Kapitel 17

469 60 11
                                    

Tja, was soll ich sagen. Die Wochen vergehen und ich habe kein einziges Wort mehr mit Harry gewechselt. In der Mittagspause isst er nicht mehr mit uns, weil er angeblich etwas in der Bibliothek recherchieren muss. Auch im Training haben wir nichts miteinander zu tun. Er hängt sich immer an ein paar andere Jungs dran und geht mir aus dem Weg. Einmal waren wir alle feiern, doch auch hier hat er sich ziemlich schnell auf die Tanzfläche verzogen und uns am Tisch sitzen gelassen. Die Anderen sind dann zu ihm gegangen, zu ihnen ist er ja auch normal. Ich dagegen bin wie Luft.

Und verdammt, ich weiss nicht, was ich falsch gemacht habe. Ich wüsste nicht, worüber er sich zum Teufel klar werden müsste, wie er es so schön ausgedrückt hat. Jedes Mal, wenn ich ihn jedoch darauf ansprechen möchte, macht er sich aus dem Staub. Es ist zum verzweifeln. Auch wenn ich es eigentlich nicht zugeben möchte, aber er bedeutet mir etwas und es ist nicht toll, von einem auf den anderen Tag einfach links liegen gelassen zu werden.

Natürlich ist mir klar, dass ich das Gleiche auch mit ihm gemacht habe, aber das hatten wir ja eigentlich geklärt. Seine Flucht aus meiner Wohnung kann ich genauso wenig nachvollziehen.

Heute ist Samstag. Genau fünf Wochen nach Pauls Abschlussparty. Paul ist bereits in New York. Ihm geht es anscheinend gut da, und seine Abreise bedeutet auch automatisch, dass Harry jetzt ein festes Teammitglied ist. In einer Woche ist das Turnier, auf das wir alle so hinfiebern. In den letzten Trainingsstunden lief es bei mir zum Glück wieder ausgezeichnet. Jim ist zwar im Moment wieder etwas anhänglich, aber ich glaube langsam, dass ich mir das einfach nur einbilde.

Ich schiebe mir eine Pizza in den Ofen und packe schonmal meine Schwimmtasche. Nachdem ich gegessen habe, mache ich mich auf den Weg zu Halle. Harry war in den letzten Wochen kein einziges Mal wieder früher zum Training gekommen, beziehungsweise er ist auch danach nicht noch da geblieben. Samstags kam er auch nicht mehr. Ich weiss nicht einmal, ob er eigentlich überhaupt noch den zweiten Ersatzsschlüssel hat. Vielleicht hat er ihn Jim auch schon zurückgegeben, wer weiss.

Ich ziehe mich schnell um und schwimme dann ein paar Runden. Irgendwann macht sich allerdings meine Blase bemerkbar. Ich hätte doch nicht mehr so viel Cola trinken sollen. Ich trockne mich schnell ab und gehe Richtung Toiletten, die direkt neben den Umkleiden liegen. Ich möchte gerade wieder in die Halle zurückgehen, als ich höre, dass sich jemand in einer der Einzelumkleiden befindet. "Hallo?", rufe ich- und bekomme keine Antwort. "Ist da jemand?", frage ich etwas lauter. Mit dem selben Ergebnis. Ich drehe mich gerade um, als ich einen Schatten wahrnehme.

Ich sehe gerade noch, wie dieser um die Ecke Richtung Ausgang verschwindet. Ich folge der Person und sehe, wie sie an der Tür herumnestelt. Ich schließe immer von innen ab, wenn ich alleine hier bin, bevor noch ungebetene Besucher hier aufkreuzen. Dann höre ich ein paar Schlüssen klirren. Sie sind der Person heruntergefallen. Gerade, als sie sich danach bückt, komme ich ihr zuvor.

"Danke", murmelt die Person. "Kein Ding. Das hier ist übrigens nicht meine Schwimmhalle, du musst jetzt nicht gehen, bloss weil ich hier bin", antworte ich. Ich halte inne, da Harrys Hand immernoch auf der Türklinke liegt. Nach einer Weile seufzt er und geht wieder Richtung Umkleiden. "Wie lange bleibst du noch?", fragt er. "Naja, ich bin gerade erst gekommen, wieso fragst du?" - "Okay, naja dann warte ich einfach solange hier auf der Bank, bis du fertig bist". Ich glaube, ich höre nicht recht.

"Spinnst du?! Schwing jetzt deinen Arsch in die Umkleide und geh dann schwimmen!" Ohne darauf zu achten, ob er meiner Anweisung folgt oder nicht, drehe ich mich um und gehe zurück ins Wasser. Nach circa zehn Minuten sehe ich dann, wie er schüchtern in die Halle kommt, sein Handtuch auf eine Liege legt und sich ins Wasser gleiten lässt. Er verzieht das Gesicht. Ich mache mir nicht weiter Gedanken darum. Vielleicht ist einfach das Wasser etwas kälter heute. Wir schwimmen eine Weile, bis mir dann zu frisch wird und ich mich am Rand aus dem Becken stütze.

Emerald green eyes || Part 1 (Larry Stylinson)Where stories live. Discover now