fünfundzwanzig.

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Seokjin.

Das goldene Licht der untergehenden Sonne wurde von der klaren Oberfläche des Sees reflektiert und brachte das ruhige Wasser zum Funkeln. Es war nahezu unmöglich, dort hinzugucken, wenn man nicht gleich erblinden wollte, dennoch zog mich diese selten anzusehende Schönheit der Natur an, dass ich trotz allem immer mal wieder einen Blick in ihre Richtung warf.

Es war warm, das Wetter wunderschön, nur wenige, schneeweiße Wolkenfetzen trieben im Gewölbe über uns ihr Unwesen, was jedoch nicht weiter störte. Der Sommer stand mit beiden Beinen fest vor der Tür und war kurz davor, anzuklopfen und hereinzutreten. Hach, ich liebte diese Zeit des Jahres.

Langsam gingen Namjoon und ich auf den Wiesen und vereinzelten Feldwegen um den See herum entlang. Wir hatten uns vorhin entschieden, eine Runde um diesen zu drehen, und waren mittlerweile wieder kurz vor unserer Unterkunft, einem kleinen Ferienhaus, das sich direkt neben der riesigen Fläche aus Wasser befand.

Gestern waren wir hier angekommen. Ich wusste nicht, wie der Ort hieß, in dem wir uns zurzeit aufhielten, aber das war auch überhaupt nicht wichtig. Das Einzige, was ich wusste, war, dass wir uns irgendwo im Süden Südkoreas aufhielten, in der Nähe eines Kuhdorfs, und unser Ferienhaus an einem verdammt einzigartigen und schönen Fleck gelegen war.

Mehr zählte nicht.

Meine Augen fielen auf Namjoons und meine Hände, die seit Beginn unseres Spaziergangs miteinander verbunden waren. Zu keiner Sekunde hatte mich der Größere losgelassen und auch ich machte keinerlei Anstalten dazu, immerhin liebte ich es, ihn zu berühren und seine Nähe klar und deutlich spüren zu können.

Ich war immer noch so unfassbar glücklich darüber, dass ich mit Namjoon hier war, ein paar Tage raus aus dem Vorort Seouls. Noch nie hatte ich diese Stadt verlassen, seit ich dort hingezogen war, und sowieso war das hier mein erster richtiger Urlaub. In meiner Kindheit war ich nie dazu gekommen, mit meinen Eltern und meiner Schwester wegzufahren.

Mein einziger Urlaub war der im Krankenhaus gewesen. Wobei dieses irgendwann schon mehr zu meinem Zuhause geworden war, als das Haus, in dem ich eigentlich mit meiner Familie gelebt hatte.

Bis jetzt hatte ich nie die Notwendigkeit darin gesehen, Seoul für ein paar Tage zu verlassen. Natürlich hatte Hoseok mir jedes Jahr ein paar Urlaubstage gegeben, aber selbst während diesen war ich lediglich Zuhause geblieben oder hatte nur mal einen Abstecher in die Innenstadt gemacht.

Es hatte mir immer gereicht. Das Leben, das ich hatte, war genug für mich gewesen. Doch wenn ich jetzt so darüber nachdachte, fragte ich mich, ob ich nicht immer nur geglaubt hatte, dass das genug gewesen wäre. Dass mir mit meinem mickrigen Dasein nicht mehr zustünde.

Heute wusste ich, dass das nicht stimmte. Mein Leben war mehr als bloß ein mickriges Dasein. Mein Leben trug eine Bedeutung und einen Sinn und das alles hatte ich ganz allein diesem atemberaubenden Mann an meiner Seite zu verdanken.

Mein Blick wanderte hinauf und stoppte bei seinem Gesicht, das sich mit einem sanften Funkeln in den Fenstern der Seele und einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen die Umgebung anguckte. Ich konnte nicht anders, als ebenfalls zu lächeln.

Vor ein paar Wochen noch hätte ich es mir niemals auch nur vorzustellen gewagt, wie es sein könnte, wahres Glück zu empfinden. Aber dann war Namjoon in mein Leben getreten.

Einfach so. Aus dem Nichts.

Und er hatte mir gezeigt, was es bedeutete, glücklich zu sein.

Wirklich glücklich zu sein. So, wie es jeder Mensch auf seine Art und Weise sein sollte.

𝐑𝐄𝐌𝐈𝐍𝐈𝐒𝐂𝐄𝐍𝐂𝐄 | NAMJINWhere stories live. Discover now