Aus den Gedanken eines Fremden (3)

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Jannik wollte ich davon nichts erzählen, aber am Sonntag beim Schwimmen ist es ihm natürlich doch aufgefallen.
Erst hat er nur gelacht: „Noch eins?" Hat auf die kurzzeitig entblößte Stelle gedeutet, die ich dann schnell bedeckt habe.

Jannik kennt mich  einfach zu gut: Wenn ich es verstecke, muss es  etwas Interessantes sein.  Und das ist es auch, finde ich, aber ihn geht  es nichts an.
Er kam also näher und hat meine Hand weggezogen, um es sich anzuschauen. „Was soll das denn sein?"

Ich weiß nicht, ob er  weiß, wofür die anderen Tattoos stehen, dass  sie die einprägsamen  Momente repräsentieren sollen. Wertfrei die guten  und schlechten,  vielleicht eines Tages bereuten. Er kennt den kleinen  Drachen seitlich  an meiner Brust, weiß, was er bedeutet. Aber schon zu  den anderen habe  ich ihm die Geschichten nicht mehr erzählt. Sie sollen  nur für mich  sein. Auch wenn ich keine Hemmung hätte, es Jonathan zu  erklären. Der  würde mich nicht dafür kritisieren.

Ich betrachte das kleine  Wesen aus der Perspektive von oben verkehrt  herum, streiche mit dem  Daumen darüber und muss unwillkürlich lächeln.
„Eine Erinnerung.", sage ich nur knapp, aber Jannik will mehr wissen.

„Eine Erinnerung an Jo?"
Ich schüttele den Kopf. „Er mag es nicht, wenn man ihn so nennt." Jannik ist das gerade egal.

„Du stichst dir ein  Tattoo als Erinnerung an Jo? Was, wenn er dich  verletzt? Dann ist das  für immer auf deinem Körper. Was, wenn er das  total verrückt findet und  denkt, du bist besessen von ihm?" In Gedanken  gebe ich Jannik Recht,  zumindest für den letzten Punkt. Vielleicht bin  ich ein klein wenig  besessen.

Aber genauso wie der  Drache und die damit verbundene Erinnerung an  den ersten Urlaub als  Familie für mich besonders sind, wird auch dieses  Bild für immer  besonders bleiben, und die Erinnerung an diesen Mann.  Ganz egal, was  passiert, er wird immer der erste bleiben, den ich  geküsst habe. Der  erste, der mich berührt hat.

„Es ist ja nicht so, als würde da sein Name stehen. Es ist nur ein Bild."
„Aber du verbindest es mit ihm. Für dich ist das doch das gleiche!"

Ich weiß nicht, wieso  sich Jannik so daran stört, was ich mit meinem  Körper mache. Oder stört  es ihn, was Jonathan mit meinem Körper  gemacht hat? Ich kriege immer  mehr den Eindruck, dass er auch Gefühle  für ihn entwickelt hat. Vielleicht nicht auf die gleiche, leicht  besessene Weise wie ich, aber  doch sucht er seine Nähe.

„Wahrscheinlich hast du Recht.", habe ich dann eingelenkt. „Ich werde so oder so verletzt  werden. Aber in diesem Fall habe ich mir das  selbst eingehandelt."

Heute nur ein kurzes Kapitel, ich bin gerade im Urlaub und kann am Handy die Texte nicht so gut überarbeiten. Bitte entschuldigt übrigens diese ständigen doppelten Leerzeichen! Keine Ahnung, woher die kommen...

Second Sight - Verliebt in eine PhantasieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt