Kapitel 29

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Nach einer Weile wird es wieder lauter um uns herum. Die Jungs halten jubelnd den kleinen Pokal in die Höhe, den wir gewonnen haben. Sie spielen sich auf als hätten wir gerade eine Meisterschaft gewonnen. Zugegeben, wenn ich mit meinen Gedanken nicht die ganze Zeit bei Harry wäre, würde ich mich auch freuen. Mir geht jedoch einfach nicht aus dem Kopf, was er mir vorhin erzählt hat. Es grenzt ja schon an ein Wunder, dass ich mich während des Turniers überhaupt einigermaßen konzentrieren konnte.

Ich nehme mir vor, später nochmal mit Harry zu reden. Ich kann das nicht so stehenlassen. Trotzdem bin ich froh, dass er es mir erzählt hat. Vielleicht kann ich ihn dann in manchen Situationen besser verstehen. Immerhin dachte ich bis vor knapp zwei Stunden noch, dass er sich einfach aus Eitelkeit keine Umkleide mit uns teilen möchte.

Wir gehen zurück in die Halle, wo uns allen gratuliert wird. Unser Verein erhält eine kleine Spende des Veranstalters und wir Jungs einen Kasten Bier und ein paar Kleinigkeiten. Sogar unser Gegnerteam gratuliert uns. Das ist zwar keine Seltenheit, aber es kam auch schon vor, dass die Verlierer einfach ohne ein weiteres Wort abgehauen sind.

Als sich alle verabschiedet haben, gehen wir wieder in die Umkleide. Ich merke jedoch, dass Harry zögerlich vor der Tür stehen bleibt und unsicher zu mir schaut. Auch wenn der Hintergrund seines Handelns einfach nur erschreckend und traurig ist, so muss ich doch zugeben, dass er gerade einfach nur unfassbar niedlich aussieht. Er steht etwas geduckt neben der Tür mit hochgezogenen Schultern und schielt leicht zu mir. Seine Locken liegen noch feucht an seiner Stirn. Außerdem fällt mir auf, dass er jetzt schon seit mehreren Wochen keine Verletzungen hatte. Vielleicht hat er sich ja damals doch einfach nur mit jemandem angelegt, der etwas stärker ist.

Obwohl wir uns vorhin schon alle zusammen umgezogen haben, merke ich, dass Harry gerade wieder unsicherer ist und nicht mit rein möchte. Ich nehme mir unsere Handtücher, werfe ihm seins zu und zeige ihm, dass er mir folgen soll. Als wir an Jim vorbeikommen, sage ich ihm kurz, dass wir eben auf Toilette gehen, nicht, dass er die Umkleide abschließt und wir uns nicht umziehen konnten.

Bei den Klos angekommen, quetsche ich mich mit Harry in eine Kabine und schließe ab. "Was genau soll das werden?", fragt er mich verwirrt. Ich entgegne nur: "Wir warten, bis sich alle umgezogen haben. Nach dem Turnier sind die Jungs immer schneller fertig, als vorher, weil sie meistens noch anstoßen wollen". - "Aber ich möchte dich nicht aufhalten, du willst doch dann bestimmt auch mit dem Team mitgehen, oder?" Ich schüttle den Kopf, klappe den Toilettendeckel herunter und setzt mich darauf. "Nein, das passt schon. Morgen ist ja wieder Uni und ich will nicht mit einem Kater dort aufkreuzen. So wie ich die Jungs kenne, würden sie uns wieder abfüllen wollen, von daher verzichte ich darauf".

"Dann danke", erwidert Harry und sieht schüchtern auf mich herab. Ich winke ab. Das ist doch selbstverständlich. Wenn ich Harry so beobachte, muss ich sagen, dass er in Wirklichkeit ganz anders ist, wie er immer erscheint. Jeder, der ihn nicht genauer kennt, würde meinen, er sei extrem selbstbewusst und sogar einen Tick arrogant. Dass er in Wirklichkeit ein so dunkles Geheimnis verbirgt, wissen bestimmt nicht viele Menschen. Es ist ja schon krass, dass er mir das erzählt hat. Immerhin haben wir nicht besonders gut gestartet.

Mir reicht es schon, wenn ich daran denke, wie ich ihn anfangs hasste, weil ich Angst hatte, aus dem Team zu fliegen. Stattdessen habe ich einen guten Freund dazu gewonnen, dem ich vertrauen kann und der mich offensichtlich auch als eine Vertrauensperson ansieht, was mich extrem freut.

"Ich denke, wir können jetzt wieder zurückgehen. Die Jungs müssten soweit fertig sein", sage ich, nachdem ein paar Minuten vergangen sind. Ich stehe auf und wir gehen zu den Umkleiden. Gott sei Dank ist es hier in dem Gebäude schön warm, sonst wären wir jetzt sicherlich schon krank. Mit einem Blick in den Raum stelle ich fest, dass alle schon gegangen sind. Die hatten es aber eilig.

Emerald green eyes || Part 1 (Larry Stylinson)Where stories live. Discover now