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Unsere Koffer waren im Zimmer. Wir hatten unsere Sachen ausgepackt und saßen, wenig später, am guten alten Slytherintisch in der großen Halle. Nostalgie kam in mir auf, denn es fühlte sich danach an, als wäre man, nach einem langen Urlaub, endlich wieder zu Hause angekommen- In alter, gewohnter Umgebung.
Als ich mich ein wenig im Raum umsah entdeckte ich Hermine und Ron neben Ginny am Gryffindor-Tisch sitzen. Nur Harry fehlte offensichtlich noch, denn sein Platz war leer gewesen. Als Hermine meinen Blick auffing stand sie auf und kam zu mir herüber geeilt.
Wollte sie etwa mit mir reden? Oh oh.
„Weißt du wo Harry ist? Wir alle machen uns ziemliche Sorgen. Das letzte Mal, als wir ihn gesehen haben, da war er im Zug und-"
„Potter kommt gleich." Unterbrach Draco sie.
Meine beste Freundin ließ ihren Blick zwischen uns hin und her gleiten, dann sah sie mich fragend an. Als ich ihr jedoch nicht antwortete rollte sie mit den Augen und ging zurück an ihren Platz - Eindeutig genervt.
Wenige Minuten später trat Harry tatsächlich durch die Tür in die große Halle ein. Seine Nase und das weiße Tuch, welches er in seiner Hand hielt, waren voller Blut gewesen. Autsch. Man konnte Getuschel und Gelächter von allen Seiten hören, als er auf seinen Platz zulief - Er tat mir unfassbar leid. Somit trat Malfoy, unter dem Tisch, auf seinen Fuß. Als Rache.
„Aua, man. Was-.." Stammelte er.
Mein Blick deutete zu Harry hinüber. Er schien meine Anspielung zu verstehen, denn er sah mich entschuldigend an.
Keine zehn Minuten später trat Dumbledore an sein Pult und fing mit seiner gewohnten Rede an, die er an jedem Anfang eines neuen Schuljahres hielt. Er stellte uns Professor Slughorn vor und erkältete, dass dieser unser neuer Lehrer für Zaubertränke sei. Alle applaudierten und spendeten tosenden Beifall. Dumbledore erzählte weiter, dass Professor Snape, von jenem Tag an, das Unterrichtsfach Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichtete, woraufhin Snape's Blick triumphierend durch die Reihen wanderte und schließlich an mir hängen blieb, so, wie es des öfteren der Fall gewesen war. Doch nach einigen Sekunden wandte er sich wieder von mir ab und seine Aufmerksamkeit wanderte weiter. Die Neuigkeit hatte mich etwas aus der Fassung gebracht gehabt, denn das genannte Fach war eines meiner Lieblingsfächer gewesen.
Hatte es denn nicht gereicht, dass Severus Snape bereits unser Hauslehrer gewesen war?
Weshalb konnte er nicht einfach weiter Zaubertränke unterrichten? Ein Fach welches ich nur einmal in der Woche gehabt hatten.
Genervt verdrehte ich die Augen und sah zu Draco; Er hatte den Kopf auf seine Hände gestützt und sah nachdenklich aus, als wäre er tief in seinen Gedanken versunken.
„Ey-" ich stupste ihn an „Ist alles in Ordnung?"
„Was?" Irritiert blickte er zu mir auf.
Dumbledore redete irgendetwas über Lord Voldemort, auch Tom Riddle genannt und erklärte, weshalb wir vorhin durchsucht worden waren. Doch ich achtete nicht darauf. Meine Aufmerksamkeit galt allein Malfoy. Nachdem er sich offensichtlich sortiert und im Raum umher gesehen hatte, sah er wieder zu mir.
„Ich liebe dich, D/N. Ich liebe dich so sehr."
Mein Herz machte einen Freudensprung.
„Ich liebe dich auch, Draco."
Es war untypisch für ihn gewesen, diese Worte vor all den Leuten laut auszusprechen.
Steckte mehr dahinter?
Oder wollte er es mir nur gesagt haben?
„Jetzt ab ins Bett mit euch, hopp hopp!" Beendete Professor Dumbledore schließlich seine Rede.
Somit standen wir auf und liefen in unsere Räume.

Eilig ging ich ins Bad und machte mich fertig, putze meine Zähne und kämmte meine Haare. Draco zog sich lediglich um und legte sich dann bereits ins Bett. Als ich aus dem Badezimmer kam zog auch ich mich um und kuschelte mich schließlich an ihn.
„Draco?" Fragte ich leise, nachdem wir einige Minuten still da gelegen hatten.
„Ja, Prinzessin?"
„Wieso warst du vorhin so nachdenklich?"
Er atmete spürbar aus.
„Weißt du, D/N. Es ist nur so- Ich habe solche Schuldgefühle in mir, wegen dem Ganzen, was passiert ist. Ich bedauere, worauf ich mich eingelassen habe und was ich Potter angetan habe, deinetwegen."
„Wieso meinetwegen?" Sofort drehte ich mich auf den Bauch, stütze meinen Kopf auf meine rechte Hand und sah ihn durchbohrend an.
Er lächelte ein wenig, wurde aber in Sekundenschnelle wieder ernst; „Du hast das hier nicht verdient." Er deutete auf meinen mittlerweile freien, unbedeckten Arm, auf dem das Mal der Todesser prangte „Dafür bist du viel zu gut und viel zu rein in deinem Herzen."
„Du hast das hier ebenso wenig verdient wie ich." Führte ich ihm die komplette Wahrheit vor Augen.
„Doch, D/N, das habe ich."
Mein Blick war entsetzt von seinen Worten.
Wie konnte er so etwas bloß behaupten?
„Wie kommst du denn auf so einen Schwachsinn?"
„Es ist wahr. Ich bin ein schlechter Mensch."
„Nein!" Eilig setzte ich mich auf ihn und nahm sein Gesicht in meine Hände, dann fuhr ich fort; „Du bist kein schlechterer Mensch, Draco Lucius Malfoy! Du wirkst nach Außen vielleicht böse, fies, kale und egoistisch. Aber du bist der liebste und tollste Mensch, den ich jemals kennengelernt habe. In dir steckt nicht ein einzelner, kleiner, winziger Funken von Boshaftigkeit."
Seine Augen funkelten so sehr, als hätte er eine nicht identifizierbare Hoffnung in sich gehabt.
„Bist du dir da sicher?"
Sofort nickte ich; „Mehr als nur sicher!"
Draco stützte sich auf seine Unterarme und setzte sich leicht auf und sein Blick versank sofort in meinem.
„Aber mein Vater. Was, wenn ich wie er werde? Wenn ich ebenso böse und herzlos werde?"
„Das wirst du nicht. Dafür werde ich sorgen." Versuchte ich ihn zu beruhigen „Aber dafür musst du mir etwas versprechen."
„Was wäre das?" Seine Augenbrauen wanderten fragend in die Höhe und er legte den Kopf schief.
„Du darfst nicht eine Sekunde darüber nachdenken, dass du auf der bösen Seite bleibst oder sein willst."
„Ich schwöre es!" Sprudelte es augenblicklich aus ihm heraus „Ich will, mit dir zusammen, auf der richtigen, auf der guten Seite stehen. Egal wie lange wir dafür diesen Plan weiterverfolgen und perfekt spielen müssen." Schwach lächelte er „Aber du musst mir dafür auch etwas versprechen."
„Und was wäre das?"
„Bleib immer an meiner Seite."
„Das schwöre ich dir, Draco Malfoy."
Er lächelte, dann küsste er mich. Es war ein intensiver, fordernder Kuss gewesen, sodass ich licht über seinen Rücken kratze. Er atmete auf, dann drehte er mich um und stützte sich über mir ab, seine Arme links und rechts neben meinem Kopf.
„Du legst es darauf an." Flüsterte er mit einer Stimme in mein Ohr, die mich verrückt nach ihm machte- Dunkel, rau, dominant.
Malfoy sah mich an und ich biss mir spielerisch auf die Unterlippe. Darauf folgend grinste er sein freches Draco Malfoy Grinsen und griff unter mein T-shirt. Leicht stöhnte ich auf. Diese verspielte und verführerische Art liebte ich ebenfalls an ihm. Vielleicht ein wenig zu sehr, als es mir lieb gewesen war.
Doch was machte das schon?

„Eine Phiole pures Glück für Mr Harry Potter!" Kam es freudig von Slughorn, der sie Potter überreichte.
Alle klatschten. Nur Draco und die anderen Slytherins nicht. Sie standen bloß stumm da. Genervt sah ich ihn an, denn bei solch einem Erfolg konnte man applaudieren. Schließlich hatte Harry es geschafft einen Trank lebenden Todes herzustellen und das einwandfrei- Ohne jegliche Fehler.
„Der Unterricht ist nun somit beendet."
Und so verließen schließlich alle Schüler das Klassenzimmer. Mit schnellen Schritten lief ich zu Harry hinüber.
„Seit wann interessierst du dich für Zaubertränke?"
„Professor McGonagall hat Ron und mich dazu verdonnert, nachdem wir uns einen Spaß erlaubt haben." Antwortete er mir und lachte leise.
„Und was habt ihr so böses angestellt?"
„Das erkläre ich dir später. Dumbledore will mich in seinem Büro sehen, jetzt gleich."
„In Ordnung. Dann viel Glück."
Bevor er ging sah er mich noch einmal an; „Ist eigentlich alles gut zwischen uns beiden?"
„Klar. Es ist nur so; Draco sieht uns nicht sonderlich gerne zusammen, weißt du." Erklärte ich ihm die Situation.
Mein schlechtes Gewissen ließ ich dabei aus.
„Ich hatte bloß Angst, dass du dich vielleicht- irgendwie verändert hast. Ich weiß auch nicht."
Schnell schüttelte ich den Kopf; „Nein, Harry. Mach dir keine Sorgen. Ich bin immer noch Ich."
„Gut." Er lächelte, dann stapfte er los.
Eine kalte Hand legte sich auf meine Schultern. „Vielleicht sollten wir Amortenita auch mal bei dir ausprobieren." Flüsterte Draco stumpf in mein Ohr.
„Vermutlich würde er nach grünen Äpfeln und Pfefferminz riechen. Aber auch nur vielleicht."
„Vielleicht?" Hakte er nach.
Ein kleines Lächeln betrat meine Lippen und ich drehte mich zu ihm um; „Vielleicht. Zu einer Chance von etwa hundert Prozent."
Draco begann ebenfalls zu lachen, dann nahm er meine Hand; „Komm jetzt!" Und er zog mich in einen leeren, langen Gang des Schulgebäudes, in dem ich vorher noch nie gewesen war.
„Was suchen wir hier?" Sprach ich meine Frage aus.
„Ein Verschwindekabinett. Sie sind äußerst antik. Eines steht bei Borgin und Burke's. Sie wollen, dass wir es suchen und erlernen, es zu benutzen. Denn so wollen sie in die Schule gelangen. Und bevor du sagst, dass wir das nicht zulassen können-" Malfoy drückte meine Hand und sah mich an „Das müssen wir tun."

Draco Malfoy- Der Junge der mich mehr liebte, als er zugab Where stories live. Discover now