Kapitel 31

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Als ich in der Mensa ankomme, sitzt Harry schon an unserem Tisch. Er sieht mich noch nicht, da sein Stuhl mit dem Rücken zur Tür steht. Ich komme näher und lege meine Hände über seine Augen. Harry zuckt erschrocken zusammen, bevor er seine Hände über meine legt. "Louis?", fragt er. "Richtig geraten", sage ich grinsend und setze mich ihm gegenüber. "Ich dachte mir doch, dass das nur du sein kannst. Diese kleinen Pfoten hast nur du", erwidert er grinsend.

Ich verdrehe die Augen, doch dieses Mal bin ich ausnahmsweise mal nicht genervt, dass jemand meine Körpergröße beleidigt. Manchmal wünsche ich mir schon, nicht so klein zu sein, aber was soll ich machen? Das bin nun mal ich. Harry lacht und meint: "War nur ein Spaß. Ich mag es, dass du nicht so ein Riese bist". Sollte das jetzt ein Kompliment darstellen? "Du meinst, so wie du?", frage ich schelmisch. Harry grinst und nickt.

"Und wie war die Vorlesung?", fragt er mich. Ich zucke mit den Schultern. Dass ich mit den Gedanken die ganze Zeit woanders war, muss er ja nicht unbedingt wissen. "Langweilig wie immer. Und bei dir?", erkundige ich mich. "Auch. Außer dass Niall mich die ganze Zeit so komische Sachen gefragt hat, als wir uns im Gang begegnet sind", erzählt er. Stimmt, mein bester Freund müsste ja eigentlich mit Harry hier angekommen sein, zumindest haben sie meistens im gleichen Abteil der Uni die Vorlesungen. "Wo ist Niall eigentlich?", frage ich.

"Der ist noch schnell aufs Klo und danach hat er irgendjemanden getroffen. Ich bin aber schonmal vorgegangen, er müsste auch gleich hier sein", erklärt er. "Achso okay. Und was hattest du gemeint, dass er so gefragt hat?" Ich weiß schon genau, was jetzt kommt.

"Er hat mich die ganze Zeit gefragt, wie ich denn herausgefunden habe, dass ich schwul bin und wie ich mich dann geoutet habe", erzählt er belustigt. Gespielt verwundert blicke ich ihn an. "Wie kommt er denn auf einmal darauf?" Harry zuckt mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Er hat gemeint, dass er für einen Freund fragt, aber das ist natürlich auch eine 0815 Ausrede". - "Meinst du etwa, dass Niall schwul ist?!"

"Ich weiß es nicht. Es könnte natürlich sein, aber ich habe das Gefühl, dass da mehr dahinter steckt", erklärt Harry. - "Wie meinst du das?" Er schaut mich nachdenklich an. Ich versuche, möglichst unschuldig auszuschauen. Ungefähr so, wie wenn die Polizei an einem vorbeifährt und man möglichst vorbildlich und unschuldig aussehen will. Harry mustert mich erneut. "Ist nur so ein Gefühl".

Um mich nicht zu verraten, sage ich lieber nichts mehr dazu. Er durchschaut mich ja sowieso jedes Mal. In dem Moment kommt Niall in die Cafeteria und läuft zu uns. "Hey, ihr habt euch ja noch gar kein Essen geholt?", meint er verwundert mit einem Blick auf den leeren Tisch vor uns. "Wir haben uns noch ein bisschen unterhalten", meine ich, stehe auf und stelle mich an der Essensschlange an, ohne auf die beiden zu warten. Ich habe keine Lust, dass Harry jetzt hier herausfindet, dass ich eventuell bisexuell bin.

Außerdem bin ich ein bisschen sauer auf Niall. Ich vertraue ihm an, dass ich Harry irgendwie anziehend finde, und er erkundigt sich ausgerechnet bei ihm über dessen Outing. Das ist ja auch überhaupt nicht auffällig! Genervt seufze ich, doch im gleichen Moment merke ich, dass Harry hinter mir steht. "Wieso bist du so genervt?" - "Isst Niall nichts?", entgegne ich und ignoriere seine Frage. - "Doch, aber ich nehme ihm etwas mit. Und?", meint er. "Was Und?", frage ich genervt. 

"Du hast mir nicht geantwortet", sagt Harry. Ich verdrehe die Augen. "Ich bin nicht genervt". Ich gehe die letzten Schritte vor, nehme mir mein Essen und gehe zurück zum Tisch. Es gibt heute Lasagne. Ich fange an zu Essen und ignoriere Nialls Blicke. Der kann mir gerade gestohlen bleiben. Meine Wut auf ihn erhöht sich mit jedem Bissen, den ich zu mir nehme. Warum kann Niall nicht einmal in seinem Leben seinen Mund halten?!

Harry kommt wieder zu uns und stellt vor Niall und sich einen Teller. Er sieht mich fragend an und zieht eine Augenbraue hoch. Auch dies ignoriere ich erneut und esse schweigend weiter. Harry lässt mich nach einer Weile in Ruhe und unterhält sich mit meinem besten Freund. Die amüsieren sich ja prächtig! Sogar seinen Rest Lasagne überlässt Harry dem Iren. Ist ja nicht so, dass ich das auch gerne genommen hätte!

Emerald green eyes || Part 1 (Larry Stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt