Sicher?

702 80 24
                                    

„Bist du dir sicher?" Moritz kichert und zieht mich - die Hände in meine blanken Pobacken gekrallt - hinter sich her auf die Matratze.

„Das hast du letztes Mal nicht gefragt!", hält er mir grinsend vor, dirigiert mein Becken über seines und entlockt mir ein Keuchen, als unsere vorfreudigen Glieder aufeinander treffen.

„Letztes Mal hab ich die Unsicherheit in deinem Gesicht gesehen." Ich sehe ihm an, als das Glitzern in seinen Augen verblasst, dass er sich an den gleichen Moment erinnert wie ich. Als ich ihn zurückgewiesen habe und er davongelaufen ist.
„Hast du eigentlich... Ich meine, du dachtest, er wäre ich, habt ihr..." Scheinbar zusammenhanglos purzeln die Worte aus ihm heraus und ich kann nicht begreifen, dass er in diesem Moment daran denkt. Eben waren wir noch so ausgelassen.

Vorsichtig schüttele ich den Kopf und setze mich neben ihm auf. Zu viel Körperkontakt mindert meine Konzentration. „Ich habe nicht mit Moritz... mit Jannik, ich meine..." Es fällt mir leicht, zu begreifen, dass Jannik Mo ist, doch Moritz als Jannik zu sehen, ist wesentlich schwieriger. Denn auch mit diesem Namen verbinde ich vertraute Momente mit dem wunderschönen Dunkelhaarigen. Ich wollte, er könnte beide Namen behalten und wir würden den Blonden einfach aus jedem Gedanken streichen.

„Wir hatten einen Kuss, in der Kneipe, von dem du weißt, und als ich noch dachte, dass du... Dass er hinter deinen Nachrichten steckt... Also..." Mo schluckt, streicht dann aber sanft über meinen Arm, von der Schulter hinab zum Handgelenk und verflicht unsere Finger. So, als bräuchte ich die Besänftigung. „Wir sind etwas auf Tuchfühlung gegangen, aber..."
„Ist schon okay, du musst nicht ins Detail gehen.", unterbricht er mich dankenswerterweise. Oder eigentlich würde ich gerne noch etwas klarstellen.
„Das Sofakissen roch nach dir und ich dachte, so kann ich es durchstehen."

Aus großen Augen starrt er mich an, die immer mehr einen Ausdruck von Sorge annehmen. „Jonathan, du weißt aber, dass man Sex nicht durchstehen muss, oder? Man kann jederzeit Nein sagen.", erklärt er mir ruhig. Und ich hoffe wirklich, dass er sich diese eindringliche Botschaft merkt, um sie eines Tages unseren Kindern mitzugeben. „Ich wollte dich nicht enttäuschen.", erkläre ich und er runzelt die Stirn. „Mich?" Schließlich hat er Recht, er hatte mit der Szene nichts zu tun, nur dass ich das nicht wusste. „Den Nachrichten-Mo."

Verstehend nickt er, legt seine Handflächen weich an meine Wangen. „Jonathan, versprichst du mir was?" Ich nicke, ohne zu wissen, welches Versprechen er gleich einfordern wird. Wenn er will, gebe ich ihm alles, was ich habe, doch das würde er niemals verlangen.
„Bitte denk nie wieder, dass irgendwas, das du tust, mich enttäuschen könnte. Vielleicht tut es das, aber das sollte deine freie Entscheidung nicht beeinflussen. Vor Allem nicht, wenn es deinen Körper betrifft."

Zunächst noch verblüfft kann ich den weisen, jungen, wunderschönen, nackten Mann neben mir nur anschauen. Dann begreife ich, was er da sagt und dass er mit ein paar Worten genau die Ketten sprengt, die Markus mir bewusst oder unbewusst auferlegt hatte.

Im nächsten Moment presse ich meine Lippen sehnlich auf seine, schmiege mich so nah an ihn, wie die körperlichen Barrieren es zulassen. Es ist nicht nah genug, nicht mit seinen süßen, unschuldigen Lippen an meinen verlangenden, nicht mit seinem Oberkörper gegen meinen, der Reibung unserer Lenden aneinander.

„Bist du dir sicher?" - „Das hast du schon gefragt." - „Du hast nicht geantwortet." - „Warte, ich dachte, das übernimmt mein Gesicht?"

Wie noch vor ein paar Stunden krame ich in der Nachttischschublade nach den notwendigen Utensilien, bis ich feststelle, dass sie noch auf meinem Laken liegen und auf die Wiederaufnahme unserer intimen Aktivitäten warten.

Second Sight - Verliebt in eine PhantasieWhere stories live. Discover now