Kapitel 88

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"Guten Tag, ich möchte bitte gern eine Vermisstenanzeige aufgeben", begrüße ich Officer O'Brian, welcher mich in seinem Büro empfängt. "Ist Ihr Freund immernoch nicht aufgetaucht?", fragt er gleich mit besorgter Miene. - "Nein, leider nicht. Ich habe absolut keinen Plan, wo er stecken könnte. Langsam mache ich mir wirklich Sorgen. Normalerweise ist er zumindest auf seinem Handy immer erreichbar und er ist auch nicht so dumm und läuft mit einer relativ frischen Operationsnarbe tagelang durch die Stadt. Er weiß genau, dass er regelmäßig seine Tabletten nehmen muss und die liegen bei mir in der Wohnung."

Officer O'Brian nickt verstehen und winkt mich zu sich an den Tisch. Er druckt ein Formular aus und zückt einen Stift.

"Name des Vermissten?" - "Harold Edward Styles".

"Alter?"- "20".

"Wohnort?"- "Bakerstreet 15".

"Bitte beschreiben Sie mir sein Aussehen". - "Harry hat gelockte, braune Haare, die ihm circa bis zur Schulter reichen und smaragdgrüne Augen. Am Tag seines Verschwindens trug er eine schwarze skinny Jeans, braune Jelsea Boots und ein blaues Hemd mit einer schwarzen Jacke darüber."

"Gibt es Auffälligkeiten?" - "Er hat sein Hemd immer nur bis etwas über der Brust zugeknöpft und außerdem trägt er an jedem Finger einen silbernen Ring. Und Harry ist ziemlich groß, man kann ihn eigentlich nicht übersehen".

Officer O'Brian notiert noch einiges und blickt mich dann nachdenklich an.

"Sagen Sie, Mr. Tomlinson, Ihr Freund wollte gestern eine Aussage tätigen... worum ging es da genau?", fragt er. Ich habe so etwas schon kommen sehen, doch trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen, jetzt einfach alles auszuplaudern, was Harry mir im Vertrauen erzählt hatte. Ich blicke auf meine Finger und drehe nervös mein Handy darin hin und her. "Mr. Tomlinson, Sie müssen ehrlich mit mir sein, sonst funktioniert das hier nicht. Sie wollen Ihren Freund doch finden, oder?" Ich seufze laut, nicke und beginne dann zu erzählen. Alles. Von den Vergewaltigungen vor einigen Jahren bis hin zu der vor drei Wochen. Immer wieder muss ich meine Augen schließen und tief Luft holen. Immer wieder habe ich dieses Bild vor Augen, wie Harry auf dem Dach des Krankenhauses stand und sich möglicherweise das Leben nehmen wollte. Und immer wieder verstehe ich nicht, wie ein Mensch ein solches Leid durchstehen und dann trotzdem noch so strahlen kann wie Harry.

Obwohl man meinen sollte, dass Officer O'Brian solche Fälle wie Harrys schon des Öfteren erlebt hat, sieht auch er durchgehend schockiert und entsetzt aus und schluckt geräuschvoll, als ich mit meiner Erzählung fertig bin. "Dann weiß also niemand aus Mr. Styles' Familie von dieser Tat?", vergewissert er sich. - "Exakt. Seine Mutter und Schwester halten Jack noch immer für einen perfekten Familienvater. Beide waren entweder auf Geschäftsreise oder im Urlaub, als Jack Harry das angetan hat. Und glauben Sie mir, Harry wurde nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst... ich habe seine Verletzungen schließlich mit eigenen Augen gesehen", erkläre ich. - "Und Sie sagen also, dass dieser Jack momentan nicht in der Stadt ist?", hakt der Officer nach. Ich runzle die Stirn, nicht wissend, worauf er hinaus möchte. "Ja, zumindest hat Anne uns das so gesagt und sie wird doch eigentlich wissen, wo sich ihr Mann befindet, oder nicht?", frage ich nach. O'Brian kratzt sich nachdenklich am Kinn und blickt mich prüfend an. "Und Sie glauben wirklich, dass er seiner Lebensgefährtin die Wahrheit erzählt hat? Sie sagten doch auch, dass Mrs. Twist nichts von den Vergehen an ihrem Sohn weiß..."

Ich ziehe scharf die Luft ein, als mir klar wird, worauf er hinaus will. "Sie meinen... Harry ist nicht freiwillig abgehauen?"

- "Mr. Tomlinson, ich möchte ehrlich mit Ihnen sein. Mir selbst hat dieser Fall keine Ruhe gelassen, sodass ich mir gestern Abend noch die Aufnahmen der  Überwachungskameras vom Eingang des Reviers angeschaut habe. Als Ihr Freund den Anruf bekam, wurde er bleichweiß, hat panisch um sich geschaut und irgendetwas auf seinem Handy angesehen. Anschließend hat er wieder das Telefon an sein Ohr gehalten, ein paar mal hastig genickt und ist dann um die Ecke verschwunden."

Emerald green eyes || Part 1 (Larry Stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt