Kapitel 67

360 50 16
                                    

[Jack]👆

Während Harry schläft, gehe ich aus dem Zimmer, um mich frisch zu machen und eventuell etwas zu essen. Ich bräuchte dringend mal wieder frische Klamotten, aber ich möchte Harry nicht allein hier lassen, um zu meiner Wohnung zu fahren. Nachdem ich auf der Toilette war und mein Gesicht mit Wasser abgewaschen habe, gehe ich in die Cafeteria, kaufe mir ein belegtes Brötchen verlasse das Gebäude, um mich an der frischen Luft ein wenig zu bewegen. Während ich auf dem Platz hin und her laufe, esse ich mein Brötchen. Mit einem Blick auf mein Handy stelle ich fest, dass es fast Mittag ist.

"Louis?", höre ich auf einmal eine Stimme. Verwirrt drehe ich mich herum. Vor mir steht eine dunkelhaarige Frau mittleren Alters mit strahlend grünen Augen. Sie hat eine Sorgenfalte auf der Stirn. Ich weiß nicht woher, doch sie kommt mir bekannt vor. "Entschuldigung, kenne ich Sie?", frage ich verwirrt, aber dennoch freundlich. Sie stellt die kleine Reisetasche ab, die sie bis gerade eben über der Schulter getragen hat und streckt mir die Hand hin. "Ich bin Anne", sagt sie. Ich runzle die Stirn aber erwidere den Händedruck. "Und weiter?", frage ich, was sie zum schmunzeln bringt. "Ich weiß nicht, ob du dich an mich erinnerst. Ich war letztes Jahr mit meinem Lebensgefährten im The Wilmington, als du gearbeitet hast", sagt sie. Ich überlege.

Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Der große unheimliche Kerl, der mir die Hölle angedroht hatte, als ich angeblich nicht schnell genug die Rechnung aufgesetzt hatte und eben Anne, die mir im Nachhinein eine Menge Trinkgeld zugesteckt hat. "Klar, doch jetzt erinnere ich mich an Sie", sage ich und ihre besorgte Miene erhellt sich etwas. "Du kannst gerne Du sagen. Sonst fühle ich mich so alt", meint Anne.

"Darf ich dann fragen, woher Sie - Verzeihung- woher du meinen Namen kennst?", frage ich, da ich keinen Zusammenhang finde. Anne seufzt und deutet auf die Reisetasche. "Ich befürchte, wir sind aus dem selben Grund hier. Mein Sohn ist gestern ins Krankenhaus eingeliefert worden. Nachmittags kam ein gewisser Niall zu mir und hat es mir erzählt. Er meinte, du wärst Harrys bester Freund?" Im ersten Moment schwirren mir die Gedanken in meinem Kopf umher, doch auf einmal wird mir alles klar. Anne ist Harrys Mutter, das heißt- oh Gott!

Bitte lass das nicht wahr sein! Wenn Anne sagt, der Kerl aus dem Restaurant sei ihr Lebensgefährte, dann... dann meint sie damit Jack. Der Typ, von dessen Anblick ich bereits Knieschlottern bekomme, ist Harrys Stiefvater und Vergewaltiger. Ich schlucke hart und versuche, mir vor Anne nichts anmerken zu lassen. "Ähm ja... ich bin Louis Tomlinson, Harrys bester Freund. Wir kennen uns von der Uni. Freut mich, Sie kennenzulernen, auch wenn der Anlass dafür wohl alles andere als schön ist". Sie nickt wissend. "Harry hat komischerweise nie etwas von dir erzählt. Niall kannte ich mehr oder weniger flüchtig, aber deinen Namen kannte ich vorher nicht", rätselt sie. Schlagartig wird mir eiskalt und heiss zugleich.  "Ähm ja, ich weiß nicht, wir haben uns zwischendurch mal aus den Augen verloren", rede ich mich heraus. "Soll ich dich denn zu ihm bringen? Er ist vorhin allerdings erst eingeschlafen, sein Körper braucht viel Ruhe", erzähle ich. - "Ja gerne. Ich bringe ihm ein paar Klamotten, Zahnbürste und so. Kannst du mir denn sagen, was genau mein Sohn hat? Niall konnte mir nichts Genaues erzählen und die Ärzte schweifen immer so weit aus", bittet Anne mich freundlich.

Während wir zu Harrys Zimmer laufen, erzähle ich ihr alles, was ich auch erfahren habe... abgesehen von den Sachen, die sie lieber nicht wissen sollte. Immerhin ist Harry schon 20 Jahre alt und darf selbst entscheiden, wer seiner Angehörigen wie viel erfahren darf- oder eben nicht.

Als wir in der Intensivstation ankommen, ziehen wir uns beide die blauen Kittel mitsamt Handschuhen an und betreten nach einem leisen Klopfen Harrys Zimmer. Er scheint noch zu schlafen, zumindest sind seine Augen noch geschlossen. Anne setzt sich neben sein Bett, während ich seine Tasche grob ausräume. Da ich nicht weiß, wann Harry auf die normale Station wechseln darf, gebe ich mir keine Mühe, alles extra in den kleinen Schrank einzuräumen. Womöglich darf Harry sowieso keine eigenen Klamotten tragen.
"Hallo, mein Schatz", höre ich plötzlich Annes Stimme hinter mir. Als ich mich herumdrehe, sehe ich, dass Harry aufgewacht ist. Ich bemerke seinen mehr oder weniger panischen Blick zu mir, doch ich schüttle beruhigend den Kopf. Zögerlich wendet er sich seiner Mutter zu. "Hey Mum. Was machst du hier?", fragt er. - "Was ich hier mache?! Mein Sohn ist bis vor kurzem in Lebensgefahr geschwebt, da ist es ja wohl klar, dass ich zu dir komme", stellt sie entrüstet fest. Harry nickt nur. Ohje. Was ist das denn bitte für eine Familie, wenn für ihn selbst so etwas Selbstverständliches als eben solches nicht scheint?

Emerald green eyes || Part 1 (Larry Stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt