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Einige Wochen waren vergangen. Ich übte jede freie Sekunde mit den anderen zusammen und es machte mir wahnsinnig Spaß, ihnen bestmöglich unter die Arme zu greifen. Malfoy und ich sahen uns dagegen kaum noch. Er arbeitete für Umbridge, was mich täglich wütender machte, als ich es ohnehin schon gewesen war. Doch ich konnte mich gut durch die Trainingseinheiten mit den anderen ablenken. Wir alle lernten uns immer besser kennen, wuchsen immer mehr zusammen was bedeutete, dass wir immer mehr zu einem gemeinsamen Team wurden. Ein Team, in dem jeder seine Stärken und Schwächen hatte und dadurch arbeiteten wir jeden Tag intensiver zusammen. Wir hatten ein Ziel vor Augen und nichts konnte uns davon abhalten. Zumindest vorerst nicht.
Es war Abends und ich saß in meinem Zimmer um ein paar meiner Gedanken zu sortieren, was ich noch alles mit den anderen verbessern und üben wollte, da klopfte es unerwartet an meiner Zimmertür.
„Ist offen!" Rief ich und schrieb die letzte meiner Idee nieder.
Keine Sekunde später trat Draco ein. Langsam blickte ich auf und schloss mein Notizbuch, um es in der Schublade meines Nachttisches zu verstehen, denn es war nicht nötig gewesen, dass er davon wusste. Oder anders gesagt; Er sollte nichts von all den wissen. Vorerst.
Malfoy schloss die Tür und kam, ohne etwas zu sagen, auf mich zu um sich neben mich zu setzen.
„Hey." Das war seine Begrüßung gewesen. Hey.
„Hey?" Irritiert und leicht verärgert zog ich eine Augenbraue nach oben; „Ernsthaft, Malfoy? Hey?" Motzte ich ihn weiter an „Du gehst mir seit Wochen aus dem Weg, ignoriertest mich nahe zu und alles was ich von dir bekomme ist ein simples Hey?" Er schwieg. „Super." Fügte ich zu guter letzt hinzu.
„Wir müssen reden." Kam es schließlich von ihm. „Ach tatsächlich? Auch schon bemerkt?"
„D/N. Ernsthaft, wir müssen reden."
Genervt lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und sah ihn an „Na dann. Dann fang an."
„Es tut mir leid."
„Was genau meinst du?"
„Was ich gemacht habe." Nuschelte er und sah betrübt auf den Boden hinunter. Er spielte mit einigen der silbernen Ringe an seiner Hand.
„Meinst du die Sache mit Umbridge oder die Sache, dass du mir seit Wochen aus dem Weg gehst?"
„Beides."
„Wieso. Wieso machst du das, Draco?"
„Ich habe keine Wahl, D/N. Mein Vater will, dass ich gegen Harry gehe. Er ist nicht auf der guten Seite, auf unserer Seite, wenn du verstehst was ich damit meine." Malfoy sah vom Boden auf und blickte mir direkt in die Augen. Seine hellgrauen Augen ähnelten dem Meer- Einem stürmischen Meer voller Gefühle, voller Chaos mitten in einem Sturm. „Ich mache das nicht, weil ich es will. Im Gegenteil, dass ist das Letzte was ich will. Ich gehe jeden Tag mehr die Gefahr ein, dich zu verlieren und jeden Tag wird das Risiko größer, dass ich wie mein Vater werde." Er atmete tief ein „Aber ich darf mich nicht gegen ihn wehren, zumindest vorerst noch nicht."
„Was soll das heißen?" Tränen wollten sich ihren Weg nach oben bahnen, doch ich schluckte sie hinunter.
„Das die nächste Zeit, und damit meine ich Monate bis hin zu Jahren, alles andere als leicht werden. Er ist wieder da und mein Vater steht voll und ganz hinter ihm. Als wäre das nicht schon schlimm genug will er, dass ich ihm folge. Ich weiß nicht, wie du weißt schon wer das sieht. Aber ich weiß, dass ich das Ganze nicht zulassen werde. Doch dafür muss ich meine Rolle perfekt spielen. Es darf nicht ansatzweise den Anschein machen, als würde ich auf der guten Seite stehen. Das bedeutet." Er verstummte und biss sich auf die Unterlippe.
„Das bedeutet?" Hakte ich nach.
„Das bedeutet, dass du dich von mir fern halten musst, D/N." Autsch..
„Was? Heißt das, du willst dich von mir trennen?"
„Nein!" Er zog mich sofort an sich heran „Niemals. Das ist das Allerletzte was ich will. Du bist das Einzige in meinem Leben was mich motiviert, weiterzumachen. Aber wir dürfen nicht mehr zusammen gesehen werden. Von niemandem. Sie könnten es meinem Vater erzählen und das würde viel zu viel Verdacht erregen. Dann würde er mir nichts mehr verraten und das hätte Folgen."
„Nein. Nein, Draco- Das kann und das will ich nicht. Ich will nicht, dass du die falsche Seite wählst und -"
Er unterbrach mich; „Ich werde nicht auf der falschen Seite stehen, auch wenn es den Anschein macht. Sollte es zu einem Kampf kommen, dann werde ich offenbaren, auf welcher Seite ich tatsächlich stehe. Das bedeutet, dass ich mich gegen meinen Vater wehren und Harry unterstützen werde. Meine Eltern werden mich dafür hassen. Sie werden mich verstoßen, aber ich will, dass du bleibst- Dass du bei mir bleibst. Bitte. Du darfst mich niemals verlassen, egal wie schlecht ich zu dir bin. Ich will mein Leben mit dir verbringen, mir ein eigenes Leben mit dir aufbauen, glücklich mit dir sein. Nur mit dir."
„Dann lass mich dir helfen." Ich legte meine Hand auf seine „Gibt es keinen Weg dir irgendwie helfen zu können ohne, dass ich mich von dir fern halten muss? Denn das kann und will ich einfach nicht."
„Den gibt es." Sagte er stumpf „Aber das werde ich nicht zulassen, um keinen Preis auf dieser Welt!"
„Draco-"
„Nein."
Sofort setzte ich mich gerade auf und meine Hand wanderte an seine Wange, um seinen Kopf in meine Richtung zu drehen. Als ich ihm direkt in die Augen sah sagte ich;
„Ich würde alles für dich tun. Alles. Egal was." Und vermutlich würde ich diesen Satz bereuen.
Er legte seine Hand wieder auf die meine; „Dann komm auf unsere Seite." Stammelte er kraftlos.
Mein Atem stockte. Mein Herz schlug schneller.
Meine Freunde für meinen Freund verraten?
Auf der dunkeln Seite stehen?
Den dunklen Lord unterstützen?
„Mein Vater will deine Kräfte bei uns wissen. Und du weißt schon wer will sie bei sich wissen. Er kennt dich und du wärst sein neuer Liebling. Sie-" Er schluckte schwer „Sie wollen dich bei sich haben."
„Wenn das der einzige Weg ist, dir zu helfen, dann werde ich es tun." Presste ich hervor, wissend, dass ich mir selbst damit schaden würde „Unter einer Voraussetzung."
„Alles was du möchtest."
„Ich werde meine Zeit weiter bei Hermine, Ron und Harry verbringen. Sag ihnen, ich sei ein Spitzel um Informationen für sie zu bekommen. Doch ich werde ihnen nicht die Wahrheit erzählen, wenn sie mich fragen werden. Das solltest du ihnen allerdings verheimlichen." Ich lächelte ihn mit Tränen in den Augen an.
Was tat ich hier bloß?
Wie weit konnte man für seine Liebe gehen?
Wie weit durfte man für seine Liebe gehen?
Er schluckte erneut, dann nickte er, etwas zögerlich.
„Ich liebe dich." Kam es von ihm und dann küsste er mich- Liebevoll und so zart, als wäre ich zerbrechlich gewesen.
„Und ich liebe dich." Antwortete ich ihm, nachdem ich mich wieder von seinen Lippen gelöst hatte.
Nach einigen weiteren Gesprächen legten wir uns schließlich schlafen. Ich konnte nicht mehr klar denken, es war alles zu viel gewesen- Viel zu viel. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Auf zwei Seiten gleichzeitig zu stehen für einen Jungen, mit dem ich seit knapp zwei Jahren eine Beziehung führte-
Wer hätte damit gerechnet?
Und ob das ganze eine gute Idee gewesen war?
Mein Gefühl sagte mir, dass es richtig war. Es war richtig für die Liebe zu kämpfen. Es war richtig für ihn zu kämpfen, denn er war alles für mich gewesen, auch wenn wir es nicht immer einfach hatten. Auch, wenn wir es oft nicht einfach hatten. Manchmal war das, was man am meisten liebte und begehrte, was einen am meisten zerstören konnte.
Vorsichtig hob ich meinen Kopf an um ihn noch einmal anzusehen; Er hatte seine Augen geschlossen und schien tatsächlich tief und fest zu schlafen. Er sah so unfassbar süß und friedlich dabei aus. Seine hellblonden Haare waren verwuschelt und gingen kreuz und quer über seine Stirn. Seine langen, blonden Wimpern waren nach oben gebogen und bildeten einen markanten Schwung. Seine Gesichtszüge - perfekt. Bei Merlin's Bart. Sollten wir jemals Kinder haben, dann sollten sie wie er aussehen- Perfekt.
Kinder? Stop, D/N.
Das hatte noch einiges an Zeit gehabt und ob das überhaupt jemals passieren würde, war die nächste Frage gewesen. Wir sollten uns auf die Gegenwart konzentrieren und darauf,dass wir überlebten. Das war alles, was in jenem Moment zählte. Für uns beide. Ein Lächeln betrat meine Lippen und mir wurde klar, dass mein Gefühl tatsächlich richtig lag; Für diesen Jungen würde ich alles geben. Nur, um ihn an meiner Seite zu wissen und mir darüber im klaren zu sein, dass er das Richtige tat. Ich konnte nicht beschreiben, wie sehr ich ihn liebte. Diese Gefühle waren einfach zu stark gewesen.
Als ich meinen Kopf wieder auf seine Brust legte, lauschte ich einer kleinen Weile seinem Herzschlag. Dann schlief auch ich ein.

Draco Malfoy- Der Junge der mich mehr liebte, als er zugab Where stories live. Discover now