Kapitel 100

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Als ich am nächsten Morgen aufwache, liegt Lucas nicht mehr neben mir. Ich schließe noch einmal kurz die Augen, da er so unbarmherzig war und die Jalousien aufgemacht hat, sodass das Tageslicht mich nun extrem blendet. Ich taste prüfend seine Bettseite ab, doch diese ist bereits kalt. Lucas scheint schon seit einer Weile wach zu sein. Seufzend richte ich mich auf und halte mir meinen Kopf für einige Sekunden. Diese Kopfschmerzen bringen mich noch um. So einen starken Kater hatte ich lange nicht mehr. Ich sollte das nächste mal weniger trinken. Als ich auf die Uhr schaue, ist es bereits Mittag. Seufzend klappe ich die Bettdecke zur Seite, stehe dann aus diesem überaus gemütlichen Bett auf und ziehe mir meine Klamotten an, die im Zimmer verstreut liegen. Anschließend laufe ich suchend durch die Wohnung. "Lucas?", rufe ich. Zuerst erhalte ich keine Antwort, doch schließlich höre ich eine Balkontür ins Schloss fallen. Ich folge dem Geräusch und laufe fast gegen Lucas, der mir entgegenkommt. Im letzten Moment bemerke ich ihn. Nachdenklich atme ich unauffällig die Luft ein, die zu mir weht. "Du rauchst?", frage ich. - "Guten Morgen, Louis. Ich hoffe, du hast gut geschlafen?" Ich grinse und stelle mich auf die Zehenspitzen, um Lucas einen Kuss auf die Wange zu drücken. "Ich habe hervorragend geschlafen. War auch nicht verwunderlich nach deiner Aktion gestern", sage ich. Lucas nickt bloß und schaut über meinen Kopf hinweg zur Tür. "Du... du weißt nicht, dass... dass du...", beginnt er stotternd. Ich runzle die Stirn und lege meine Hände an seine Wangen, damit er mich ansieht. Er folgt meiner unausgesprochenen Bitte, doch seine Augen wandern unruhig zwischen meinen hin und her. "Was habe ich...?", hake ich nach. Lucas blinzelt kurz und setzt dann ein Lächeln auf, dass mir allerdings mehr als unecht erscheint. "Ach egal, ich bin nur noch etwas müde, ich konnte ewig nicht schlafen. Hast du Hunger?"

- "Ein bisschen. Ich hoffe, ich habe nicht geschnarcht?", frage ich und folge Lucas in die Küche, wo schon der Wasserkocher läuft. "Nein, du hast... nur geträumt. Du redest sehr viel im Schlaf", sagt der Brünette und deutet mir, mich hinzusetzen. "Sind warme Brötchen okay? Ich war noch nicht einkaufen, ich hatte nicht damit gerechnet, dass du wirklich mit zu mir kommst".

- "Klar, alles gut. Aber zu meiner Frage von vorhin: rauchst du?" Ich weiß nicht, was es ist, doch irgendwie ist die Stimmung zwischen uns recht kühl. Ist Lucas sauer auf mich, weil ich noch nicht mit ihm schlafen wollte? Aber er hatte doch gemeint, dass alles in Ordnung ist.

