Kapitel 38

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Zwei Tage vergehen und ich habe keinen meiner "Freunde" seitdem noch gesehen. Auch geschrieben hat mir keiner der Jungs. Louis, ich wünsche dir alles Gute zu deinem Geburtstag und einen tollen Tag, gratuliere ich mir selbst, da es ja sonst keiner macht.

Das einzig Gute ist, dass ich jetzt Ferien habe, zwei Wochen kann ich also daheim bleiben, ohne einen der Idioten sehen zu müssen. In Weihnachtsstimmung bin ich absolut nicht. Im Einkaufszentrum ist alles mit Lichterketten und Dekoweihnachtsmännern geschmückt. Meine Wohnung dagegen sieht einfach nur kahl aus. Ich hatte keine Motivation dazu, hier zu dekorieren. Wozu auch? Ich habe ja keine Freunde, die ich einladen könnte.

Schon irgendwie traurig- aber was soll man machen? Ich möchte auch nicht ein paar Leute einladen, mit denen ich mich einfach gut verstehe und einen auf beste Freunde machen. So werde ich meinen Geburtstag und Weihnachten also allein feiern. Später werde ich noch mit meiner Familie skypen, doch das war es dann auch schon. Das Geld reicht nicht für ein Zugticket nach Hause.

Das Einzige, was ich später machen kann, ist noch schnell etwas einkaufen. Ich habe tatsächlich ganz schön abgenommen, weil ich die letzte Zeit noch weniger Lust zum Kochen hatte als ohnehin schon. Auch wenn ich vermutlich lebensmüde bin, an Heiligabend noch einkaufen zu gehen. Normalerweise sind dann nurnoch die Menschen in der Innenstadt, die noch im Stress Weihnachtsgeschenke kaufen müssen.

Fuck. Weihnachtgeschenke. Siedend heiß fällt mir ein, dass ich nichts für meine Familie gekauft habe. Ich habe ihnen die letzten Jahre, seit ich in London wohne, immer etwas mit der Post geschickt und jetzt habe ich es allen Ernstes vergessen!?

Gestresst krame ich mein Geld zusammen, schnappe mir meine Jacke und mache mich auf den Weg zur Tube. Währenddessen mache ich mir Gedanken darüber, was ich meinen Geschwistern schenken könnte- mir fällt aber nichts ein.

Ich setze meine Hoffnung auf Google. Doch selbst da finde ich nichts gescheites. Ich habe auch keine Lust, etwas zu basteln. Dafür bin ich immer viel zu ungeduldig. Da Mum mich jedoch gerade anruft, schreibe ich ihr schnell, dass ich gerade noch keine Zeit habe, da ich einkaufen muss. Natürlich schreibt sie mir zurück, ob ich des Wahnsinns bin, an Heiligabend in die Stadt zu gehen, aber was solls.

Im Einkaufszentrum angekommen werde ich Gott sei Dank relativ schnell fündig. Für Lottie und Fizzy kaufe ich ein bisschen Schminke, welche extrem teuer ist, also wird sie schon gut sein. Daisy und Phoebe bekommen jeweils ein Parfüm, da sie sich nicht wirklich schminken, soweit ich weiß und für Mum nehme ich ein Päckchen mit Entspannungsbad, Gesichtsmasken und so Zeugs mit. Dad bekommt einfach ein paar Pralinen, Ernest einen Fußball und Doris neue Handschuhe.

Relativ zufrieden packe ich alles in die Tüten. Obwohl weniger los ist, als ich gedacht habe, habe ich ganz schön lange gebraucht. Aber was solls, auf mich wartet ja niemand in meiner Wohnung. Seufzend mache ich mich auf den Weg zum Supermarkt. Jetzt kommt der schlimmste Teil.

Weil ich genau weiß, dass ich mir heute Abend nichts Besonderes kochen werde, kaufe ich einfach ein bisschen Obst, Gemüse und Brötchen. Ich werde wohl einfach etwas Nudeln mit Soße machen- mein Standardessen.

Als ich wieder aus dem Supermarkt komme, kaufe ich bei der Post einen etwas größeren Karton und setze mich auf die Bank. Dann fange ich an, um jedes der Geschenke eine Schleife zu binden und verstaue alles in dem Päckchen. Dann schreibe ich noch die Adresse darauf. Ich gehe wieder zur Post, wo mich der Mann hinter der Theke schon belustigt begrüßt. 

"Na junger Mann? Geschenke vergessen?", fragt er. Grinsend nicke ich. "Leider ja. Gäbe es denn eine Möglichkeit, dass das Paket in den nächsten zwei oder spätestens drei Tagen an dieser Adresse ankommt?", frage ich und zeige auf den Karton.

"Warten Sie einen Moment", bittet er mich und wendet sich zu seinem Computer. Er scrollt etwas herunter und meint dann: "Also es gäbe eine Möglichkeit, ja. Per Schnellversand müsste das bis morgen möglich sein. Da müssen Sie aber ein paar Pfund extra drauf zahlen".

"Klar, super. Vielen Dank", sage ich und gebe ihm das Geld und den Karton. "Gerne. Schöne Weihnachten wünsche ich Ihnen", sagt er und lächelt mich freundlich an. "Danke, Ihnen auch", erwidere ich.

Erleichtert verlasse ich mit meinen restlichen Einkäufen das Einkaufszentrum und atme die frische Luft ein, die mir draußen entgegenströmt. Es ist schon ziemlich düster geworden, da ich dann doch ziemlich lange gebraucht habe. Meine Mum hat mich noch ein paar Mal angerufen, was ich jedoch nicht mitbekommen habe.

Im Endeffekt hat sie mir ein Video geschickt, welches ich mir anschaue, als ich in der Tube sitze. Auf meinem Handy strahlt mir meine ganze Familie entgegen. "Happy Birthday, Louiiiiisss!", rufen alle im Chor und singen dann noch das Lied dazu. Alle tragen eine Weihnachtsmütze und passende Pullis dazu. Auf Doris' Oberteil sind ein paar LED Lichtchen festgenäht, die rot blinken.

"Louis, du musst uns endlich mal besuchen kommen", jammern Doris und Ernest. Leise seufze ich. Sie verstehen noch nicht, dass ich das Geld dazu nicht habe, dafür sind sie noch zu jung. Das Video geht noch ein paar Minuten, in denen alle durcheinander reden und immer wieder Wünsche aussprechen. Dann schicken alle einen Kussmund in die Kamera und das Video endet.

Traurig wische ich mir eine Träne aus dem Augenwinkel. Ich vermisse meine Familie wirklich. Bis vor ein paar Wochen waren meine Freunde hier in London meine zweite Familie, aber das hat sich jetzt ja leider geändert.

Als die Tube an meiner Station ankommt, steige ich aus und laufe nach Hause. Mein Handy klingelt. Es ist meine Mum. Dieses Mal nehme ich den Anruf an und setze mich kurz auf eine Bank auf dem Gehweg, da ich das Handy sonst nicht halten kann, dank meiner Einkäufe.

"Hey Louis", begrüßt sie mich. "Hallo Mum".

"Wo bist du gerade? Bist du immernoch unterwegs?", fragt sie.

"Ja, ich bin aber gerade auf dem Heimweg. Eure Geschenke werden wohl morgen ankommen", sage ich, woraufhin sie lacht. "Lass mich raten, du hattest es vergessen?", sagt sie. Ich zucke mit den Schultern und grinse schief in die Kamera. "Du bist wirklich ein Schussel, Louis", sagt sie. "Von wem ich das wohl habe", entgegne ich.

"Also von mir auf keinen Fall", meint sie sarkastisch. Daraufhin muss ich lachen. Es liegt einfach in der ganzen Familie, etwas verpeilt zu sein und von wem soll das wohl kommen, wenn nicht von meinen Eltern?

"Naja, auf alle Fälle wollte ich dir jetzt auch persönlich Happy Birthday und Merry Christmas wünschen. Feierst du denn später noch?", fragt sie euphorisch. "Danke Mum. Mal sehen, vielleicht kommen ein paar Freunde vorbei", weiche ich aus. Sie soll sich keine Sorgen um mich machen. Leider durchschaut sie mich und wirft mir durch die Kamera einen prüfenden Blick zu, sagt jedoch nichts weiter dazu.

"Deine Geschenke müssten eigentlich schon bei dir angekommen sein", sagt sie dann nachdenklich. Ich zucke mit den Schultern. "Erstens müsst ihr mir nichts schenken und zweitens sind sie das heute vielleicht. Bestimmt hat die Nachbarin sie angenommen, weil ich ja nicht daheim war", denke ich laut nach.

"Natürlich schenke ich dir was, du bist doch mein Sohn", beschwert sie sich empört. Grinsend sage ich dann: "Naja, dann danke schonmal". Sie winkt nur ab. "Gern. Dann wünsche ich dir jetzt mal trotzdem einen schönen Abend. Versuch, ihn trotzdem zu genießen, immerhin ist es dein Geburtstag", rät sie.

Wir verabschieden uns voneinander, da mir inzwischen ziemlich kalt ist und ich laufe weiter nach Hause. Als ich an meiner Tür ankomme, bilde ich mir ein, komische Geräusche von drinnen zu hören. Ich lege mein Ohr lauschend an die Tür, jedoch raschelt jetzt nichts mehr. Verwirrt stecke ich den Schlüssel ins Schloss, öffne die Tür und betrete meine Wohnung.

Irgendwie riecht es hier drin seltsam, doch ich kann nicht beurteilen, nach was. Ich stelle meine Einkäufe ab und gehe weiter durch die Wohnung, ohne das Licht anzumachen, da die Lampen im Flur so grell sind. Im Wohnzimmer will ich gerade den Lichtschalter betätigen, als jedoch plötzlich Musik losgeht und ich vor Schreck aufschreie.

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Bitte das Voten nicht vergessen😊 nurnoch wenige Kapitel und ihr wisst, was es mit Harrys Verletzungen auf sich hat🤫 hat jemand eine Vermutung?

Emerald green eyes || Part 1 (Larry Stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt