Zu schön um wahr zu sein

1.2K 85 27
                                    


~*~ Izuku PoV ~*~

Mit warmen Wangen ging ich etwas verwirrt zur Bahnstation. In den Scheiben der einfahrenden Bahn konnte ich sehen, dass ich ein dümmliches Grinsen auf den Lippen hatte. Ich klatschte mir mit den flachen Händen auf die Wangen. Mit so einem Gesicht kannst du doch nicht durch die Gegend laufen. Und warum grinse ich überhaupt? Ich hatte ihm doch nur die Sachen wiedergebracht, konnte mich entschuldigen und hatte erfahren, dass er sich das auch anders vorgestellt hatte. Mein Puls nahm an Fahrt auf. Aber was hatte er sich vorstellt?

Es vibrierte in meiner Hosentasche und mein Herz machte einen riesen Satz. Kyoka hatte mich dazu gebracht in Katsukis Handyhülle ein Zettel mit meiner Handynummer hineinzustecken. Und kurz hatte ich die Hoffnung, dass er mir geschrieben hatte, doch es war nur Kyoka. Sie wollte wissen wie es gelaufen war. Ich antwortete ihr nicht, dieses Gespräch musste ich so lange wie möglich hinaus zögern, sonst lässt sie mich nicht mehr in Ruhe. Warum will ich das mir Katsuki schreibt? Und warum hab ich mich darauf eingelassen, ihm meiner Nummer zu geben? Er war doch nur ein One Night-Stand, mehr nicht ... oder?

Ich stöpselte mir meine Kopfhörer rein und machte mir eine Playlist an. Kyoka schrieb eine neue Nachricht, drei fette Fragezeichen. Ich seufzte. Sie hatte echt ein Narren daran gefressen, dass ich nach einem One Night-Stand immer noch Interesse an jemanden zeigte. Wir kannten uns aus der Oberstufe, sie war meine erste richtige Freundin, daher ist sie wohl so drauf. Sie ist eine unverbesserliche Romantikerin, sie hat immer noch die Hoffnung, dass ich den Vorfall von damals vergessen könnte, dass ich mich wieder verlieben könnte. So ein Bullshit. Das Lied wechselte und ich musste blinzeln.
(Me Against You - Three Days Grace)

You need to get this straight
I will never cooperate with you
You try to control me
And the pain I feel seems to make you happy

Unwillkürlich tauchten die Bilder von damals wieder auf und fiele über mich her. Mein Körper fing an zu zittern. Nicht gut, gar nicht gut. Izuku, das ist schon Jahre her und du hast es dem Typen heimgezahlt.

Fuck that
I'm down so low I've got nothing to lose
Won't put thoughts in my head trying to tell me what to do
Fuck that
And every step you think I'm under your shoe
If you're breaking my back, I'll be breaking yours too

Mein Blick glitt automatisch auf meine rechten Hand, mit der ich mich an einer Stange festhielt. Auf der Rückseite konnte man die beiden Ende einer großen Narbe erkennen, die sich über meine Handfläche zog.

If you've got something to prove
You against me, me against you
If you've got something to prove
You against me, me against you

Here we go again
You think you're in my head and under my skin
There's nothing you can throw at me
You can't win against my kind of crazy
Fuck that

Vergnügt musste daran denken, welche Narben er davon getragen hatte. Auch wenn ich für das, was ich getan hatte, zahlen musste. Doch ich würde es wieder tun. Schließlich war er der Grund für all meine Schmerzen.

I'm down so low I've got nothing to lose
Won't put thoughts in my head trying to tell me what to do
And every step you think I'm under your shoe
If you're breaking my back, I'll be breaking yours too

...

Mein Handy vibrierte wieder, aber ich sah nicht drauf, da ich vermutete, dass mich meine beste Freundin weiter nerven wollte. Ich hing meinen Gedanken nach, als mich plötzlich der Angstschweiß packte. Katsuki geht auf die gleiche Schule, wenn er Kontakt mit mir hat, dann will er mehr über mich wissen wollen. Und wenn er sucht, dann wird er definitiv auf DAS stoßen. In diesem Moment bereute ich es ihm meine Nummer gegeben zu haben und ich flehte zu Gott, dass er mich vergessen wollte.

Ich will nicht das Katsuki das über mich erfährt. Ich fischte mein Handy aus meiner Hosentasche. Mehrer Nachrichten von Kyoka sprangen mir entgegen und auch eine von einer unbekannten Nummer. Ich musste mir ein panischem Aufschrei unterdrücken. Den Text konnte ich im Sperrbildschirm nicht lesen, war vielleicht auch besser so. Ich entsperrte mein Handy und rief Kyoka an. Ich wollte zwar nicht mir ihr reden, aber der neue Umstand erforderte drastische Maßnahmen. Es tutete zweimal, bis sie abnahm. „Na endlich, ich dachte schon er hätte dich umgebracht.", kam mir ihre empörte Stimme entgegen.

„Das war eine ganz dumme Idee! Er soll sich von mir fern halten!", keifte ich in den Hörer. „Wieso das denn auf einmal?" „Ich will nicht, dass er das von Dabi damals erfährt!", es blieb eine Weile still und ich dachte schon, dass sie mich nicht gehört hatte. „Izuku.", oh Gott ich kannte diese Tonlage. Diese bedrohliche und angsteinflößende Stimme hieß nie etwas Gutes. „J-Ja?" „Zieh dir endlich deinen Kopf aus dem Arsch! Der Scheiß von damals ist schon fast 10 Jahre her und du trauerst dem immer noch wie ein Kleinkind nach? Ich bin enttäuscht von dir!", bevor ich etwas erwidern konnte hatte sie aufgelegt. Heiliger, so hatte ich Kyoka noch nie erlebt.

Unschlüssig starrte ich auf meinen Bildschirm, der irgendwann schwarz wurde. Vielleicht sollte ich zu ihr fahren und mich entschuldigen. Aber wofür? Dafür das ich Angst hatte? Angst davor, dass Katsuki meine dunkle Vergangenheit herausfindet?

Fuck! Ich stieg aus der Bahn und nahm die nächstebeste Verbindung mit der ich zu Kyoka kam. Sie müsste noch auf der Arbeit sein. Kannst du es mir verübeln, dass ich Angst habe Kyoka? Du weißt noch genau, wie Shoto reagiert hatte, als er erfuhr was ich seinem Bruder angetan hatte. Shoto hatte mir zwar verziehn, aber unser Verhältnis war Monatelang angespannt.

Ich hechtete über die Straße und ging in den Laden hinein. Meine beste Freundin arbeitet nebenbei in dem Musikladen ihrer Eltern. Sie stand gerade bei den Gitarren, als sie sich zu mir umdrehte. „Kyoka, ich-" „Hmpf!", sie drehte mir demonstrativ den Rücken zu und verließ den Verkaufsraum. „Kyoka, warte doch.", ich rannte ihr nach.

Just a Onenightstand?Where stories live. Discover now