"Nicht regelmäßig. Nur wenn ich gestresst bin oder mal abschalten muss", meint Lucas abweisend und legt uns beiden jeweils ein Brötchen auf den Teller. "Und das musstest du, weil...?", hake ich nach, "habe ich gestern etwas falsch gemacht? Es tut mir leid, dass ich nicht mit dir schlafen wollte, es liegt nicht an dir, es ist nur..." Lucas unterbricht mich, indem er einfach aufsteht und zum Kühlschrank läuft. Dass ich nicht weiterrede, scheint er nicht einmal zu bemerken. "Sag mal, kannst du mir jetzt vielleicht mal erklären, was zum Teufel mit dir los ist?! Ich habe mich auf ein schönes Frühstück mit dir gefreut und du ignorierst mich einfach. Wenn du ein Problem mit mir hast und ich bloß ein Betthäschen für dich war, das du nicht rumgekriegt hast, dann sag es mir gleich, aber dann werde ich sofort gehen! Denn verarschen lasse ich mich garantiert nicht, Lucas!" Inzwischen bin auch ich aufgestanden und baue mich vor Lucas auf, was zwar nicht sonderlich bedrohlich aufgrund meiner Größe wirkt, doch der Wille ist da. Mein Gegenüber blinzelt ein paar mal überrascht, bis er schließlich den Kühlschrank wieder schließt und auf den Boden schaut. "Es tut mir leid, Louis. Es sollte nicht so rüberkommen, als hätte es etwas mit dir zu tun. Ich... ich habe momentan einfach ein wenig Stress auf der Arbeit und da kommt der Schlaf bei mir viel zu kurz. Aber bitte glaub mir, ich spiele nicht nur mit dir. Du bist mir wirklich wichtig und ich wünsche mir nichts mehr, als dass du dich vielleicht irgendwann auf mich einlassen kannst. Denn ich... verdammt, ich habe mich in dich verliebt, Louis. Seit ich dich das erste mal gesehen habe, kann ich an nichts anderes mehr denken." Ich starre Lucas geschockt an. Dann wende ich mich von ihm ab und gehe zu einem Fenster am anderen Ende des Raums. Ich stütze mich mit meinen Händen an der Fensterbank ab, sodass ich Lucas meinen Rücken zugedreht habe. "Das... das war vor über einem Jahr", flüstere ich und lehne meine Stirn an die kühle Scheibe. Ich sehe in der Spiegelung, dass Lucas zu mir kommt. Kurz vorher bleibt er stehen und streckt seine Hand nach mir aus. Beinahe unmerklich zucke ich zusammen. Lucas seufzt leise, lässt seine Hand sinken und entfernt sich wieder. "Ich weiß. An dem Tag, als du zu uns aufs Revier kamst, wurde uns vorher gesagt, dass wir einen neuen Kollegen bekommen, der wohl noch recht jung ist. Als ich dich sah, dachte ich für einen Moment, das wärst du. Zumindest habe ich es gehofft... aber dann habe ich erfahren, dass dein Freund entführt wurde und ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als dass wir ihn finden und du endlich wieder glücklich bist. Natürlich kam es mir gelegen, dass ich dich trösten und umarmen konnte, doch das war nichts was mir so viel bedeutete wie dein Glück. Ich habe mich in dich verliebt, Louis. Und ich weiß, dass du noch nicht so weit bist und das akzeptiere ich natürlich auch, aber.... bitte sag mir gleich, wenn du keine Chance für uns siehst."

Ich reibe mir die Schläfen. Lucas' Geständnis hat meine Kopfschmerzen nicht unbedingt verbessert. Scheiß Alkohol.

"Louis?", fragt Lucas leise, als ich nach einigen Minuten immernoch nicht geantwortet habe.

"Ich... ich kann das jetzt nicht... ich kann diese Entscheidung nicht einfach so mal schnell treffen. Ich liebe dich nicht, Lucas. Und es tut mir weh, dir das so entgegen zu knallen, aber... du wolltest die Wahrheit." Bevor ich weitersprechen kann, höre ich ein unterdrücktes Schluchzen hinter mir. Schnell drehe ich mich um und sehe gerade noch, wie Lucas sich auf einen Stuhl fallen lässt und sein Gesicht in seinen Händen vergräbt. "Lucas, ich..." - "Nein, Louis. Ich verstehe schon. Mein Ex hat mir damals bereits gesagt, dass ich es nicht wert bin, geliebt zu werden. Vielleicht hatte er Recht. Manche Menschen haben dieses Glück einfach nicht verdient", flüstert er und sieht mich mit Tränen in den Augen an.

Sofort schüttle ich energisch meinen Kopf. Ich gehe vor Lucas' Stuhl in die Hocke und nehme seine Hände in meine. "Das stimmt nicht. Dein Ex war einfach ein Arschloch, der dich nicht verdient hatte. Schenke seinen Worten bitte auf keinen Fall Glauben. Jeder Mensch hat es verdient, geliebt zu werden. Vor allem eine so tolle Person wie du. Du bist einfühlsam, witzig, liebevoll, charmant und hast einfach insgesamt einen tollen Charakter. Und... du hast mich gerade nicht ausreden lassen. Ich habe gesagt, dass ich dich nicht liebe. Das stimmt auch, aber dennoch... ich möchte dir eine Chance geben. Ich möchte uns eine Chance geben. Du hast mir im vergangenen Jahr gezeigt, dass du immer für mich da bist. Ich konnte dir die Ohren vollheulen, dass ich Harry vermisse und du bist immer geduldig geblieben und hast mich getröstet. Und deshalb... ich möchte, dass wir es versuchen".

Lucas sieht mich ungläubig an. "Wirklich?", haucht er. Ich nicke lächelnd. Als ihm eine letzte Träne aus dem Augenwinkel entweicht, wische ich diese sanft mit meinem Daumen weg. "Ein Date", flüstert Lucas. - "Ein Date?", wiederhole ich verwirrt. "Ich organisiere ein richtiges Date, so als ob wir uns gerade erst kennenlernen würden. Dann hast du die Möglichkeit, mit deinem Herzen statt deinem Kopf zu entscheiden. Und wenn du Zeit brauchst... von mir aus können wir auch zwei Dates haben, oder drei oder eben so viele, wie du möchtest. Denn ich möchte dich nicht verlieren."

"Ich gehe gern auf ein Date mit dir, Lucas".

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Emerald green eyes || Part 1 (Larry Stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt