐌𝐈𝐍𝐈𝐒𝐂𝐄𝐍𝐂𝐄 | NAMJINWhere stories live. Discover now