sechs.

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Seokjin.

Ich sah Namjoon mit großen Augen an, bevor sich ein Schmunzeln auf meine Lippen legte.

"Ich trinke nichts, was geklaut worden ist", entgegnete ich daraufhin, was Namjoon dazu veranlasste, überrascht den Mund zu öffnen, bevor er ein leises Lachen von sich gab. Ihm war klar, dass der eigentliche Grund war, dass ich mein Herz möglichst wenig belasten wollte, und dazu gehörte eben auch, keinen Alkohol zu trinken, aber diese Antwort schien ihn tatsächlich zu beeindrucken, denn er grinste breit und nickte langsam.

"Okay", äußerte er. "Wie wäre es dann mit einem Eistee, hm? Frisch gekühlt."

"Klingt gut."

Namjoon stand auf und begab sich eilig zur Küche, während ich ihm etwas langsamer folgte und ihm dabei zuguckte, wie er zwei Gläser, die Rotweinflasche und den Eistee in einen kleinen Korb packte, bevor er mir mit einem Kopfnicken bedeutete, hinter ihm herzugehen. Er trottete zum Wohnzimmer, das wie der Rest der Wohnung ziemlich modern und schick eingerichtet war. Außerdem fiel mir hier erst auf, wie groß Namjoons Eigenheim eigentlich war. Mein Zuhause hatte insgesamt vielleicht die Größe von diesem Wohnzimmer und ich hatte nicht mal eins.

Still beobachtete ich den Dunkelblonden dabei, wie er eine Klappe in der Decke öffnete, woraufhin sich langsam eine Leiter herabsenkte, die wir nacheinander hinaufklettern. Auf dem Dachboden angekommen, krochen wir gebückt zum Fenster, das er komplett aufklappte, bevor er nach draußen auf das Flachdach trat, was ich ihm gleichtat.

Sogleich begrüßte mich der kühle Abendwind und die goldenen Strahlen der untergehenden Sonnen ließen mich blinzeln. Ich musste wirklich für ein paar Stunden ohnmächtig gewesen sein, wenn es mittlerweile so spät war.

"Wow", kam es mir über die Lippen, während ich die Aussicht vor mir betrachtete. Mir war schon im Schlafzimmer, als ich kurz aus dem Fenster geguckt hatte, aufgefallen, dass Namjoon in einer Wohnung weit über dem Boden leben müsste, aber dass wir uns tatsächlich so verdammt hoch befanden, hätte ich nicht gedacht. Ja, das hier war eindeutig das größte Hochhaus in der Umgebung und seine Wohnung lag sogar im obersten Stockwerk, sodass er ganz einfach auf das Dach treten und es sich hier gemütlich machen konnte, was er nun auch tat.

Während ich mich aufgeregt umgesehen hatte, hatte sich Namjoon auf den Boden gesetzt und die beiden Gläser befüllt. Er grinste breit, als sein Blick auf mich fiel und ich mich gemächlich zu ihm begab.

"Wahnsinnige Aussicht, ich weiß", lächelte er. "Ich habe genauso reagiert, als ich das erste Mal hier war, und ich bin immer noch total fasziniert davon, zu realisieren, wie weit oben wir sind."

Er gab mir das Glas mit dem gekühlten Eistee in die Hand und stieß mit seinem Weinglas an, bevor er einen großen Schluck nahm.

"Der Eistee ist sogar bezahlt", grinste er dann. Ich erwiderte es, ehe ich ebenfalls etwas trank, denn mein Hals fühlte sich nach all der Zeit etwas trocken an. "Glaube ich zumindest", fügte er anschließend ruhig hinzu, weshalb ich sofort stoppte und ihn fassungslos anblickte. Er musterte mich amüsiert.

Was ein Idiot ...

Gelassen trank ich den Rest des Eistees, anschließend stellte ich das Glas ab und genoss die atemberaubende Aussicht, die leichte Brise in meinen Haaren, die Nähe zu Namjoon, zu dem ich immer mal wieder rüberschielte, weil er so verdammt schön aussah, derweil seine Augen verträumt nach vorne schauten.

"Ich liebe den Sommer", hauchte er nach einer Weile, in der wir die Stille zwischen uns genossen hatten. "Ich liebe es, dass die Tage wieder länger werden und man mehr unternehmen kann, und ich liebe es, Sonnenuntergänge zu beobachten, auch wenn man im Sommer länger auf sie warten muss. Ich hole mir immer Wohnungen mit einem Balkon oder einer Terrasse, damit ich sie bestaunen kann. Hätte mir der Verkäufer nicht von diesem Platz erzählt, hätte ich die Wohnung nicht genommen, so schön sie auch ist. Aber das hier macht sie perfekt. Was ein ideales Wetter, um hier zu sitzen!"

𝐑𝐄𝐌𝐈𝐍𝐈𝐒𝐂𝐄𝐍𝐂𝐄 | NAMJINWhere stories live. Discover now