sechsundzwanzig.

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Seokjin.

In der Nacht wurde ich von einem schmerzerfüllten Stöhnen geweckt. Verwirrt schlug ich die Augen auf und blinzelte mehrmals, ehe ich mich in Namjoons Richtung drehte. Dieser lag ein Stück von mir entfernt am Rand des Bettes, ganz anders, als so, wie wir vor wenigen Stunden erst eingeschlafen waren.

Ich bewegte mich nicht, wartete kurz ab, um zu überprüfen, ob ich mir das nicht doch eingebildet hätte, da konnte ich ganz schwach erkennen, wie sich der Größere unter seiner Decke wandte und ein angestrengtes Keuchen seine Lippen verließ.

Es klang überhaupt nicht gut.

Besorgt machte ich die kleine Nachttischlampe auf dem Tisch neben mir an und setzte mich auf. Ich brauchte ein paar Sekunden, um mich an die plötzliche Helligkeit zu gewöhnen, dann beugte ich mich zu Namjoon und betrachtete ihn mit schnell klopfendem Herzen.

"Hey", sprach ich sanft, weil ich mir nicht sicher war, ob er nicht vielleicht nur einen Albtraum hatte. Allerdings reagierte er auf meine Stimme, wandte den Kopf zu mir, brach diesen Vorgang allerdings ab, als eine neue Welle des Schmerzes seinen Körper durchrüttelte. Klägliche Töne kamen aus ihm heraus und ich konnte sehen, wie er sein Gesicht zusammenzog und zu zittern begann.

Langsam bekam ich wirklich Angst.

"Hey, Namjoon, was ist los?", fragte ich und stand auf, um auf seine Seite gehen zu können. Vor ihm ging ich in die Hocke und nahm seine Hände in meine, während ich ihn mit meinen Augen eingehend betrachtete.

Er war blass und seine zusammengekrümmte Haltung schrie nach heftigen Qualen, die ihn in diesem Moment beherrschen mussten. Sein Mund öffnete sich, als würde er ernsthaft versuchen wollen, mir zu anworten, aber es kamen wieder nur jämmerliche Stöhngeräusche aus ihm heraus. Sein Körper zitterte noch heftiger und er schwitzte so stark, dass sich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten.

Mit jeder Sekunde schien es ihm schlechter zu gehen und ich hatte keine Ahnung, warum, weshalb ich fast in Panik verfiel. Aber für Namjoon wollte ich Ruhe und einen klaren Kopf bewahren, weshalb ich lediglich meinen Griff ein wenig verfestigte.

Seine Augenlider flatterten und seine Atmung klang viel zu angestrengt dafür, dass er nur im Bett lag. Mein ganzer Kiefer spannte sich an und ich fuhr ihm mit meinen Fingern zärtlich durch seine bereits nass geschwitzten Haare.

"Kann ... kann ich irgendetwas für dich tun? Namjoon, ich ... was soll ich machen?", flüsterte ich nervös. Sollte ich einen Krankenwagen rufen? Aber was, wenn er das gar nicht wollte? Ich kannte von mir selbst ja nur gut genug, wie stark so eine Abneigung gegenüber Ärzten und Krankenhäusern sein konnte. Doch war seine Gesundheit nicht wichtiger?

Namjoon antwortete mir anfangs nicht, bis er auf einmal den Blick zu mir wandte.

"Ich ... muss kotzen", hauchte er beinahe tonlos, doch ich konnte jedes einzelne Wort verstehen, weshalb ich alarmiert aufsprang. Ich wollte eigentlich einen Eimer oder ähnliches holen, aber der Dunkelblonde flüsterte ein schwaches "Toilette", weshalb ich nicht weiter zögerte, sondern ihn halb tragend, halb schleifend zu dem kleinen Bad des Ferienhauses brachte, in dem er nicht einen Herzschlag später auf den Boden fiel und über der Schüssel hing.

Mit zitternden Händen machte ich das Licht an und konnte ihm bloß dabei zuschauen, wie er sich übergab, wobei außer seiner Magensäure nicht wirklich viel hochkam. Namjoon sah in diesem Augenblick so zerbrechlich, so fragil aus, dass sich alles in mir zusammenzog und ich das Gefühl hatte, die gleichen Schmerzen zu empfinden, die ihn gerade jagen mussten.

Meine Knie wurden ganz weich und ich setzte mich neben Namjoon hin, um ihm wenigstens sanft über den Rücken streicheln und bei ihm sein zu können. Zu mehr war ich nicht in der Lage, wobei ich nicht einmal wusste, was ich außer dem tun könnte.

𝐑𝐄𝐌𝐈𝐍𝐈𝐒𝐂𝐄𝐍𝐂𝐄 | NAMJINWhere stories live. Discover now