dreißig.

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Namjoon.

Mein Körper schien für einen Moment zu gefrieren, als Seokjin in meinen Armen ohnmächtig wurde. Ich hatte gesehen, wie er auf dem Weg zur Küche bei den Stühlen stehen geblieben war und bei diesen Halt gesucht hatte, weshalb ich sogleich aufgestanden und zu ihm geeilt war. Keine Sekunde zu spät, denn hier lag er nun, schwer, bewusstlos, während ich alles daran tat, nicht noch einen weiteren panischen Schrei von mir zu geben, der mir entflohen war, als seine Beine mit einem Mal eingeknickt waren.

Vor meinen Augen drehte sich alles. Mir war auf einmal so schlecht und schwindelig und ich konnte spüren, wie meine Hände zitterten.

Ich konnte in diesen Sekunden nichts tun. Ich konnte nur auf diesen wunderschönen Menschen in meinen Armen starren und voller Furcht festellen, wie blass und zerbrechlich er in diesem Augenblick aussah.

Wieso war es mir nicht bereits vorher aufgefallen? Ich hatte den ganzen Tag über schon ein merkwürdiges Gefühl im Bauch gehabt. Als Seokjin und ich heute Vormittag im See schwimmen gewesen waren, hatte er noch einen energiegeladenen und euphorischen Eindruck gemacht. Danach hatte er ziemlich müde gewirkt, doch das hatte ich nicht weiter auffällig gefunden. Es kam immerhin oft vor, dass man erst nach dem Schwimmen merkte, wie sehr einen das Ganze eigentlich angestrengt hatte, vor allem, wenn man es nicht gewohnt war.

Doch als er auch die letzten Stunden, nach seinem ausgiebigen Schlaf im Auto, immer noch so müde und erschöpft gewirkt hatte, hätte ich weiter nachhaken sollen, oder? Hätte ich das hier dann verhindern können? Wäre er dann nicht ohnmächtig geworden?

Fassungslos schaute ich auf Seokjin, derweil meine Atmung immer flacher wurde, mein Herz immer heftiger klopfte, mein Inneres vollkommen verrücktspielte. Ich konnte nur abwesend wahrnehmen, wie die anderen mittlerweile aufgesprungen und zu mir geeilt waren. Sie sagten irgendetwas, doch ich verstand es nicht; ihre Worte drangen nicht bis in mein Ohr vor.

"Was soll ich tun?!", murmelte ich zu mir selbst. Ich war so überfordert, denn das erste Mal seit Ewigkeiten empfand ich blanke Panik. So etwas hatte ich seit Jahren nicht empfunden, und wenn, dann nicht so stark.

Aber den Menschen, den ich über alles liebte, so zu sehen, zerbrach mich.

Vorsichtig legte ich Seokjin auf dem Boden ab. Er rührte sich nichts, tat gar nichts, er wirkte ... mehr tot als lebendig.

Oh Gott.

Sogleich, nachdem mir dieser Gedanken aufgekommen war, platzierte ich meine Finger an seinen Hals und wartete darauf, sein Herz pochen spüren zu können. Ich wartete und wartete - aber es passierte nichts.

Ich spürte seinen Puls nicht.

Mein Magen zog sich zusammen. Hastig nahm ich Seokjins Handgelenk und versuchte dort seinen Herzschlag zu ertasten, doch als ich ihn auch hier nicht finden konnte, konnte ich nicht anders, als laut aufzuschreien. Sofort beugte ich mich über ihn und legte meine Hände auf seine Brust, hoffte auf irgendein Lebenszeichen, aber da war nichts.

Sein Herz hatte aufgehört, zu schlagen.

Sein Herz ... schlägt nicht mehr ...

"Nein", flüsterte ich ängstlich, "nein, nein, nein, das darf nicht sein ... das kann nicht ... bitte, bitte, das ist nicht wahr ..."

Tränen füllten meine Augen, während ich sofort mit der Herzdruckmassage anfing. Kräftig drückte ich meine Hände auf seine Brust, zählte innerlich mit. Einerseits, um den richtigen Rhythmus zu finden, andererseits, um zur Ruhe zu kommen. Allerdings half es kein bisschen.

"Bitte, Seokjin", kam es stockend aus mir heraus. "Bitte ... bitte ... das geschieht gerade nicht wirklich ... bitte ..."

In meinem Kopf herrschte das reinste Durcheinander, nichts schien in mir zu funktionieren, ich wusste nur, dass ich jetzt diese verdammte Herzdruckmassage durchführen musste, damit die Liebe meines Lebens wieder leben würde.

𝐑𝐄𝐌𝐈𝐍𝐈𝐒𝐂𝐄𝐍𝐂𝐄 | NAMJINWhere stories live. Discover now